Im Interview: Martin Krondorfer

von Karlheinz Lind

Martin Krondorfer, Leiter der Forstlichen Ausbildungsstätte Pichl, über die Folgen der Corona-Krise und den Kursbetrieb vor Ort.

NEUES LAND: Als Leiter der Forstlichen Ausbildungsstätte (FAST) Pichl waren Sie ja auch direkt von den Folgen der Corona-Krise betroffen. Wie haben Sie den Ausbruch erlebt?

Martin Krondorfer: Als wir von den ersten Coronafällen erfahren haben, waren wir nicht unbedingt besorgt. Mit unserem Standort in St. Barbara im Mürztal liegen wir ja weit weg von großen Zentren. Doch am 16. März erhielt ich von einem Vortragenden aus Tirol einen alarmierenden Anruf. Er kann seiner Tätigkeit bei uns nicht nachkommen, da er Kontakt mit einem Corona-Erkrankten hatte. Somit hatte auch uns die Pandemie eingeholt, der Schulungs- und Vortragsbetrieb musste eingestellt werden.

 

NL: Wie haben Sie und ihr Team diese Auszeit genutzt?

Krondorfer: Viele unserer Mitarbeiter haben ins Home-Office gewechselt und sich dem Kursprogramm 2020/2021 gewidmet. Kommuniziert wurde mittels Video-Konferenzen. Außerdem haben wir diesen Zeitraum genutzt, um Überstunden und Urlaube abzubauen. Ich bin auf meine Kollegen unglaublich stolz, wie gut sie diese herausfordernde Zeit gemeistert haben.

 

NL: Apropos Videokonferenzen: Sind Kurse über digitale Medien ein Thema für Sie und ihr Haus?

Krondorfer: Wir haben einige online-Kurse abgehalten. Aber für mich sind sie nicht wirklich eine Alternative zur Teilnahme vor Ort. Da unsere Ausbildung meist auch einen großen praktischen Teil hat, sind wir an die örtlichen Gegebenheiten gebunden. Nur als Beispiel: Einen Schindelkurs oder einen Motorsägenkurs kann man wirklich nur sehr schwer online abhalten.

 

NL: Ein Blick auf ihre Homepage verrät, dass an der FAST Pichl schon wieder zahlreiche Kurse angeboten werden. Befindet sich das Bildungshaus wieder im Normalbetrieb?

Krondorfer: Nein, sicherlich nicht. Wir haben am 11. Mai mit den Facharbeiterkursen für Schülerinnen und Schüler von land- und forstwirtschaftlichen Fachschulen begonnen. Danach erfolgte ein weiterer Block im Bereich Meisterausbildung. Bei unseren gesamten Ausbildungen müssen wir auf die gesetzlich geregelten Mindestabstände achten. Somit müssen nun die meisten Zertifikatslehrgänge geteilt werden. Statt 24 Teilnehmer gibt es nur zwölf pro Kurs. Das gilt nicht für unseren Festsaal, denn dort können die geforderten Abstände für 24 Personen eingehalten werden.

 

NL: Wann wollen Sie dann wieder in den Regelbetrieb starten?

Krondorfer: Das könnte Ende Juli der Fall sein. Derzeit arbeiten wir alle notwendigen Berufs- und Fachausbildungen ab. Abgesagte Kurse wie zum Beispiel jene zur Ausbildung zum Waldpädagogen werden nach Möglichkeit nachgeholt.

 

NL: Welche Folgen haben diese Einschränkungen für die forstliche Ausbildungsstätte?

Krondorfer: Besonders hart treffen uns die fehlenden Einnahmen von abgesagten Festveranstaltungen. Zum Beispiel war für Mitte Juni eine große Gartenausstellung im Schlosspark geplant. Diese möchten wir aber nun vom 17. bis 19. Juli nachholen.

 

NL: Was wünschen Sie sich für die nächsten Wochen und Monate?

Krondorfer: Wir würden uns über viele Anmeldungen zu unserem umfangreichen Kursangebot für das Jahr 2020/2021 freuen. Es hat Zukunft sich rund um die Themen Wald und Natur weiterzubilden.

 

Zur Person

  • Martin Krondorfer hat nach der Forstschule in Bruck an der BOKU in Wien Forstwirtschaft studiert.
  • Danach arbeitete der begeisterte Jäger zwei Jahre am Bundesamt für Forschung und Wald.
  • 992 erfolgte der Eintritt als Fachreferent der FAST Pichl. Im Jahr 2000 übernahm er die Leitung.
  • Er ist verheiratet und stolzer Vater von drei Söhnen.

 

Beitragsfoto: Oliver Wolf Foto GmbH

 

 

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