Bäuerin der Woche: Natasha Ringhofer

von NEUES LAND

Als gebürtige Ukrainerin fühlt Natasha Ringhofer besonders mit den vom Krieg geplagten Menschen in ihrem Heimatland mit. Seit 15 Jahren ist sie Bäuerin in der Oststeiermark. Porträt verfasst von Roman Bruckner.

 

Vor gut 15 Jahren ist Natasha Vorony aus der Ukraine das erste Mal nach Österreich gekommen. In der Weihnachtszeit hat sie eine ukrainische Freundin in Fehring besucht. Damals hat sie ihren heutigen Ehemann, den Rinderbauern Peter Ringhofer aus Friedberg, kennengelernt. Im September 2008 haben die beiden bereits geheiratet.

In diesen acht Monaten haben sie einander öfters besucht und lieben gelernt. Die immer fröhliche 46-Jährige stammt aus einem typischen Dorf in der Zentralukraine. Ihr Vater war Lastwagenfahrer und die Mutter Melkerin in der örtlichen Kolchose. Zuhause haben sie eine kleine Selbstversorgerwirtschaft mit einer Kuh, Schweinen und einem großen Gemüseacker betrieben. Das überschüssige Gemüse hat sie mit voller Begeisterung auf Märkten verkauft. Manchmal ist sie mit einer großen Ladung Gemüse mit dem Zug zwei Tage nach Moskau gefahren, um es am Markt zu verkaufen. „Das hat sich ausgezahlt, aber es war auch anstrengend, die Züge waren immer überfüllt und das Ein- und Ausladen hat sehr schnell gehen müssen“, blickt sie zurück. Später hat sie den Beruf Köchin und Konditorin gelernt.

„Die Liebe hat mich nach Österreich gebracht, obwohl es in meiner Heimat auch schön war“, sagt Nathasha. Sie ist damals nicht allein gekommen und hat ihren neunjährigen Sohn Roman mitgebracht. Für Peter Ringhofer war das kein Problem; die beiden sind heute ein gutes Team und führen gemeinsam ihre Firma. Bereits 2010 hat dann die kleine Christine die Familie komplett gemacht. Man sieht die Vier oft zusammen in der Öffentlichkeit, wo sie immer gute Laune und Zusammengehörigkeit ausstrahlen.

Zwei Betriebszweige

Der Betrieb der Familie Ringhofer besteht heute aus zwei eigenständigen Zweigen: die Rinderhaltung, die eindeutig der Bereich der Bäuerin ist, und die Kompostierung, die von Peter und Roman – beide sind Absolventen der Landwirtschaftlichen Fachschule Kirchberg am Walde – geführt wird. In der Milchwirtschaft hat Natasha klare eigene Vorstellungen. Sie will in erster Linie nur Kühe halten und verzichtet auf die eigene Nachzucht. Die Kälber werden verkauft, die Jungkühe in Greinbach zugekauft. Dabei will sie keine extrem hohen Leistungen, 8000 bis 9000 Liter sind ihr am liebsten. „Diese mittleren Kühe machen weniger Probleme und werden älter.“ Das Grundfutter erzeugt die Familie Ringhofer auf ihren eigenen Feldern, das Kraftfutter wird als Mischfutter zugekauft.

Natasha Ringhofer

Natasha Ringhofer berichtet: “Wir vermarkten Kompost und Spezialerden.”

Der zweite Betriebszweig ist die Kompostierung von Biomüll sowie Grün- und Strauchschnitt aus acht Gemeinden. Mit den eigenen Lastwägen wird das Material gesammelt beziehungsweise bei den Gemeinden abgeholt und dann am Betrieb kompostiert. Drei Fremdarbeitskräfte sind am Betrieb angestellt. Einer davon ist der Schwager der Bäuerin, der vor dem Krieg nach Österreich geflüchtet ist. Der meiste Kompost landet auf den Feldern. Die beste Qualität wird lose und abgesackt vermarktet. „Wir vermarkten unsere Komposte und Spezialerden unter dem Überbegriff Wechsellanderden“, berichtet das Ehepaar.  Es gibt vier verschiedene Typen, die ganz eigenartige Namen haben. Die Hochbeeterde heißt zum Beispiel „Penaroch“ und ergibt sich aus den ersten beiden Buchstaben der Vornamen Peter, Natasha, Roman und Christine. Die Kompostierung erfolgt über eine eigene Firma, in der Sohn Roman viel mitbestimmen kann. Obwohl die Milchviehhaltung wirtschaftlich untergeordnet ist, soll der Stall in der Zukunft umgebaut werden.

Große Spendenaktion

Die ehemalige Ukrainerin fühlt sich in Österreich wohl, leidet aber derzeit sehr unter dem Krieg in ihrer ehemaligen Heimat. Viele junge Männer in ihrem Bekanntenkreis sind schon gestorben und die Menschen leiden große Not. Zusammen mit der örtlichen Feuerwehr hat die Familie Ringhofer eine große Sammelaktion für die vom Krieg betroffenen Menschen organisiert. In kurzer Zeit wurde von den Menschen der Region zwei mit Spendengütern gefüllte LKW und dazu noch 25.000 Euro gesammelt.

Für die Zukunft wünscht sich die selbstbewusste Neosteirerin, dass der Krieg bald aufhört, dass die Familie zusammenhält und dass sie ihre gesteckten Ziele verwirklichen kann. Eines davon heißt einfach etwas mehr Freizeit, so wie sie es in der Ukraine erlebt hat. „Die steirischen Bauern und Bäuerinnen sind schon sehr fleißig, da hört die Arbeit nie auf, aber Erholung ist auch wichtig für die Gesundheit und das Wohlbefinden“, meint sie mit einem Lächeln im Gesicht.

 

Zur Person

Natasha Ringhofer (46) wohnt in Maierhöfen 16, 8240 Friedberg. Sie ist seit 2008 mit Peter Ringhofer verheiratet und hat zwei Kinder. Der Betrieb umfasst 13 Hektar Grünland, 14 Hektar Pachtfläche, 8 Hektar Wald, 30 Milchkühe und 7 Kälber. Ein wichtiger Betriebszweig sind die Biomüll-, Grün- und Strauchschnittkompostierung sowie die Vermarktung von Kompost und Spezialerden www.wechsellanderde.at, Telefon 0664 5178604

 

Fotos: Roman Bruckner 

 

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