„Der Milchpreis ist die Lokomotive“

von Karlheinz Lind

Mit 1. April wird die Führung der Rinderzucht (RZ) Steiermark in neue Hände gelegt: Reinhard Pfleger über Risiken und Zukunftschancen.

NEUES LAND: Ab Samstag sind Sie als Geschäftsführer der RZ Steiermark für die Geschicke der rund 6000 Mitgliedsbetriebe verantwortlich. Wo werden Sie die Schwerpunkte setzten?

Reinhard Pfleger: Mit Demut und Respekt übernehme ich das Staffelholz der Verantwortung in der Organisation von Peter Stückler. Die RZ Steiermark ist ein bestens bestellter Hof. Mein kurzfristiges Ziel ist eine Bündelung der Kräfte intern und extern durch Vernetzung der Organisationen der Rinderwirtschaft. Weiters möchte ich gemeinsam mit den Funktionären und Mitarbeitern einen Schulterschluss mit unseren Partnern erzielen – für eine ,Kultur des Handschlages‘ und eine ,Kultur des Ermöglichens‘.

NL: Steirische Genetik ist weltweit gefragt. Worauf wird man sich in der Zuchtarbeit in Zukunft konzentrieren müssen?

Pfleger: Eine gute Mischung aus Fortschritt und Tradition ist gefragt. Wir setzen auf Tiere, die Leistung, Gesundheit und langes Leben vereinbaren können. Wir wollen wie bisher moderne Zuchtmethoden, wie die Genomselektion, aktiv ins Zuchtprogramm integrieren, um damit Zuchtfortschritt in Milch, Fleisch, Fitness, Exterieur und einfacher Handhabe der Tiere sicherstellen zu können. Vor allem im Bereich Gesundheit und Robustheit der Tiere sehe ich für österreichische Zuchtrinder am internationalen Markt eine Möglichkeit sich im Marketing vom Mitbewerber abzuheben.

NL: Jedes Jahr werden rund 20 Zuchtviehversteigerungen und über 60 Kälber- und Nutzrindermärkte auf den Standorten Traboch, Greinbach und St. Donat abgehalten. Wie wollen Sie das Service für die Verkäufer und Käufer weiter steigern?

Pfleger: Ich wünsche mir in meiner neuen Aufgabe Mitglieder, die das ,Wir vor das Ich‘ stellen und die durch ihr Handeln in der Vermarktung ihrer Tiere und dem Einkauf ihrer Genetik das Funktionieren des Getriebes in der Genossenschaft direkt beeinflussen können. Daher ist es Ziel als moderne Serviceorganisation die Attraktivität unseres Vermarkungsangebotes für Verkäufer und Käufer weiter zu steigern. Mit Vorteilen wie Preistransparenz, Auswahlmöglichkeit, Zahlungssicherheit und neue Vermarktungswegen wie die Internetplattform ,Kuh4You‘.

NL: In letzter Zeit hatten die steirischen Rinderhalter mit massiven Problemen zu kämpfen. Gerade der niedrige Erzeuger-Milchpreis setzte ihnen hart zu. Gibt es Anzeichen einer Trendwende?

Pfleger: Der Milchpreis in unserer Zeit ist die Lokomotive. Die Tendenzen am internationalen Markt zeigen aktuell leicht freundliche Entwicklung, sodass von einer Entspannung der Situation gegenüber 2016 ausgegangen werden kann. Der Milchpreis ist die Lokomotive des gesamten Viehgeschäftes und daher untrennbar mit dem Zuchtrindermarkt und der Investitionsbereitschaft von Züchtern und Viehhandel verbunden.

NL: Sie sind selbst erfolgreicher Rinderzüchter in der Ost-steiermark. Wie werden Sie ihre Praxiserfahrungen in die tägliche Arbeit einfließen lassen?

Pfleger: Die Verbundenheit zur Landwirtschaft und Rinderzucht ist mir von meinen Eltern vorgelebt worden. Die Arbeit im eigenen Betrieb bedeutet für mich Ausgleich und Erdung. Die neue Aufgabe in der Geschäftsführung der RZ Steiermark annehmen zu können, ist nur durch die Unterstützung meiner Familie, durch dieses Verteilen der Last auf mehrere Schultern, möglich. Dieser Zusammenhalt in der Familie ist ein Wert, der mir persönlich sehr wichtig ist.

Zur Person

Reinhard Pfleger (39) ist Absolvent der LFZ Raumberg-Gumpenstein und arbeitet bereits seit 20 Jahren bei der Rinderzucht Steiermark als Zuchtberater. Als Rinderzüchter in Vorau, er bewirtschaftet gemeinsam mit seiner Familie einen eigenen Hof, wird er zukünftig als Geschäftsführer der RZ Steiermark vorstehen.

 

Foto: RZ Steiermark

Zum Thema passend

Einen Kommentar abgeben