Doppelte Arbeit bei halbem Ertrag. Die Regenfluten der vergangenen Wochen erschweren die Weinlese massiv und mindern die Menge.
Wir brauchen die doppelte Zeit für die halbe Traubenmenge“, klagt Weinbauer Johannes Jöbstl aus Wernersdorf im Bezirk Deutschlandsberg. Leicht hat es das Wetter den Winzern heuer nicht gemacht: Nach dem Frost im Frühjahr sorgen Regenmengen in den Monaten Juli, August und September nun für eine zusätzliche Belastung. Der völlig aufgeweichte Boden lässt den Einsatz von Erntefahrzeugen kaum zu. In Wernersdorf ist allein in den letzten Wochen mit 700 Litern pro Quadratmeter die Niederschlagsmenge eines Jahres gefallen. Unter normalen Bedingungen erntet eine Person am Tag zwischen 400 und 500 Kilo Trauben, unter den Voraussetzungen, wie sie heuer sind, können maximal 100 Kilogramm Trauben gelesen werden.
Doch nicht nur das macht den Weinbauern zu schaffen. Das Regenwasser wird nach und nach von den Trauben aufgenommen, langsam beginnen diese aufzubrechen und zu schimmeln. „Der Fäulnisdruck wurde zuletzt durch schwülheißes Wetter und hohe Luftfeuchtigkeit begünstigt“, erklärt Landesweinbaudirektor Werner Luttenberger. Befallene Beeren müssen jetzt so rasch wie möglich mit der Rebschere entfernt werden.
Als noch viel schwieriger aufgrund der massiven Regenfälle erweist sich die Weinlese im südsteirischen Kitzeck: 49 Grad Neigung machen den Weingarten von Bernhard Malli zum steilsten und derzeit wohl auch zum mühevollsten in Österreich. Der Erntetraktor muss hier mittels Seilwinde entlang der Weinreben hochgezogen werden. „Bei dieser Bodenbeschaffenheit ist das nicht nur viel Arbeit, sondern auch ein großes Risiko“, so der Winzer. Zwar rechnet man bei der Landwirtschaftskammer heuer mit Ernteeinbußen von bis zu 30 Prozent, dennoch sind die Experten zuversichtlich, was die Qualität der Ernte angeht. „Durch das aufgenommene Wasser in den Trauben wird der Wein sehr leicht und fruchtig“, erklärt Werner Luttenberger.