Styriabrid-Obmann Kurt Tauschmann über schlechte Preise, einen globalisierten Markt und große Gefahren für die Zukunft der Schweinebranche.
NEUES LAND: Seit geraumer Zeit haben die steirischen Schweinbauern mit katastrophalen Erzeugerpreisen zu kämpfen. Wo sehen Sie die Hauptursache dieser Preismisere?
Kurt Tauschmann: Nachdem die Preise in China als Hauptimportland von Schweinefleisch in den Keller gerasselt sind, drückt billigeres, nicht exportierbares Fleisch wie etwa jenes von Deutschland auf den gesamten europäischen Markt.
NL: In China sind allerdings nur bestimmte Schweineteile gefragt. Warum bringt das den ganzen Markt ins Schwanken?
Tauschmann: Das Schwein ist ein typisches Verarbeitungsprodukt. 400 verschiedene Teile müssen optimal vermarktet werden. Sinkt in einem besonderen Segment wie etwa dem Rüssel oder dem Schwanz – man nennt solche Produkte auch gerne das fünfte Viertel vom Schwein – der Preis, leidet die ganze Branche massiv darunter.
NL: Warum hat gerade Deutschland so einen enormen Einfluss auf den europäischen Markt?
Tauschmann: In der Schweinebranche sind wir extrem stark mit Deutschland verbunden. Im Vergleich zu Österreich haben unsere Nachbarn eine Überproduktion, die weit über der Eigenversorgungsrate liegt. Entsprechend stark ist man dort auch vom Export abhängig.
Die Preissituation ist bereits seit fünf Jahren äußerst schwierig.
NL: Wie dramatisch ist die Lage?
Tauschmann: Die Preissituation ist bereits seit fünf Jahren äußerst schwierig. Nur im Jahr 2017 konnten zufriedenstellende Ergebnisse eingefahren werden. Dazu ein Vergleich: Im vergangenen Jahr erhielt ein Ferkelerzeuger 90 Euro pro Stück, nun sind es 60 Euro. Und in der Mast ist die Lage ähnlich. Lagen die Erlöse für ein Mastschwein 2017 bei 190 Euro sind sie derzeit bei 150 Euro. Damit können gerade einmal die Fixkosten gedeckt werden.
NL: Welche Konsequenzen hat diese Situation für die steirische beziehungsweise österreichische Schweinewirtschaft?
Tauschmann: Diese ruinösen Erzeugerpreise könnten verheerende Folgen für unsere kleinstrukturierte Landwirtschaft haben. Derzeit bleibt kein Geld für Ersatzinvestitionen, vom Stallneubau ganz abgesehen. Wird bei unseren Betriebsgrößen nicht ständig investiert, ist der Stall innerhalb kürzester Zeit technisch nicht mehr auf dem aktuellsten Stand. Spätestens bei der Betriebsübergabe wird die Produktion dann oft eingestellt.
NL: Welche wirtschaftliche Rolle spielt das AMA-Gütesiegel?
Tauschmann: Eine ganz wichtige. Derzeit erhalten wir rund 3,5 Euro pro Mastschwein als AMA-Gütesiegelzuschlag. Doch diesen Zuschlag erhalten wir leider nur für maximal 75 Prozent unserer gelieferten Schweine. Ist ein Mastschwein auch nur ein Kilogramm zu schwer, wird dieser Zuschlag nicht mehr ausbezahlt. Deshalb richten wir auch den Appell an die Schlachthöfe und somit an die Verarbeitungsindustrie, diese für uns ungünstige Situation zu ändern.
NL: Nochmals zurück zur Afrikanischen Schweinepest (ASP). Wie sehr müssen wir uns fürchten?
Tauschmann: Die Angst vor einem ASP-Ausbruch in Mitteleuropa ist enorm. Leider ist das Thema schon jetzt Realität geworden. Wir hätten uns nicht gedacht, dass das massive Auftreten der Krankheit in China unseren Markt so sehr beeinflusst. Auch unsere kleinstrukturierte Produktion ist stark von internationalen Zusammenhängen abhängig.
Beitragsbild: LK