Weinernte unterdurchschnittlich

von NEUES LAND

Der Jahrgang 2014 stellt die heimische Winzer vor Herausforderungen.

„Der kühle und feuchte Witterungsverlauf des bisherigen Weinjahres 2014 erforderte von den österreichischen Winzern ein höchstes Maß an sorgfältiger Arbeit in mehreren Lesedurchgängen, um gesundes und reifes Traubenmaterial zu erhalten“, kommentiert Willi Klinger, Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing, die schwierigen Lesebedingungen 2014. „Die Erntemenge wird durch den hohen Selektionsbedarf erneut unterdurchschnittlich ausfallen. Derzeit geht die Statistik Austria von einer Menge von 2,14 Mio. hl aus.

Unsere Paradesorte Grüner Veltliner scheint vom günstigen Wetterverlauf seit Mitte September zu profitieren und verspricht überraschend gute Qualitäten. In Summe freuen wir uns auf schöne, fruchtig-elegante Weine, wobei aber besonders im Reserve-Bereich mit geringeren Mengen zu rechnen sein wird“, berichtet Klinger.

Der Wettergott war in diesem Jahr den österreichischen Winzern nicht sehr zugetan. Die optimistischen Aussichten durch einen milden Winter und ein warmes Frühjahr wurden durch geringe Winterfeuchte und teilweise starke Trockenheit bis April etwas getrübt. Danach holten die Niederschläge auf – mit dem nassesten Mai seit 1820, der auch kühler als im langjährigen Durchschnitt war. Dennoch führten der warme Jahresbeginn und ein gutes Blütewetter zu einem Vegetationsvorsprung. Nach einer Hitzewelle Anfang Juni gab es dann aber einen Sommer mit weniger Sonne und sehr vielen Regenfällen, die den Vorsprung wieder schwinden ließen. Die Hoffnungen auf gutes Lesewetter im September wurden enttäuscht. Die vielen Niederschläge bedeuteten vielmehr erhöhten Fäulnisdruck und wesentlich mehr Arbeitsstunden im Weingarten, um in mehreren Lesedurchgängen eine Selektion der Trauben je nach Gesundheitszustand vorzunehmen. Dem entsprechend war heuer auch im Keller höchste Aufmerksamkeit und Fachkenntnis gefordert.

Niederösterreichische Weine heuer fruchtbetont, typisch und leicht trinkbar

In Niederösterreich bereiteten nicht nur die mehrmaligen Lesedurchgänge Probleme, sondern auch die lange Lesedauer. In manchen Gebieten wird Ende Oktober immer noch auf höhere Gradationen zugewartet. Die Weine selbst zeigen sich laut ÖWM trotz aller Schwierigkeiten ausgeglichen, da durch die gemäßigte Gradationszunahme ein reifebedingter Säureabbau stattfand. So sind die heuer etwas leichteren Weine bereits mit einer harmonischen Säure ausgestattet, die – wenn überhaupt – nur einer geringen Feinkorrektur bedürfen wird. „Die moderate Reife führt auch dazu, dass der Grüne Veltliner weithin sein typisches Pfefferl aufweist.

Auch die Rieslinge sind heuer sehr harmonisch, wenn auch leichter im Alkohol, obwohl doch einige Reserven und Smaragde geerntet wurden. Die Rotweine liegen ebenfalls auf dieser Charakterlinie, sie sind fruchtig und feingliedrig“, erläutert Klinger.

Burgenland: Deutliche Ertragsminderungen

Die Weinbaugebiete im Burgenland blieben weitgehend von der Trockenheit verschont, allerdings war der Blüteverlauf nicht optimal. Das führte zu viel Verrieselung, was schmerzvolle Ertragsminderungen von 25% bis 40% mit sich brachte. Gewitter und Hagelschläge trugen ebenfalls dazu bei, dass die Erntemenge heuer etwas geringer ausfallen wird. Für die Prädikatsweine konnten alle Gradationen bis zur Trockenbeerenauslese gelesen werden, gute Selektion war aber auch hier nötig, um nur die „schöne“ Botrytis in den Keller zu bringen. „Auch die burgenländischen Weine zeichnen sich 2014 durch eine ansprechende Fruchtigkeit und leichte Trinkbarkeit aus. Die leichtere Stilistik – auch im Rotweinbereich – wird die Weine besonders in der Jugend sehr zugänglich machen“, ist der ÖWM-Chef überzeugt.

Steiermark: Fruchtige Weine mit guter Säurestruktur erwartet

Im südlichsten Weinbauland wird in Summe mit einer um 20% geringeren Erntemenge gerechnet. Auch hier mussten die Winzer peinlich genau und mit zwei- bis dreifach höherem Arbeitsaufwand auslesen, um die Fäulnis in den Griff zu bekommen. Die Sorten Welschriesling und Sauvignon Blanc blieben hier weitgehend unbehelligt, während Muskateller und Weißburgunder deutliche Einbußen zu verzeichnen hatten. „Die steirischen Weine präsentieren sich frisch und mit fruchtiger Typizität.

Hervorzuheben ist die gute Säurestruktur, die – zusammen mit dem nicht zu hohen Alkoholgehalt – ein anregendes Geschmackserlebnis bieten soll“, so Klinger.

Wien: Starke Hagelschäden

Das Weinbaugebiet Wien kann vom gleichen Wetterverlauf wie in den anderen Weinbaugebieten berichten – mit einer schmerzlichen

Ausnahme: Ein starker Hagelsturm Ende Mai führte dazu, dass die 180 ha Rebfläche am Nussberg, Reisenberg und Hungerberg teilweise zu mehr als 60% geschädigt wurden. Ansonsten war es auch für die Winzer der Bundeshauptstadt heuer eine große Herausforderung, bei der langen Lesedauer die vermehrt nötige Arbeit im Weingarten und Keller erfolgreich zu bewältigen. Vom „Jungen Wiener“ bis zu den bekannten Riedenweinen und dem „Gemischten Satz“ wird auch in Wien ein fruchtiger und nicht zu üppiger Jahrgang erwartet, der sich durch Harmonie und Trinkspaß auszeichnen dürfte.

Zum Thema passend

Einen Kommentar abgeben