Das Anruf-Sammel-Taxi in Graz-Umgebung könnte ein Vorzeigeprojekt werden und bald Nachahmer in anderen steirischen Bezirken finden.
Man möchte mit der S-Bahn in die Landeshauptstadt fahren. Doch wie kommt man ohne ein eigenes Auto zum Bahnhof? Oder man muss zum Arzt in der Nachbargemeinde, hat dafür aber keine eigene Fahrgelegenheit. Das sind nur zwei von Hunderten alltäglichen Beispielen, die für die Bewohner auf dem Land zum Problem werden, wenn sie nicht ausreichend mobil sind. Der Bezirk Graz-Umgebung hat dafür eine Lösung und startet Anfang Juli sein Mobilitätsprojekt „GUSTmobil“. Initiiert wurde es von VP-Bezirksparteiobmann Ernst Gödl, der zwei Jahre lang intensiv dafür gekämpft hat. „Die größte Hürde war, die Gemeinden zum Mitmachen und Mitfinanzieren zu bewegen“, berichtet Gödl, „denn wenn’s ums Geld geht, wird jedes Detail nachgefragt.“
Das Projekt im Rahmen der Mikro-ÖV-Strategie des Landes Steiermark ist eine große Chance für den ländlichen Raum und verfolgt zwei Stoßrichtungen: dass man Zielpunkte in der eigenen Gemeinde leichter erreicht und dass man die Menschen schneller zum nächsten hochrangigen Verkehrsmittel bringt. Das Ganze wird durch die Nutzung der modernen Informationstechnologie beim Bestellvorgang und bei der Routenprogrammierung möglich.
Günstige Tarife
In jeder der 29 teilnehmenden Gemeinden – sieben Kommunen machen vorerst nicht mit – gibt es zahlreiche Taxi-Haltepunkte. Man ruft eine Hotline an, informiert über die geplante Fahrt und bekommt sofort Auskunft über die Abfahrtszeit und Kosten. Ist man zum Beispiel bei einer Fahrt bis zu einer Entfernung von 3,5 Kilometer mit weiteren Personen im Sammeltaxi, zahlt man nur einen Euro. Ist man allein, kostet es etwas mehr. Das Sammel-Taxi kann zwischen 6 und 24 Uhr spätestens eine halbe Stunde vor der geplanten Abfahrt bestellt werden.
Einige Kommunen im Bezirk Graz-Umgebung hatten schon bisher eigene Verkehrslösungen, aber man konnte nur Fahrten innerhalb der Gemeinde unternehmen. „Das neue System ist aber“, so Bundesrat Ernst Gödl, „auf den gesamten Bezirk gelegt, ist sehr flexibel und ermöglicht auch Fahrten in andere Gemeinden!“
Das Interesse am „GUSTmobil“ ist groß. Andere steirische Bezirke wie Leibnitz und Deutschlandsberg wollen es vielleicht nachmachen. Und Mitte Juli kommt eine Delegation aus Bayern in die Steiermark und will das Projekt mit den „neuen Öffis am Land“ in der Praxis studieren.
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