Im Interview: Andreas Steinegger

von Karlheinz Lind

Andreas Steinegger, Bauernbund-Spitzenkandidat für den Bezirk Leoben, über mehr Wertschöpfung und den Trend zu regionalen Produkten.

 

NEUES LAND: Sie stehen als Obmann an der Spitze der Bezirksbauernkammer Leoben. Worauf sind Sie in Ihrem Bezirk besonders stolz?

Andreas Steinegger: Auf die unglaublich fleißigen Bäuerinnen und Bauern und auf eine gut ausgebildete bäuerliche Jugend. Als Bauernvertreter haben wir es mit unseren Ideen wie etwa einem Nein zum TTIP und zu Mercosur schon ganz nach oben in unsere nationale und europäische politische Vertretung geschafft. Unsere Expertise aus Leoben zum Thema Wolf ist auf dem Weg nach Brüssel. Ich bin stolz, ein aktives und kreatives Team an meiner Seite zu wissen.

Erfolgsdruck

NL: Oft tragen Landwirte ihren Kummer oder ihre Sorgen auch zum Kammerobmann. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen in unserer Zeit?

Steinegger: Ich sorge mich sehr um die psychische Gesundheit unserer bäuerlichen Bevölkerung. Das Bedürfnis, wirtschaftlich für seine eigene Familie erfolgreich zu sein, verlangt alles von unseren Bauern ab. Leider sinken die zu erzielenden Produktpreise und damit auch die Kaufkraft. Das ist für viele nicht mehr zu meistern. Wir brauchen zu den bestehenden Ausgleichszahlungen wieder bessere Produktpreise und höhere Ertragsspannen.

 

NL: Stichwort Lebensmittelversorgung. Während der Corona-Krise standen die Leistungen der heimischen Bauern im Mittelpunkt. Wird man dieses positive Image in die Zukunft mitnehmen können?

Steinegger: Davon bin ich nicht zur Gänze überzeugt. Natürlich sehen wir klar einen Trend zum Einkauf heimischer, regionaler Produkte. Aber das ist auch mangels Alternativen wie etwa ein Urlaub auf den Malediven oder ähnlichem erklärbar. Sicherlich wird eine gewisse Gruppe die Leistungen unserer Bauern nachhaltig würdigen.

 

NL: Oft klagt man in der Agrarbranche über ein hohes Maß an Bürokratie. Wie sehen Sie die Situation, wie könnte Abhilfe geschaffen werden?

Steinegger: Eines ist klar, alle Bemühungen zur Reduktion von bürokratischen Aufwendungen werden nur wenig Erfolg zeigen. Das hat sicherlich damit zu tun, dass unsere Ausgleichszahlungen und Investitionsförderungen aus öffentlichen Mitteln kommen. Natürlich will der Geldgeber dessen Anwendung genau nachvollziehen. Der Zeitaufwand für Aufzeichnungen muss in guter Relation zu den erwartenden Erträgen stehen. Vereinfachungen bei Kontrollen sind machbar.

 

NL: Sie sind selbst praktizierender Landwirt. Wo sehen Sie die heimische Landwirtschaft in zehn Jahren?

Steinegger: Ich bewirtschafte gemeinsam mit meiner Familie unseren Hof. Neben Milch für „Zurück zum Ursprung“ und unserer eigenen Bio Milch Marke „trinkMi“ beschäftige ich mich intensive mit der Waldwirtschaft. Ich blicke optimistisch in die Zukunft. Die große Frage ist, ob es gelingen wird, dass Bauern von der Gesellschaft als Experten in Sachen Bewirtschaftung und Produktion akzeptiert werden. Auf jeden Fall ist Bauer sein ein Beruf mit Zukunft.

 

NL: Sie stellen sich am 24. Jänner 2021 der Kammerwahl. Wofür wollen Sie besonders eintreten?

Steinegger: Mit meinem jungen, motivierten Team stehe ich klar hinter unseren Berg-, Milch- und Forstbauern. Das Thema Versorgungssicherheit in der Verfassung zu verankern, ist notwendig. Direktvermarkter zu unterstützen sowie die präzise Lebensmittelkennzeichnung umzusetzen, hat Vorrang. Eine Systemumstellung in der Energiepolitik hin zu erneuerbaren Energieträgern zu forcieren und den Bodenverbrauch im Auge zu behalten ist mein Ziel. Es muss uns gelingen, mit der urbanen Bevölkerung zu kommunizieren und deren Bedürfnisse mitzudenken, aber gleichzeitig Eigentum zu schützen.

 

 

Zur Person

  • Andreas Steinegger (50) ist praktizierender Landwirt in Niklasdorf.
  • Er bewirtschaftet gemeinsam mit Gattin Annamaria einen Milchviehbetrieb mit Forstwirtschaft.
  • Der vierfache Vater ist Obmann der Bezirksbauernkammer Obersteiermark/Leoben und Landeskammerrat.
  • Weiters engagiert sich Steinegger im Waldverband, im Braunviehzuchtverband und in der Biowärme.

Beitragsfoto: STBB

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