Ausblick in eine heiße Zukunft

von Karl Brodschneider

Veranstaltung im Rahmen der Reihe „Zukunft Erde“: Dürre, Starkniederschläge, Hagel und Sturm sind die Gesichter des Klimawandels.

 

Schon zum zehnten Mal fand in St. Margarethen an der Raab eine Informations- und Diskussionsveranstaltung im Rahmen der Reihe „Zukunft Erde“ statt. Seit Beginn wendet sich das aus den Organisationen „Schritt für Schritt“, Welthaus Graz-Seckau, Bio Ernte Steiermark und Energie-Erlebnisregion Hügelland bestehende Team an Menschen, die für eine lebenswerte Zukunft Verantwortung übernehmen wollen. Hauptredner der Veranstaltung am vergangenen Montag war der bekannte Meteorologe und Klimatologe Andreas Jäger.

Andreas Jäger

Klimatologe Andreas Jäger war in St. Margarethen an der Raab zu Gast.

Anhand vieler Beispiele veranschaulichte er die immer spürbarer werdenden Auswirkungen des Klimawandels. Im Vergleich zum Temperaturmittel der Jahre 1961 bis 1990 war im heurigen Sommer die durchschnittliche Temperatur in Österreich um 3,3 Grad höher. Sieben der zehn heißesten Sommer seit 1767 – seit damals gibt es in Österreich Temperaturaufzeichnungen – fielen in die letzte Dekade. Im Temperaturmittel der Jahre 1961 bis 1990 gab es in Graz vier Sommertage mit mehr als 30 Grad, heuer waren es schon 18. Und sein sorgenvoller Ausblick: „Wenn wir die Pariser Klimaziele nicht erreichen, haben wir im Jahr 2100 in Graz schon etwa 45 Tage mit über 30 Grad. Die grüne Steiermark, wie wir sie jetzt kennen, wird es dann nicht mehr geben.“

Hagel und Starkregen

Hagel in OÖ

Bei einem einzigen Hagelunwetter am 22. Juni 2021 wurde in Oberösterreich allein an landwirtschaftlichen Kulturen ein Schaden in der Höhe von 22 Millionen Euro verursacht.

Der Meteorologe blickte auch auf einige andere Wetterextreme in den vergangenen Jahren zurück. Im Juli des Vorjahres wurde bei einem zweistündigen Gewitter in Graz ein Rekordniederschlag von 170 Liter pro Quadratmeter gemessen. Im Juni 2021 sorgte ein einziges Hagelunwetter in Oberösterreich allein in der Landwirtschaft für einen Schaden in der Höhe von 22 Millionen Euro. Und noch etwas weiter zurückschauend erinnerte an die mehrmonatige Hitzewelle in Europa im Jahr 2003 und an das schwerste Hochwasser in Österreich seit dem Zweiten Weltkrieg in Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg im Jahr 2002.

„Der Klimawandel kommt oft maskiert“, sagte Jäger und nannte als Beispiel die vor kurzem erfolgte Absage der Fangsaison der Schneekrabben in Alaska. „Das hat nichts mit der Überfischung zu tun. Der wahre Grund ist, dass das Wasser in der Beringstraße zu warm geworden ist, weshalb diese Krabben, die eiskaltes Wasser benötigen, schlichtweg verhungern.“ Seine Warnung lautete: „Je stärker wir in den Klimawandel kommen, desto mehr Bereiche gibt es, die nicht mehr vorhersehbar sind.“

Stabile Wetterlage

Immer mehr macht sich auch das in unseren Breitengraden abnehmende Starkwindband bemerkbar. „Dadurch ist der Gegensatz zwischen warmer und kalter Luft schwächer und wir haben immer öfters Lagen mit großen Hoch- und Tiefdruckgebieten, die sich nicht verziehen.“ Sogar jetzt im Herbst zeigen sich in Europa diese stabilen Wetterlagen.

Jäger rief auf, alles zu unternehmen, um die Ziele im Pariser Klimaabkommen zu erreichen. Bekanntlich haben sich 2015 fast 200 Länder das Ziel gesetzt, die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen, um irreversible Folgen wie die Zunahme von Hitzeextremen, Starkniederschlägen, Dürren und die Erhöhung des Meeresspiegels zu vermeiden.

In einem zweiten Referat wies Heide Spiegel von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) anhand einer Studie nach, dass Österreich bis 2065 der Verlust von vielen wertvollen Ackerflächen droht. „Wenn nichts gegen den Klimawandel unternommen wird, haben wir in Österreich auf vielen Flächen mit bisher noch sehr guten Erträgen nur mehre mittlere und geringe Erträge.“ Ihre Schlussfolgerung: „Das wirkt sich auf den Versorgungsgrad mit landwirtschaftlichen Produkten aus.“

Bodenverbrauch

Vizebürgermeister Johannes Karner – er ist auch Bauernbundobmann – sagte zu dieser Problematik: „Die extreme Hitze trifft uns in der Landwirtschaft besonders hart.“ Bezüglich Bodenverbrauch meinte er: „Wer nichts mehr mit seiner Ernte verdient und die Flächen dann nicht mehr selbst bewirtschaftet, trennt sich vielleicht leichter von Grund und Boden.“

 

 

 

Fotos: Brodschneider (2), ÖHV (1)

 

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