Dem Lebensmittelbetrug auf der Spur

von NEUES LAND

Mit der Isotopenanalyse kann eine Art Fingerabdruck von Lebensmitteln erkannt werden, um falsche Herkunftsangaben aufzudecken.

Die Kennzeichnung der Herkunft von Lebensmitteln ist derzeit in aller Munde. Produzenten sorgen sich um unlauteren Wettbewerb, Händler möchten Sicherheit über die Herkunft der von ihnen vertriebenen Waren und Konsumenten hätten verständlicherweise auch gerne das in ihrem Einkaufswagen, was das Etikett verspricht. Trotzdem gibt es immer wieder betrügerische Tendenzen, da das Geschäft mit falsch etikettierten Waren offenbar sehr lukrativ ist. Spezialisten vergleichen die Gewinne mit Lebensmittelbetrug sogar mit dem Handel von Drogen und Waffen. Durch die Methode der Isotopenanalyse ist es möglich eine Art Fingerabdruck von Lebensmitteln zu erfassen und falschen Herkunftsangaben auf die Schliche zu kommen.

Bernd Bodiselitsch ist Geschäftsführer von Imprint Analytics.

Bernd Bodiseltisch ist Geschäftsführer von Imprint Analytics. Foto: Maria Hollunder

Bernd Bodiselitsch ist Geschäftsführer von Imprint Analytics und hat sich mit seinem Labor auf diese Herkunftsanalysen spezialisiert. Er erklärt: „Isotope eines Elements haben nahezu dieselben chemischen Eigenschaften, aber unterschiedliche Massen. Geprägt durch Umweltbedingungen wie dem Klima oder dem Boden findet sich in jedem Produkt ein typisches, ortsspezifisches Isotopenverhältnis. Auch der Mensch hat darauf, beispielsweise mit der Wahl der Dünger, einen Einfluss. Diese spezifische Zusammensetzung wird auch ‚Isotopen-Fingerabdruck‘ genannt.“

Glaubwürdig

Die geographische Herkunftsüberprüfung mittels Isotopenanalyse kann für alle Obst- und Gemüseprodukte angewendet werden. Für die Steiermark ergeben sich dadurch viele Möglichkeiten – etwa um die Herkunft von Äpfeln, Beeren, Kren oder Käferbohnen abzusichern. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Rohstoffe direkt oder Verarbeitungsprodukte davon analysiert werden. „In der Praxis konnten immer wieder Säfte entdeckt werden, die nicht ausgewiesene Zucker- oder Wasserzusätze beinhalten“, erzählt der Chemiker. Die Kunden des Labors kommen aus der gesamten Wertschöpfungskette der Lebensmittel. Sie sind Lebensmitteleinzelhändler, Produzenten, Erzeugerorganisationen sowie Aufsichtsbehörden und Verbraucherschutzorganisationen. Schließlich haben alle ein Interesse daran, die Glaubwürdigkeit der Erzeugnisse aufrecht zu erhalten und sich gegen Lebensmittelbetrug zu schützen.

Bis zum Feld

Im Labor gibt es letztendlich zwei Ansätze, die Herkunft von Lebensmitteln zu überprüfen. „Bei der Referenzmusteranalyse wird eine Probe mit dem Fingerabdruck einer bekannten Referenzprobe verglichen. Somit ist eine Rückverfolgbarkeit des Produktes bis hin zum Feld möglich. Diese Methode ist schnelle und exakt. Wir bieten dafür auch das Einlagern von Referenzproben an“, so der Analytiker. Der zweite Ansatz ist deutlich aufwändiger, da eine Datenbank von vielen Proben aufgebaut werden muss. So oder so ist die Isotopenanalyse ein modernes und probates Mittel, um die eindeutige Herkunft von Obst und Gemüse festzustellen und heimische Qualität vor Betrug zu schützen.

Was sind Isotope?

Als Isotope werden Atomarten des gleichen Elements mit unterschiedlicher Masse bezeichnet, was durch eine Variation der Anzahl von Neutronen im Atomkern entsteht. Wasserstoff hat beispielsweise drei Isotope, von Kohlenstoff sind sogar 15 bekannt. Im Labor können dadurch wichtige Informationen über die Herkunft von Lebensmitteln bestimmt werden, um Lebensmittelbetrug aufzudecken.

Infographik zur Isotopenanalyse

 

Beitragsbild: Egal ob Karotte, Apfel oder Tomate – mit der Isotopenanalyse kann die Herkunft aller Obst- und Gemüsearten bestimmt werden. Foto: Monika Aminger

 

Zum Thema passend

1 kommentieren

Dr. Georg Ramsauer 17. März 2020 - 10:33

Die Isotopenanalyse ist auch ein wichtiges Instrument in der Kriminalistik.

Antwort

Einen Kommentar abgeben