Abschied aus der Politik

von Karl Brodschneider

Hermann Schützenhöfer legt Anfang Juli sein Amt als Landeshauptmann zurück und beendet damit eine großartige politische Karriere. Sein Nachfolger wird Christopher Drexler.

 

 

In der steirischen Landespolitik schien sie in den letzten Monaten die Frage aller Fragen zu sein: Wie lange wird Hermann Schützenhöfer noch Landeshauptmann sein? Seine Beliebtheit in der Bevölkerung, seine immens große politische Erfahrung, seine Erfolge und sein unumstrittener Führungsstil wären auch die besten Voraussetzungen dafür gewesen, bei der Landtagswahl im Jahr 2024 wieder als VP-Spitzenkandidat anzutreten.

Einer konkreten Beantwortung der Frage über seine persönliche Zukunft war Schützenhöfer aber stets ausgewichen. So auch beim großen Interview, das NEUES LAND heuer im Februar mit ihm führte. Damals lautete seine Antwort: „Wenn ich 2024 noch einmal antreten würde, dann wäre ich 2029 beim Ausscheiden jünger als der Bundespräsident heute ist.“

Aber schon bei diesem Interview mit NEUES LAND hatte Schützenhöfer seinen politischen Fahrplan längst abgesteckt. Er wusste, dass es an ihm allein liegt, für eine geordnete Übergabe zu sorgen und den besten Zeitpunkt dafür selbst festzulegen. Am vergangenen Freitag war es so weit. Kurzfristig bat er die Medienvertreter in die Grazer Burg, um eine persönliche Entscheidung bekanntzugeben. Er machte es kurz und würdig zugleich. Und aus jedem Wort, das er sprach, hörte man heraus, dass er sein Leben lang ein leidenschaftlicher Politiker und gerne Landeshauptmann war.

Geordnete Amtsübergabe

Schützenhöfer sagte: „Ich bin im 71. Lebensjahr, 52 Jahre in der Politik und 22 Jahre Mitglied in der Landesregierung. Es war und ist mein Ziel, eine geordnete Amtsübergabe in der Halbzeit der Legislaturperiode vorzunehmen.“ Und er fuhr fort: „Wie bisher brauchen wir auch für die Zukunft Kraft, Energie und Schwung. Und die Steiermark braucht sie doppelt, weil unsere Ansprüche und Ziele höher sind als anderswo. Ich habe mich daher entschieden, Anfang Juli dieses Jahres als Landeshauptmann zurückzutreten und Landesrat Christopher Drexler als meinen Nachfolger vorzuschlagen. Der gesamte erweiterte Landesparteivorstand der Steirischen Volkspartei steht einstimmig hinter diesem Vorschlag. Dieser Schritt erfolgt einerseits schweren Herzens, weil ich mit Leib und Seele Landeshauptmann war und bin. Andererseits aber guten Gewissens, weil wir mit Christopher Drexler einen Nachfolger haben, wie er besser kaum sein könnte. Mit der Kraft und Energie eines 50-Jährigen. Und gleichzeitig mit 30 Jahren Erfahrung in der Politik – und vor allem in der Landespolitik. Ein Neuer an der Spitze, aber alles andere als ein Neuling. Ich wüsste ehrlich gesagt keinen anderen in Österreich, der in einer Zeit wie jetzt für die Herausforderungen an einen neuen Landeshauptmann besser geeignet wäre. Politik war mein Beruf. Aber – auch wenn ich jetzt als Landeshauptmann aufhöre: Die Steiermark ist und bleibt mein Leben.“

Politikerstationen

Hermann Schützenhöfer

Heuer feierte Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer den 70. Geburtstag. Zur großen Geburtstagsfeier kamen auch zahlreiche Bundespolitiker.

Ehe Hermann Schützenhöfers Politikerlaufbahn begann, absolvierte er eine kaufmännische Lehre in Kirchbach. Danach war er JVP-Landessekretär, ÖAAB-Landessekretär, JVP-Landesobmann und AK-Kammerrat. 1981 wurde er Landtagsabgeordneter, 1994 Klubobmann des VP-Landtagsklubs und 1995 Landesobmann des Steirischen ÖAAB. Im Jahr 2000 wurde er Mitglied der Landesregierung, 2005 Landeshauptmann-Stellvertreter. Seit 2006 ist er ÖVP-Landesparteiobmann. Im Jahr 2015 wurde er Landeshauptmann.

Seit acht Jahren Landesrat

Christopher Drexler

Sein Weg führt Christopher Drexler jetzt in das höchste politische Amt im Land. Anfang Juli wird er zum Landeshauptmann gewählt.

Gleichzeitig mit der Bekanntgabe seines Ausscheidens aus der Politik schlug Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer seinen Nachfolger vor. Dass dies der 51-jährige Landesrat Christopher Drexler ist, kam nicht überraschend. Die beiden verbindet nicht nur eine Freundschaft, sondern auch eine ähnliche Politiker-Laufbahn. Drexler war 20 Jahre alt, als er 1991 Landesobmann der Jungen ÖVP wurde. Ein Jahr später wurde er ÖAAB-Landessekretär, im Jahr 2000 Landtagsabgeordneter. 2003 übernahm er die Agenden des ÖVP-Klubobmanns. 2006 folgte er Schützenhöfer als ÖAAB-Landesobmann nach. Vor acht Jahren wurde Christopher Drexler Landesrat und war in dieser Funktion zuletzt für Kultur, Volkskultur, Sport und Europa zuständig.

Landesparteiobmann

Vom erweiterten Landesparteivorstand der Steirischen Volkspartei wurde er einstimmig zum Nachfolger von Hermann Schützenhöfer designiert. Die Wahl zum Landeshauptmann wird Anfang Juli stattfinden. Beim Landesparteitag der Steirischen Volkspartei im September übernimmt Drexler dann auch die Funktion des Landesparteiobmanns; bis dahin ist er geschäftsführender Parteiobmann.

Vertrauen gewinnen

Nach der Sitzung des erweiterten Landesparteivorstands am vergangenen Freitag dankte Drexler zuerst seinem Mentor für das Vertrauen und sein politisches Engagement und sagte anschließend: „Es ist mein Ziel das Vertrauen, das mir innerhalb unserer Partei ausgesprochen worden ist, auch nach außen herzustellen und das Vertrauen der Steirerinnen und Steirer zu gewinnen. Ich werde die kommenden Wochen intensiv nutzen, um mich mit vielen Gesprächen auf die neuen Aufgaben vorzubereiten. Um noch besser zu wissen, was die Steirerinnen und Steirer bewegt, welche Sorgen sie haben, aber auch welche bisher ungenutzten Möglichkeiten sie in unserer Steiermark erkennen.“ Und Drexler stellte auch klar: „Ich werde die Zeit selbstverständlich auch nutzen, um das Gespräch mit allen im Landtag Steiermark vertretenen Parteien zu suchen, denn am Weg der Zusammenarbeit wird sich mit mir nichts ändern.“

 

Beitragsfotos: VP/Kanizaj, Michaela Lorber, Steirische Volkspartei 

 

 

 

 

 

 

 

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