Rückkehr in neuer Rolle

von Karl Brodschneider
Die Steiermark stellt ihre Bedeutung als Pferdeland durch viele Zuchterfolge unter Beweis und lädt zu zahlreichen Pferde-Events ein.

Der Traktor hat das Pferd in den 1960er Jahren völlig von den Bauernhöfen verdrängt, doch seit 30 Jahren trabt es in einer neuen Rolle zurück. Es ist folglich nur mehr in vereinzelten Fällen ein Arbeitstier (zum Beispiel Holzrücken), dafür aber ein umso beliebteres Freizeittier.

Karl Obenaus, Obmann des Landespferdezuchtverbandes Steiermark, freut sich besonders darüber, dass sich die Pferdehaltung großteils in bäuerlichen Händen befindet. In der Steiermark gibt es knapp 2400 Betriebe mit über 12.000 Pferden. Die Gesamtanzahl an Pferden in der Steiermark liegt bei zirka 16.000.

Das Pferd ist in der Steiermark ein beliebtes Freizeittier
Das Pferd ist ein beliebtes Freizeittier in der Steiermark. Foto: Vera Janosch

Aufgrund der zunehmenden Bedeutung der Pferdehaltung kommt auch der Zucht eine ganz wichtige Rolle zu. „Für uns Steirer war 2018 das beste Zuchtjahr!“, jubelt Landesgeschäftsführer Walter Werni und verweist auf 28 Medaillenränge auf Bundesebene.

Taktreiner Gang

Die Pferdezucht beschreibt Werni als hochsensiblen Bereich, weil sie stark von Emotionen geprägt wird. Für ihn ist das kundenorientierte Marketing die Basis der Zucht. „Die Züchter aller Rassen müssen sich bemühen, schöne und zweckmäßig konstruierte Pferde mit korrektem Fundament und drei ordentlichen, taktreinen Gangarten, die charakterlich in Ordnung sind, auf den Markt zu bringen“, betont der Geschäftsführer.

Züchter brauchen aber nicht nur Fachwissen, eine gute Beobachtungsgabe für das Pferd, genügend Stall- und Auslaufflächen sowie Verkaufsgeschick, sondern zu allererst die Liebe zum Lebewesen Pferd. Diese Freude am edlen Vierbeiner bringen auffallend viele junge Frauen mit, denn der Anteil der weiblichen Reiter liegt bei rund 90 Prozent.

Eine Entwicklung, die vor allem in Deutschland stark zu beobachten ist, bereitet Werni Sorgen. Weil man mit den eigenen Ergebnissen bei Stutbucheintragungen oder Körungen unzufrieden ist, wechseln beleidigte Züchter ihren Verband. „Pferde zu richten, ist ein undankbarer Job“, sagt Werni und empfiehlt: „Am Boden der Realität bleiben, das eigene Pferd selbstkritisch beurteilen und weiterhin auf Augenhöhe miteinander diskutieren.“

Die Mär, dass der Reitsport – aber auch der Fahrsport – etwas Elitäres ist, stimmt nicht. „Die Masse der Pferdeliebhaber verfügt über ein durchschnittliches Einkommen und hat einfach Freude am Tier und an der Natur“, betont Werni.

Viel Wiehern

Dass sich Pferdeveranstaltungen in der Bevölkerung großer Beliebtheit erfreuen, beweisen nicht nur Reitturniere. Die Landeselitestutenschau für Haflinger und Noriker am 11. Mai in Laintal, das Warmblut-Wochenende am 20. und 21. Juli im weststeirischen Oisnitz sowie der traditionelle Schöderer Pferdemarkt mit Fohlenchampionat für Haflinger, Noriker und Shetlandpony am 24. August werden sicher wieder viele Menschen anlocken.

Pferdezuchtverband
  • Der Landespferdezuchtverband Steiermark mit Sitz in Judenburg zählt 1100 Mitglieder mit knapp 1600 eingetragenen Stuten und rund 60 eingetragenen Hengsten.
  • Landesobmann ist Landeskammerrat Karl Obenaus aus Graz, Landesgeschäftsführer und Zuchtleiter Walter Werni aus Pöls-Oberkurzheim.
  • Am 5. April findet in Niklasdorf die Generalversammlung des Landespferdezuchtverbandes Steiermark statt.
  • Die Hauptpferderasse in der Steiermark ist der Haflinger. Dahinter folgen die Rassen Noriker, Österreichisches Warmblut, Isländer und Shetlandpony.
  • Die steirischen Pferdezüchter beschäftigen sich auch mit dem Austrian Pony, Fjordpferd, Pinto, Paint und Lipizzaner.
  • Zu den bekanntesten steirischen Pferde-Gemeinden zählen Ramsau am Dachstein und Schöder.

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