Im Interview: Markus Gerharter

von Karlheinz Lind

Markus Gerharter, der neue Vorstandsvorsitzende der Landgenossenschaft Ennstal, über Verantwortung, Innovationen und ständigen Wandel.

 

NEUES LAND: Sie stehen seit kurzem der Landgenossenschaft Ennstal als Vorstandsvorsitzender vor. Wie geht es Ihnen persönlich mit dieser großen Herausforderung?

Markus Gerharter: Es geht mir insofern gut, als ich nicht allein in der Verantwortung bin. Wir arbeiten als Viererteam, entscheiden im Vorstand als Kollektiv und stehen in enger Abstimmung mit unserem Aufsichtsrat und den Eigentümern.

 

NL: In Ihrer Funktion leiten Sie eines der größten bäuerlich-genossenschaftlichen Unternehmen im Land. Können Sie Ihr Unternehmen kurz beschreiben?

Gerharter: Eigentümer unserer Genossenschaft sind rund 1760 Bauern des Bezirkes Liezen. Davon sind 675 Betriebe Milchlieferanten und 350 Betriebe Rinderlieferanten. Insgesamt ist unsere Genossenschaft wirtschaftlich sehr breit aufgestellt. Wir betreiben über unsere operativen Tochterunternehmen an sechs verschiedenen Produktionsstätten eine Lebensmittelindustrie für Human- und Tiernahrung. Die Exportquote unserer Produktionsbetriebe liegt bei über 50 Prozent. Zudem betreiben wir in unserem Handelsbereich, der Landmarkt KG, eine Vielzahl an weiteren Unternehmen.

 

NL: Im Jahr 2020 konnte die Landgenossenschaft Ennstal das beste Ergebnis in der Geschichte einfahren. Trotz oder wegen Corona?

Gerharter: Genau wegen der vorhin ausgeführten breiten Firmenaufstellung. Viele Standbeine helfen in Krisen. Wenn ein Bereich schwächelt, kann ein anderer kompensieren. In Summe freuen wir uns über das sehr gute Ergebnis.

 

NL: Sie stehen laufend im direkten Wettbewerb mit nationalen und internationalen Unternehmen. Wie gehen Sie damit um? Wie kann man sich abheben?

Gerharter: Man muss den Markt laufend beobachten und wachsam sein. Eine Differenzierung kann nur durch Innovation und laufende Weiterentwicklung erfolgen. Investitionen in neue Technologien, Produkte und Konzepte sind wesentliche Erfolgsfaktoren. Wir schätzen aber auch die Leistungen unserer Mitbewerber.

 

NL: Die LGE steht als Genossenschaft im Eigentum von knapp 1800 Ennstaler Bäuerinnen und Bauern. Was unternehmen Sie, dass die Mitglieder die LGE als ihr Unternehmen sehen beziehungsweise wahrnehmen?

Gerharter: Uns ist bewusst, dass wir einen genossenschaftlichen Förderauftrag haben. Wir haben dafür Sorge zu tragen, dass ein Fortbestand nachhaltig ermöglicht wird. Dabei ist uns allen der Begriff „nachhaltig“ wichtig und wurde auch in unserer Satzung verankert. Wir sind eine Genossenschaft und keine Aktiengesellschaft. Zufriedenstellende Milch- und Rinderpreise sowie die regionale Nahversorgung liegen uns besonders am Herzen.

 

NL: Seit rund einem Jahr gibt es in der LGE einen hauptberuflichen Vorstand, ähnlich einigen Raiffeisenbanken. Hat sich dieses System bewährt?

Gerharter: Wir waren immer überzeugt, dass dies der richtige Weg für unsere Genossenschaft ist. Das hat sich letztendlich auch so bestätigt. Das gegenseitige Vertrauen zwischen Vorstand und Aufsichtsrat ist die Basis in der Entscheidungsfindung und der strategischen Ausrichtung der Genossenschaft.

 

NL: Wo sehen Sie die größten Herausforderungen der Zukunft?

Gerharter: Den immer schneller werdenden Veränderungen nachzukommen. Man muss am Markt rasch reagieren und neue Wege gehen. Das ist nicht immer einfach. Dazu gehören Mut und Zuversicht. In den Fokus ist aber auch immer der Mitarbeiter zu stellen.

Zur Person

  • Seit der letzten Generalversammlung ist Markus Gerharter (46) Vorstandsdirektor der Landgenossenschaft (LGE) Ennstal.
  • Der zweifache Familienvater aus Pruggern hat nach der Matura an der HBLA Raumberg Betriebswirtschaftslehre in Graz studiert.
  • Nach elf Jahren beim Raiffeisenverband wechselte Gerharter als Leiter der Finanzbuchhaltung zur LGE.

Beitragsfoto: Lind

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