Interview der Woche: Christoph Zirngast

von Karl Brodschneider

Der neue Leibnitzer Kammerobmann Christoph Zirngast über seine Ziele, die Bedeutung der Schweineproduktion und das Regionalprogramm.

 

NEUES LAND: Sie wurden vor wenigen Tagen als Nachfolger von LAbg. Gerald Holler zum neuen Leibnitzer Kammerobmann gewählt. Mit welchen Zielen treten Sie diese Funktion an?

Christoph Zirngast: Eines meiner obersten Ziele ist es, Sprecher der Landwirte und Landwirtinnen zu sein und sie bestmöglich zu vertreten. Weiters will ich die Direktvermarktung stärken. Hier liegt nämlich eine große Chance, weil viele Menschen sind durch die Corona-Krise wieder draufgekommen, wie wichtig die Landwirtschaft für die Versorgungssicherheit ist. Damit ist die Regionalität eng verknüpft, auch das möchte ich bewusst machen!

 

NL: Die Schweineproduktion ist im Bezirk Leibnitz stark präsent. Welche Chancen und Probleme sehen Sie für diesen Bereich?

Zirngast: Als Chance sehe ich Regionalität und Herkunftskennzeichnung, denn die Konsumenten wollen wissen, von wo das Fleisch herkommt. Und in Gesprächen mit jungen Hofübernehmern merke ich, dass sie sich mit alternativen Haltungsformen beschäftigen und sich auch der gesellschaftlichen Diskussion stellen. Aber dafür brauchen sie die passende Förderung und eine langfristige Rechtssicherheit. In jedem Fall ist es mir sehr wichtig, dass wir die Schweineproduktion im Bezirk Leibnitz stabil halten.

Regionalprogramm

NL: Das Grundwasserschutzprogramm Graz bis Bad Radkersburg ist bei vielen Bauern ein Thema, wo sie sich Änderungen wünschen. Wie ist Ihre Position dazu?

Zirngast: Wir haben eine sehr gute Qualität des Wassers. Dass es so ist, dazu haben die Bauern einen großen Beitrag geleistet. Die Landwirtschaftskammer und Umweltberatung haben sich dabei auch gut eingebracht. Das Ziel, an dem gearbeitet werden muss, muss sein, dass es zum Vertragswasserschutz kommt.     

 

NL: Langfristige Bevölkerungsprognosen sagen dem Bezirk Leibnitz ein starkes Wachstum voraus. Dass kann nur auf Kosten von landwirtschaftlichen Nutzflächen gehen. Macht Ihnen das Sorgen?

Zirngast: Ja, auf jeden Fall! Es gehen dabei nicht nur wertvolle landwirtschaftliche Flächen verloren, sondern es ist auch ein Konfliktpotential da. In jedem Fall ist in Zukunft ein großer Fokus bei uns im Bezirk auf die Raumplanung und das Örtliche Entwicklungskonzept zu legen.

 

NL: Die Corona-Krise führte zur Absage der traditionellen Leibnitzer Weinwoche. Auch andere große bäuerliche Ernte- und Weinveranstaltungen werden nicht stattfinden. Wie geht es Ihnen damit?

Zirngast: Man muss klar sagen, dass die Gesundheit vorgeht. Aber natürlich ist es schade, wenn solche Veranstaltungen, die auch bezüglich Werbung für uns wichtig sind, abgesagt werden. Und es tut auch weh, dass das Gesellschaftliche jetzt zu kurz kommt. Gleichzeitig könnte das für uns auch eine Chance sein zu überlegen, welche Alternativen es gibt, damit wir an den Konsumenten herankommen. Querdenken ist gefragt. 

 

NL: Die Bezirkskammer Leibnitz soll aus ihrem derzeitigen Haus im Leibnitzer Stadtzentrum wegziehen. Gibt es bezüglich eines neuen Standortes und Zeitplanes schon etwas Konkretes?

Zirngast: Nein! Mir persönlich ist es wichtig, dass die Bezirkskammer Leibnitz erhalten bleibt und wichtig ist es mir auch, dass wir mehrere Kompetenzen im Hause haben.

 

Zur Person

DI Christoph Zirngast (38) – er studierte an der Universität für Bodenkultur Nutztierwissenschaften – kennt den Bezirk Leibnitz auch als früherer Landjugend-Bezirksobmann, Landjugend-Betreuer und Umweltberater. Er ist Vizebürgermeister in Großklein, seit 2015 Bezirkskammerrat und jetzt Kammerobmann. Zudem ist er Obmann der Weidegemeinschaft Remschniggalm und stellvertretender Geschäftsführer des EUROP-Klassifizierungsdienstes. Zusammen mit seinem Partner führt er in Großklein einen auf Mutterkuhhaltung und Einsteller ausgerichteten Bauernhof.

 

Beitragsfoto: Karl Brodschneider

 

 

 

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