Bäuerin der Woche: Elfi Groß

von NEUES LAND

Die Oststeirerin Elfi Groß ist mit ihren wunderbaren Mundartgedichten in der ganzen Steiermark bekannt. Während der Stallarbeit entstehen viele ihrer Werke.

Elfi und Willibald Groß bewirtschaften in Waisenegg einen Nebenerwerbsbetrieb mit Milchviehhaltung, Stiermast und Waldwirtschaft. Der Rinderstall ist ein großzügiger und gepflegter Warmstall mit neun Milchkühen, zwölf Maststieren und dem eigenen Jungvieh. Die Kühe werden in der Vegetationszeit geweidet und sind im Stall angebunden, sie machen dabei einen ruhigen und zufriedenen Eindruck. Die Tiere kennen ihre Bauersleute gut und es herrscht hier eine angenehme Stimmung, wie man sie von früher kennt.

Magischer Ort

Aber es gibt darin einen besonderen Platz, nämlich einen kleinen Schemel an einer Holzwand. Hier sitzt Elfi oft, wenn sie an einem neuen Gedicht arbeitet. Das ist ihr magischer Ort, wo die Gedanken am besten fließen und sich die Reime in ihrem geschätzten Rhythmus wie von selbst aneinanderfügen. Woher kommt diese Begabung? Sie meint: „Von meinem Vater und von einigen Mundartdichterinnen und -dichtern wie zum Beispiel Franz Höller.“ Elfi stammt von einem großen Bergbauernhof in Fischbach ab. Ihr Vater war Bauer und Bürgermeister und daheim bei den Kindern ein begnadeter Geschichtenerzähler.

Schicksalsschlag

Nach der Hauptschule besuchte sie die Fachschule in Vorau und absolvierte eine Verkäuferinnenlehre im Lagerhaus in Birkfeld. Mit 17 Jahren musste sie wieder nach Hause, weil ihr Vater mit 52 Jahren gestorben war. Acht Jahre führte sie den Hof zusammen mit der Mutter, dann stieg ihr Bruder in die Betriebsführung ein. In dieser Zeit war sie schon mit ihrem Ehemann Willibald Groß zusammen und zwei ihrer drei Töchter waren schon zur Welt gekommen. 1994 zog sie dann auf den Hof ihres Mannes und ist dort seither als fleißige und engagierte Bäuerin tätig.

Bis zum Alter von 40 Jahren konnte sie aufgrund der vielen Arbeit mit dem Hof, den Kindern und den Schwiegereltern noch nicht genug Zeit zum Schreiben finden. Aber etwa im Jahr 2010 startete sie durch und 2013 erschien ihr erstes Buch „Wos ih sou denk“. 2016 folgte das zweite Buch „Mit`n Dirndl…“ und auch ein drittes wird es sicher noch geben. Daneben schreibt sie auch viele Gedichte für besondere Anlässe, quasi auf Bestellung. Darin spielen die Landwirtschaft sowie das Zusammenleben in der Familie und im Dorf die größte Rolle. Man spürt, dass sie selbst Bäuerin ist. Sie weiß genau, über was sie spricht. Ihr großes Anliegen ist es, den Bäuerinnen-Beruf in der Öffentlichkeit als einen schönen, vielfältigen und verantwortungsvollen Beruf darzustellen. Manchmal erfolgt das auch mit kritischen Nebentönen, wenn sie zum Beispiel beklagt, dass sie für ihre ganze Lebensarbeit recht wenig Pension erwartet, weniger als die übliche Notstandshilfe. Aber von Grund auf ist sie ein fröhlicher Mensch und so sind die meisten Gedichte lustig und herzlich. Auch der Glauben und das Gottvertrauen dürfen nicht fehlen.

Gedichte vortragen

Eine Besonderheit ist, dass Elfi Groß all ihre Gedichte auswendig vortragen kann. Sie hat Auftritte in der ganzen Steiermark und auch in Radio Steiermark ist sie öfters zu hören. Es ist schon eine besondere Qualität, wenn Elfi bei einer großen Bauernversammlung im Weizer Bergland, wo sie jeder kennt, nach langen Vorträgen aufsteht und mit ihren Gedichten ein Lächeln in die Gesichter der Anwesenden zaubert. Das zeigt aber auch, dass in dieser Region die Bauern und Bäuerinnen noch eine Gemeinschaft sind, in welcher die Menschlichkeit und das Zusammenhalten eine wichtige Rolle spielen.  

Für die Zukunft wünscht sie sich, dass es daheim und in der ganzen Landwirtschaft gut weitergeht und dass es weiterhin viele zufriedene und selbstbewusste Bäuerinnen gibt. Zum Abschluss des Gesprächs trägt sie noch ihr Gedicht „Bäurin sein“ vor. Daraus die erste Strophe: „Dreihundertfünfasechzg Tog bin ih do, goar ka Frog, zum Fuattan, zum Schoffn, die Bauersorbeit mochn. Es muass so sein – ma teilt sih’s ein.“

Zur Person

  • Elfi Groß (54)
  • Waisenegg 32, 8190 Birkfeld
  • Verheiratet, drei Töchter
  • Betrieb mit elf Hektar landwirtschaftliche Fläche und sechs Hektar Wald, neun Milchkühe, zwölf Maststiere und eigenes Jungvieh
  • Zehn Jahre lang Ortsbäuerin
  • Für Buchbestellungen und Kontaktaufnahme: elfi.gross@hotmail.com

Beitragsfoto: Bruckner

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