Auch für die Landwirtschaft ist ein Winter mit Frost von großem Vorteil. Schädlinge werden dezimiert und Ackerböden durchlüftet.
Noch immer hat die Kältewelle große Teile Europas fest im Griff. In den letzten Tagen und Wochen schafften es die Temperaturen auch in der Steiermark kaum in den Plus-Bereich. Nicht nur Tourismusbetriebe und bäuerliche Heizwerk-Betreiber freuen sich über tagelange Minus-Grade, auch den steirischen Ackerbauern kommt diese Wetterlage sehr gelegen. Pflanzenbau-Experte Arno Mayer von der Landwirtschaftskammer Steiermark: „Der Maiswurzelbohrer legt seine Eier in oberflächennahen Schichten am Ackerboden ab. Durch die tiefen Temperaturen können wir davon ausgehen, dass ein Großteil der Larven aus diesen Eiern nicht schlüpfen wird.“
Neue Schädlinge
Auch anderen Schädlingen könnte es durch die Frostgrade an den Kragen gehen. Mayer: „In den vergangen Jahren konnten Schädlinge überleben, die durch heiße Winde aus dem Mittelmeerraum zu uns gekommen sind. Insbesondere in den Hitzejahren 2003 und 2014 wurde der Baumwollkapselwurm zum Problem.“ Es handelt sich dabei um die Raupe eines Nachtschmetterlings, der an Salat, Paprika, Paradeisern sowie an Mais große Schäden verursachen kann. Dieser Wurm werde, so der Pflanzenbauexperte, diesen Winter nicht überleben.
Tiefe Temperaturen haben aber auch positive Effekte auf die Struktur von Ackerböden. Arno Mayer erklärt: „Gerade in den letzten Jahren hatten wir bei schweren Böden Probleme mit der fehlenden Frostgare. Dies führte zu Verdichtungserscheinungen, die bereits stark ertragsbegrenzend waren.“ Nun werden diese Böden wieder durchlüftet und erhalten mehr Struktur. Glücklicherweise leiden auch die steirischen Getreide-Winterungen nicht unter den tiefen Temperaturen. „Wir hatten relativ trockene Bedingungen und geringe Tag-Nacht-Temperatur-Unterschiede. Somit konnten sich die Böden nicht heben, Auswinterungsverluste werden zum derzeitigen Stand die Ausnahme bleiben“, so Mayer.
Borkenkäfer
Leider kann die derzeitige Kälte dem heimischen Borkenkäfer nichts anhaben. Dies bestätigt Landesforstdirektor Michael Luidold: „Der Borkenkäfer überwintert im Waldboden. Diese tiefen Temperaturen beeinflussen seine Verbreitung nicht.“ Beim Borkenkäferbefall seien laut Luidold die Frühlings- und Sommertemperaturen ausschlaggebend für die Vermehrung: „In der Regel werden ein bis zwei Generationen pro Jahr ausgebildet, bei lang anhaltender, sehr warmer Witterung, kommt es auch zur Entwicklung einer dritten Generation im September und Oktober.“
Wetterextreme
Laut ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) gab es 2016 den zweitsonnigsten Dezember seit Messbeginn. Die Niederschlagsmenge lag österreichweit gesehen um 79 Prozent unter dem Mittel – im Süden blieb es stellenweise völlig trocken. Der Start ins neue Jahr 2017 war von außergewöhnlich tiefen Temperaturen geprägt, die bis jetzt anhalten.
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