„Irgendwann ist Schluss mit lustig“

von NEUES LAND

Letzter Platz in der Einkommensstatistik für Murau – da geht Bauernbund-Bezirksobmann Martin Hebenstreit in die Offensive!

NEUES LAND: Die jüngst präsentierte Einkommensstatistik für die Steiermark dokumentiert, dass im Bezirk Murau mit einem durchschnittlichen Bruttojahreseinkommen von 27.562 Euro im Jahr am wenigsten verdient wird. Wie geht es dem Bauernbund- und Kammerobmann des Bezirkes damit?

Martin Hebenstreit: Ganz schlecht! Es ist ein Beispiel mehr dafür, dass wir über die dringend notwendige Stärkung des ländlichen Raumes nicht nur reden dürfen, sondern eiligst notwendige Handlungen setzen müssen.

NL: Womit erklären Sie diese traurige Einkommenssituation?

Hebenstreit: Natürlich gibt es mehrere Erklärungen dafür, aber in erster Linie geht es um unsere Randlage und um die Tatsache, dass wir viel zu wenig Jobs für höher qualifizierte Arbeitskräfte zu bieten haben. Das schafft auch eine negative Zukunftspers-pektive, denn die jungen Leute aus der Region, die höhere Bildungswege gehen, sind praktisch gezwungen, die Heimat zu verlassen und in Ballungsräume zu ziehen. Und das, obwohl wir gerade sie so dringend brauchen würden.

NL: Wie kann man auf diese alarmierende Entwicklung reagieren?

Hebenstreit: Nicht mit einer Initiative allein, sondern unbedingt an mehreren Fronten. Aber aus meiner Sicht müssen auch symbolische Taten gesetzt werden, die überfällige Signale setzen. Als Chance in diese Richtung sehe ich vor allem die Auslagerung von öffentlichen Stellen in ländliche Gebiete. Was hat zum Beispiel das Thema Wildbach und Lawinenverbauung in Graz zu suchen? Auch alles, was mit Wald und Holz zu tun hat, wäre bei uns sehr gut und vor allem sehr kompetent aufgehoben.

NL: Damit ist es aber nicht getan…

Hebenstreit: Wir haben vielfach Aufholbedarf. Es geht etwa um die Verbesserung der Infrastruktur – zum Beispiel um notwendige Anbindungen des öffentlichen Verkehrs – und um Breitbandanschlüsse. Da hat sich zwar in der Region im Zuge der Weltmeisterschaft auf dem Kreischberg einiges getan, aber wir müssen weiter Gas geben. Wenn du in der heutigen Zeit im Internet nicht schnell genug unterwegs sein kannst, bist du rasch abgehängt. Außerdem sehe ich mit schnellem Internet eine Chance für digitale Heim-Arbeitsplätze, die mehr und mehr an Bedeutung gewinnen.

NL: Leider hört man aber auch immer wieder von Überlegungen, bei der Infrastruktur im ländlichen Raum noch weitere Einsparungen vorzunehmen.

Hebenstreit: Da ist die Schmerzgrenze längst erreicht. Wir dürfen in Zukunft nichts mehr verlieren – im Gegenteil, wir müssen etwas zurückkriegen. In diesem Zusammenhang geht es mir auch darum, dass der Standort unserer Bezirkskammer abgesichert wird. Er ist  unglaublich wichtig und unersetzbar für uns!

NL: Der Bezirk Murau hat aber doch auch  besondere Lebensqualität…

Hebenstreit: Unser Bezirk ist ohne Zweifel besonders lebenswert, wir freuen uns über die herrliche Landschaft, das rege Vereins- und Kulturleben und manches mehr. Dafür nehmen die Menschen auch sehr viel in Kauf und pendeln teilweise sehr weit aus. Aber irgendwann ist dann Schluss mit lustig!

Zur Person

Martin Hebenstreit ist verheiratet, Vater von drei Kindern und freut sich über drei Enkelkinder. Auf seinem Hof in Oberwölz geht es um Ackerbau, Milchvieh- und Forstwirtschaft. Der Obmann des Bauernbundes und der LK im Bezirk war bis zur Gemeindezusammenlegung 15 Jahre lang Bürgermeister von Oberwölz-Umgebung.

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