Chinakohl: Wieder ein Minus

von Karlheinz Lind

Fehlender Herbst-Niederschlag hat dem Chinakohl das Leben schwer gemacht. Folgen: geringer Mengen und schlechter Qualitäten.

Bereits das zweite Jahr in Folge haben die steirischen Chinakohl-Bauern mit riesigen Problemen zu kämpfen. Gab es im Vorjahr durch die hohen Niederschlagsmengen im Herbst massive Ernteschwierigkeiten, so sind sie heuer genau mit dem Gegenteil konfrontiert gewesen. Franz Kober, China-kohl-Bauer im Vollerwerb in der Gemeinde Nestelbach im Ilztal und Sprecher der steirischen Produzenten dazu: „Von Ende September bis Mitte Oktober hatten wir keine nennenswerten Niederschläge. Dies hatte verheerende Folgen.“ Einerseits konnte das beliebte Wintergemüse nicht ordentlich zusammengreifen – Kober bezeichnet dies als fehlende Kopfbildung – und anderseits kam es zu innerlichen Verfärbungen. „Dies alles wirkt sich sehr negativ aus. Wir rechnen mit Ernteeinbußen von rund 20 bis 30 Prozent und schlechteren Qualitäten“, so der Landwirt. Genaueres kann derzeit noch nicht sagen, stehen die rund 100 steirischen Bauern doch gerade erst auf dem Feld, um die Ernte einzubringen.

Anbau

Chinakohl-Bauer Franz Kober: „Die Lage ist schwierig“

Chinakohl-Bauer Franz Kober: „Die Lage ist schwierig“

Dabei habe das heurige Chinakohl-Jahr wirklich vielversprechend begonnen, erklärt der Experte: „Grundsätzlich erfolgt die Saat in den beiden ersten Augustwochen. Entsprechende Niederschläge haben das Jugendwachstum äußerst positiv beeinflusst und wir alle hofften bereits auf ein Rekordjahr“. Leider hat das später Wetter diese Hoffnungen zu Nichte gemacht. Der fehlende Regen habe auch den Erntezeitpunkt um rund zwei Wochen nach hinten verschoben. Normalerweise werde der Chinakohl ab dem 20. Oktober geerntet, heuer erfolgte der Start nach Allerheiligen. Kober weiter: „Wir dachten, dass sich durch den späten Regen noch etwas bessern würde, leider half dieser nicht mehr. Ja sogar das Gegenteil tritt nun ein: Die nassen Verhältnisse reduzieren nun die Lagerfähigkeit“.

Schlechte Preise

Und das führt zu weiteren Problemen in der Branche, da die Hauptvermarktung in den Monaten Jänner bis April des nächsten Jahres erfolgt. Franz Kober gibt zu bedenken: „Die Preise liegen heuer rund 30 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt. Kann man direkt vom Feld verkaufen, geht sich das gerade noch aus“. Muss die Ware jedoch eingelagert werden, ist die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben. Den Grund erklärt er so: „Erfolgt die Lieferung von unseren Lagern zum Einzelhandel, muss jeder Chinakohl per Hand nachgeschnitten und geputzt werden. Das ist gleich viel Arbeit wie die Ernte selbst.“ Und das meist zum gleichen Verkaufspreis wie direkt vom Feld.

Deshalb hofft man in der Branche, dass die Konkurrenz durch den ausländischen Eisbergsalat nicht zu groß wird. Kober: „Wir müssen so schnell als möglich aus dem derzeitigen Stimmungstief, sonst wird in der Steiermark niemand mehr Chinakohl anbauen.“

Chinakohl

Knapp 250 Hektar Chinakohl wurden heuer in der Steiermark kultiviert. Somit ist unser Bundesland der größte Produzent in Österreich. Das Kerngebiet des steirischen Chinakohlanbaus liegt in den Bezirken Weiz, Südoststeiermark und Hartberg-Fürstenfeld. Der überwiegende Anteil wird für das Lager produziert, um den ganzen Winter diese Köstlichkeit anbieten zu können. Ein leckeres Chinakohl-Rezept finden Sie hier.

 

Fotos: Archiv

 

Zum Thema passend

Einen Kommentar abgeben