„Man sollte sich mit Schafen anfreunden“

von NEUES LAND

Bei einer Tagung an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein dreht sich alles um Schafe. Wie sieht sie Schafforscher Ferdinand Ringdorfer?

 

NEUES LAND: Wie sieht es um die Wirtschaftlichkeit der Schafhaltung aus?

Ferdinand Ringdorfer: Aus dieser Sicht gibt es beste Voraussetzungen. Der Bedarf an Schaf-fleisch kann im Inland nicht gedeckt werden – das führt auch zu einem guten Preisniveau und zu einer hohen Rentabilität. Zusätzlich können wir eine steigende Nachfrage feststellen.

NL: Welche Voraussetzungen braucht man?

Ringdorfer: Das Wichtigste ist, dass dem Betriebsführer diese Tierart ganz einfach auch gefällt. Man sollte sich mit Schafen richtig anfreunden, auch um mit Freude zu ihnen in den Stall gehen zu können. Das Emotionelle ist ein ganz wichtiger Faktor. Natürlich kommt für die Schafhaltung nur ein Grünlandbetrieb in Frage.

NL: Und was spricht aus der Sicht des Experten für die Schafhaltung?

Ringdorfer: Vieles. Es handelt sich um ein recht kleines, handliches Tier, das durchaus schön anzuschauen, pflegeleicht, nicht schwer zu handhaben und ungefährlich ist. Außerdem gibt es 27 verschiedene Rassen – da sollte auch wirklich für jeden etwas dabei sein. Außerdem wird sozusagen als Gratisleistung noch die Landschaftspflege mit angeboten.

NL: Wie viel Aufwand hat man bei der Schafhaltung?

Ringdorfer: Unterm Strich entspricht er der Tierhaltung insgesamt. Allerdings mit einem großen Vorteil – nämlich hoher Flexibilität, die sich speziell für Bäuerinnen und Bauern im Nebenerwerb positiv bemerkbar machen kann. Ich muss nicht in der Früh und am Abend in den Stall, ich kann’s mir besser einteilen. Und wenn die Tiere im Sommer auf der Alm sind, habe ich auch einige Wochen Ferien.

NL: Müssen Neueinsteiger mit hohen Investitionen rechnen?

Ringdorfer: Auch das ist einer der großen Vorteile – sie sind nicht notwendig. Einen bestehenden Stall kann man mit relativ geringen Mittel selbst für die Schafhaltung adaptieren – und das war’s.

NL: Schafe geben ja auch Wolle. Ist das eine interessante Nebeneinnahme?

Ringdorfer: Leider nein, die Wolle ist – muss man ehrlich sagen – eher lästig, weil der Verkauf nicht einmal die Schurkosten deckt. Aber es gibt ja, wie schon gesagt, viele positive Seiten, die das kompensieren.

NL: Schafe und speziell ihre Lämmer sind ja auch Sympathieträger, die Freude machen.

Ringdorfer: Das ist ein wichtiger Aspekt, der beispielsweise beim Urlaub auf dem Bauernhof eine große Rolle spielen kann. Kinder sind begeistert, wenn sie Lämmchen streicheln können.

 

Zur Person:

Ferdinand Ringdorfer, Absolvent der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien, ist Leiter der Abteilung für Schafe und Ziegen am Institut für Nutztierforschung in Raumberg-Gumpenstein und forscht mit großem Engagement zu diesem Thema. Ringdorfer ist auf einem Kleinbauernhof in der näheren Umgebung aufgewachsen, verheiratet, Vater von zwei Kindern und sechsfacher Großvater. Dem Thema ist er nun schon seit 33 Jahren verbunden. Als Indiz für Leidenschaft dient auch sein Autokennzeichen „Lamm 1“. Die Fachtagung für Schafhaltung in Raumberg-Gumpenstein findet am 4. November 2016 bereits zum neunten Mal statt.

Ein Video zur Schafhaltung in Österreich finden Sie hier.

 

Foto: HBLA Raumberg-Gumpenstein

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