Weil der Verzehr an köstlichen Vitaminspendern rückläufig ist, wird derzeit in Österreich an einer neuen, starken Achse gebaut.
Eine bedenkliche Entwicklung ist seit geraumer Zeit beim Haushaltskonsum von Frischgemüse und –obst zu beobachten: Alleine in Österreich ist die Menge bei wichtigen Vitaminspender in der Ernährung in den letzten sieben Jahren um mehr als ein Prozent gesunken. Diese Zahlen bestätigt Johannes Mayr, Geschäftsführer der KeyQUEST Marktforschung, im Zuge der diesjährigen Wintertagung des Ökosozialen Forums. Er sieht diese Veränderungen vor dem Hintergrund völlig geänderter Lebensgewohnheiten: „Obwohl die Kaufkraft in Österreich besser denn je ist, geben die Menschen nur noch 12,1 Prozent vom Haushaltseinkommen für Lebensmittel – so wenig wie nie zuvor – aus. Mehr Bedeutung haben für sie Wohnungseigentum, Wertanlage und Urlaube.“ Gesundes, heimisches Gemüse und Obst bleiben dabei auf der Strecke.
Lebensgewohnheiten
Fritz Rauer, Obmann des Landesverbandes der steirischen Gemüsebauern, hat eine überraschende Erklärung für dieses Phänomen: „Der rückläufige Gemüsekonsum hat meist damit zu tun, dass man es kochen muss.“ Dies und der starken Trend zum „Außer-Haus-Verzehr“ führen dazu, dass derzeit 33 Prozent der Österreicher ihr Mittagessen und 13 Prozent ihr Abendessen nicht in den eigenen vier Wänden einnehmen. Und genau da wollen die Verantwortlichen ansetzten. Der oberste Gemüsevertreter der grünen Mark dazu: „Der gesamte Convenience-Bereich – also fertige oder vorgekochte Lebensmittel – wächst österreichweit jedes Jahr zwischen zehn und 18 Prozent. Hier sehen wir die größte Zukunfts-Chance“. Damit könnte, glaubt Rauer, der Obst- und Gemüsekonsum im trauten Heim wieder angekurbelt werden. Gerade die vorgekochte Käferbohne in der Dose sei ein gutes Beispiel dafür.
Um den öffentlichen Stellenwert von Obst und Gemüse kräftig anzukurbeln, wird derzeit hinter den Kulissen an der Bildung eines gemeinsamen Branchenverbandes für Obst und Gemüse als Interessensvertretung in Österreich. Das bestätigt auch Rauer, der auch Präsident des Bundesgemüsebau-Verbandes (BGV) ist und gibt sich überzeugt: „Derzeit stehen wir in intensiven Verhandlungen mit allen Landesverbänden im Obst und Gemüsebereich sowie mit der Landwirtschaftskammer in Wien. Diese neue, große Gemeinschaft könnte die Interessen aller bündeln, die Forschung – gerade im Hinblick auf den Convenience-Bereich – verstärken und eine starke Achse bilden.“ Rauer weiter: „Auch Marketing-Offensiven können gemeinsam wesentlich effektiv gestaltet werden“. Wichtiger Nachsatz: „Trotzdem müssen die bestehenden Verbände erhalten bleiben, um die Verbindung zur Basis – also zu den bäuerlichen Produzenten – nicht zu verlieren.“
Trendprodukt
In der Steiermark haben die Gemüsebauern mit großen Herausforderungen zu kämpfen: derzeit sei, so Rauer, der China-Kohl durch seinen Konkurrenten, den Eisberg-Salat, im Absatz stark bedroht. Im Sommer ist auch wieder ein enormer Preisdruck am Paradeiser-Markt zu befürchten.
Der Bauernverteter abschließend: „Ich sehe heimisches Obst- und Gemüse als absolute Trend-Produkt der Zukunft. Wir müssen deshalb unsere gesamte Energie in neue Märkte und neue Produkte stecken, um den jungen Hofübernehmern eine Perspektive zu bieten.“
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