„Wir leisten viel Beziehungsarbeit“

von NEUES LAND

Bauer Wolfgang Judmaier liefert seit über zwei Jahrzehnten erfolgreich Schulmilch. Mit großer Leidenschaft und viel Phantasie.

NEUES LAND: Die Schulmilch hat in den letzten Jahren, wie NEUES LAND in seiner letzten Ausgabe berichtete, stark an junger Kundschaft verloren. Ihnen gelingt es erfreulicher Weise, in ihrem Einzugsgebiet sehr gut, die Stellung zu halten. Wie schaffen Sie das?

Wolfgang Judmaier: Es sind konsequente Betreuung, Leidenschaft und auch Phantasie notwendig. Und es braucht vor allem auch gute Partner auf der anderen Seite. Ganz besonders Lehrerinnen und Lehrer, die sich mit dem Produkt und der Landwirtschaft ganz allgemein identifizieren können und die es dankenswerter Weise auf sich nehmen, dies alles abzuwickeln. Die Verteilung, die Erledigung der Bestellungen, die Bezahlung etc.

NL: Sie bieten an zahlreichen Schulen der Süßgetränke-Konkurrenz auch damit Paroli, dass sie ebenfalls Automaten aufstellen. Wie bewährt sich das?

Judmaier: Wir bedienen insgesamt 65 Schulen und Kindergärten mit täglicher Zustellung und haben an 17 Schulen Automaten stehen. Es gibt zwei wichtige Erkenntnisse dazu: Die Arbeit mit den Automaten ist nicht so leicht, wie es auf den ersten Blick aussieht. Sie erfordert einen sehr hohen Zeitaufwand – so gilt es beispielsweise, genau auf das Ablaufdatum zu achten und immer wieder für Abwechslung im Angebot zu sorgen. Wir kontrollieren all das jeden zweiten Tag. Und in Volksschulen sind Automaten generell nicht sinnvoll, weil die Kinder damit überfordert werden.

Wir haben insgesamt eine große Produktpalette.

NL: Wie sorgen Sie denn für die genannte Abwechslung?

Judmaier: Wir haben insgesamt eine große Produktpalette. Es gibt Vollmilch, Milchkakao, Milchmix, unsere Fruchtmolke „Vitamol“, Frucht- u. Naturjoghurt sowie koffeinfreien Eiskaffee. Wir achten aber darauf, dass es zwischendurch auch immer wieder Überraschungen gibt. Wir schaffen damit eine gewisse Lebendigkeit. Aber nicht nur damit…

NL: Was lassen Sie sich sonst noch alles für Ihre junge Kundschaft einfallen?

Judmaier: Wir bieten Besuche bei uns am Bauernhof an und leisten damit wertvolle Beziehungsarbeit, die auch Bestandteil des Schulmilchprogrammes ist. Im vorigen Schuljahr haben uns 260 Personen – Lehrer und Kinder – am Hof besucht. Und wir bieten auch Verkostungen an, um die jungen Leute auf den Geschmack zu bringen.

NL: Wie schätzen Sie insgesamt die Situation der Schulmilch in der Steiermark ein?

Judmaier: Da hat sich alles schon sehr stark verändert. Als wir im Jahr 1996 damit begonnen haben, gab es rund 100 bäuerliche Betriebe, die Schulen und Kindergärten belieferten, jetzt sind es nur noch 15 oder 16. Uns ist gelungen, vieles von diesen Veränderungen aufzufangen, aber mittlerweile sind wir mit unseren Ressourcen am Limit und könnten keine weiteren Schulen dazu nehmen. Wir wollen unbedingt ein Bauernhof sein und es auch weiterhin bleiben!

NL: Aus vielen Kindern, die Sie mit Schulmilch bedient haben, sind mittlerweile Erwachsene geworden. Ist die Saat von einst auch heute in guten Kundenbeziehungen aufgegangen?

Judmaier: Auf alle Fälle. Viele ehemalige Schülerinnen und Schüler sind plötzlich gute Kunden geworden und man spürt sehr stark, dass eine positive Beziehung sowohl zum Thema Milch als auch insgesamt zur Landwirtschaft gibt. Das hat sich eindeutig auch aus dieser Perspektive bezahlt gemacht!

 

Zur Person

  • Wolfgang Judmaier, seine Gattin Helga und auch die Familie des Sohnes führen den Zehenthof, im Dorf Kurzheim im Trofaiacher Becken, der bereits 1475 urkundlich erwähnt worden ist.
  • Betriebsschwerpunkt ist die Milchwirtschaft mit einer Braunviehherde von rund 50 Milchkühen.
  • Ein großes Anliegen ist der Familie eine natürliche Tierhaltung mit Weidebetrieb, Auslauf der Kühe und Alpung der Jungtiere.

 

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