„Der Albtraum für jeden Teichwirt“  

von Karl Brodschneider

Teichwirteverband–Geschäftsführer Helfried Reimoser über das schwierige Unterfangen, mehr heimische Speisefische zu produzieren.

NEUES LAND: Ein kalter Winter mit einer lang anhaltenden Frostperiode geht zu Ende. Wie haben die Fische diese Zeit überstanden?

Helfried Reimoser: Es ist noch zu früh, ein Resümee zu ziehen. Gezeigt hat es sich aber, dass Kormorane und Fischotter bei offenen Wasserstellen wieder kräftig geplündert haben.

 

NL: Drohen diese Fischjäger ein Problem für die steirischen Teichwirte zu werden?

Reimoser: Sie sind es schon! Jährlich fressen sie zwischen 360 Tonnen und 400 Tonnen Fische und sorgen damit für einen Schaden in der Höhe von etwa drei Millionen Euro. Für jeden Teichwirt ist es ein Albtraum, wenn die Kormorane einfliegen oder wenn er einen Fischotter sichtet. Sie haben keine natürlichen Feinde. Daher müsste man eine solche Überpopulation regeln, wie es zum Teil schon in anderen Bundesländern geschieht.

 

NL: Die Zukunftsstrategie der Landwirtschaftskammer sieht eine deutliche Erhöhung der Selbstversorgung auf 60 Prozent bis zum Jahr 2030 vor. Ist das realistisch?

Reimoser: Die Selbstversorgung mit Süßwasserfischen liegt bei uns aktuell bei 34 Prozent. Wenn wir nur die karpfenartigen und forellenartigen Fische hernehmen, so haben wir eine 20-prozentige Selbstversorgung. Dass wir dieses Ziel von 60 Prozent Selbstversorgung erreichen, halte ich derzeit nicht für möglich.

 

NL: Warum sind Sie so skeptisch? 

Reimoser: Das sind die derzeitigen Umstände. Auf der einen Seite sind das die vorhin genannten Fischfresser: Wir ernten durchschnittlich 700 Kilo Fische pro Hektar, möglich wären aber 1500 Kilo. Auf der anderen Seite sind es die behördlichen Auflagen für die Erlangung einer Wasserrechtsbewilligung. Diese werden immer teurer und langwieriger. 

 

NL: Unbestritten ist, dass die Marke „Steirerfisch“ von den Konsumenten sehr gut angenommen wird.

Reimoser: Das stimmt! Heuer feiert unsere Marke „Steirerfisch“ ihr 25-Jahr-Jubiläum. Sie garantiert frische Qualität und 100-prozentige heimische Herkunft. Unsere Teichwirte halten und füttern ihre Fische sehr naturnah. Verschiedene Fischarten bilden eine Teichgemeinschaft. Daraus ergibt sich auch die Vielfalt der angebotenen Fische. So tummeln sich in den heimischen Teichen beispielsweise Karpfen, Störe, Amure, Forellen, Lachsforellen, Saiblinge sowie Bachforellen. 

 

NL: Was ist eigentlich der beliebteste Fisch in der Steiermark?

Reimoser: Das ist zweifelsohne der Karpfen. Er hat einen Fettgehalt von nur fünf Prozent im Filet und ist somit auch fett-ärmer als Lachs oder Forelle. Das hängt auch mit der Fütterung zusammen. Der Karpfen wird neben dem natürlichen Futter vorwiegend mit Gerste und heimischem Ölkuchen gefüttert. Dass Karpfen letteln, gehört der Vergangenheit an, denn die steirischen Teichwirte betreiben die Fischhaltung höchst professionell – ihre Karpfen hältern sie extra zwei Wochen in frischem Wasser. Und dass sich der Karpfen zu einer Delikatesse entwickelt hat, hängt auch mit dem Service der Teichwirte zusammen, die alles küchenfertig herrichten.

 

NL: Wo bekommt man den heimischen Fisch überhaupt?

Reimoser: Insgesamt gibt es in der Steiermark rund 400 Teichwirte. 70 von ihnen sind in der Direktvermarktung tätig. 500 Tonnen heimische Fische werden direkt auf den Bauernmärkten oder ab Hof verkauft. Nur 100 Tonnen kommen in den Großhandel.

 

Zur Person

Fischereimeister Helfried Reimoser ist seit 25 Jahren Geschäftsführer des Steirischen Teichwirteverbandes. Er ist ein wichtiges Bindeglied zwischen den 400 Teichwirten und den Konsumenten. Er selbst führt das Fischzentrum „Spofize“ in Werndorf, leitet Fischkochkurse und bewirbt mit viel Einsatz die Marke „Steirerfisch“.

 

Foto: Brodschneider

 

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