Im Interview: Landesrat Karlheinz Kornhäusl

von Karl Brodschneider

Wie Landesrat Karlheinz Kornhäusl die Wartezeiten bei Untersuchungen und Operationen deutlich verkürzen sowie den Pflegeberuf attraktiver gestalten will.

 

NEUES LAND: Gesundheit und Pflege zählen für die Wahlberechtigten zu den Hauptthemen bei ihren Wahlentscheidungen. Spüren Sie das auch bei Ihren Begegnungen mit den Menschen – vor allem jetzt im Wahlkampf?

Karlheinz Kornhäusl: Ja, absolut! Das ist auch verständlich, weil Gesundheit und Pflege Themen sind, die jeden betreffen – entweder selbst oder im Familienkreis. 

 

Als Sie vor gut einem Jahr Landesrat wurden, nannten Sie als eines Ihrer großen Ziele, die Wartezeiten für Untersuchungen und Operationen zu verkürzen. Wo ist das bereits gelungen?

Das war immer das große Ziel von mir und wird es immer sein. Ich will, dass alle Steirerinnen und Steirer rascher zu Terminen und schneller zu Behandlungen kommen. Wenn jemand auf eine wichtige Untersuchung oder Operation wartet, darf man die Leute nicht zusätzlich mit überlangen Wartezeiten belasten. Das zu ändern, geht aber nicht von heute auf morgen. Im Wahlkampf gibt es aber Parteien, welche die einfache Antwort und rasche Lösungen versprechen. Aus meiner Erfahrung als Arzt weiß ich, dass es keine raschen Lösungen gibt. Aber wir haben schon einige schöne Erfolge errungen.

 

Welche wären das zum Beispiel?

Durch die Einrichtung einer Tagesklinik auf der Herzabteilung im LKH Graz können wir bis zu 1500 Herzkatheder-Eingriffe im Jahr mehr machen. Es ist uns gelungen, im LKH Bruck durch einen zweiten Herzkatheder-Tisch beziehungsweise durch eine Personalaufstockung die Warteliste bei den Herzschrittmachern auf null zu setzen. Es ist uns gelungen, im urologischen Bereich Wartezeiten durch Kooperationen massiv zu reduzieren. Ähnliches versuchen wir im Bereich von Hüft- und Kniegelenksoperationen. Im Bereich Grauer Star sind die Wartezeiten definitiv zu lang. Da arbeiten wir mit mehreren Partnern an einer Lösung, dass sich die Wartezeiten rasch verringern.

 

Was sind die größten Schwierigkeiten, mit denen Sie als Landesrat im Gesundheitsbereich kämpfen? Sind es zu geringe Budgets, fehlende Ärzte, unerfüllbare Gehaltswünsche, neue Vorstellungen von Work-Life-Balance, versteinerte Strukturen oder uneinsichtige Patienten?

In dieser Fragestellung ist alles drinnen und alles hat seine Richtigkeit. Da ist zum Beispiel die demografische Entwicklung: Wir werden immer älter, gleichzeitig kommen immer weniger Jüngere nach. Das hat auch große Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Zweitens haben wir eine rasante Entwicklung in der Medizin. Wir haben heute völlig andere gesetzliche Rahmenbedingungen als noch vor 15, 20 Jahren, Stichwort Ärztearbeitszeit. Wir haben neue Rahmenbedingungen, was die Ärzteausbildung anbelangt. Und wir haben natürlich einen gesellschaftlichen Wandel. Man muss das alles in Einklang bringen. Wichtig ist, dass die Mitarbeiter zufrieden sind, denn wenn die Mitarbeiter zufrieden sind, dann sind es auch die Patienten.

Leitspital Stainach

Wie geht es Ihnen beim Thema Leitspital Stainach? Hat da die Kommunikation versagt oder ist das ein Beispiel für Populismus vor allem der Oppositionsparteien?

Mir geht es um die Gesundheit der Menschen, nicht um Wahlkämpfe, denn die Gesundheit interessiert sich nicht für Wahlen. Aufgrund der vorher besprochenen Entwicklungen ist es unumgänglich, im Herzen des Bezirkes Liezen ein neues, modernes Spital zu bauen. Der Prozess wurde vor einigen Jahren aufgesetzt. Es gibt viele Studien dazu. So ist man auf diesen Standort in Stainach gekommen. Dieser ist von allen in Betracht gezogenen Standorten der beste.

Natürlich wünscht sich jeder, in der Nähe seines Wohnortes eine perfekte Rundumversorgung zu haben. Und wir haben sie auch in abgestufter Art und Weise. Wir haben europaweit eines der besten Notarztsysteme mit drei Hubschrauberstützpunkten. Wir haben extrem engagierte Hausärzte und niedergelassene Fachärzte. Wir haben in der Steiermark mittlerweile 17 starke Gesundheitszentren, darunter sogar ein eigenes Kindergesundheitszentrum in der Obersteiermark. Damit nehmen wir in Österreich eine Vorreiterrolle ein. Egal, wo jemand lebt, die Versorgung darf keinen Unterschied machen. 

Zukunft der Pflege

Kommen wir zur Pflege. Die Menschen werden immer älter und bedürfen daher auch länger einer Pflege. Die Ausgaben im Pflegebereich sind für das Land und die Gemeinden immer schwerer zu stemmen. Wie geht es weiter?

Wie in der Gesundheit ist es mir auch in der Pflege wichtig, dass die Versorgung in der Vielfalt liegen muss. Das bedeutet, wir müssen alles daran setzen, dass unsere ältere Generation so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden selbstbestimmt in Würde altern kann. Das Pflegeheim soll die letzte Stufte in der Versorgung sein. Es gibt eine stundenweise Alltagsbegleitung und Tagesbetreuungseinrichtungen. Wir bauen massiv bei den mobilen Diensten und bei den betreuten Wohnformen aus. Wir haben in 7 von 13 Bezirken mehr Menschen in der mobilen als in der vollstationären Betreuung. Unsere Landesregierung hat sich ganz klar zum Grundsatz „Mobil vor teilstationär vor stationär“ bekannt und das zeigt sich auch im Pflege- und Betreuungsgesetz, das wir nach zehnjähriger Verhandlung im Juli beschließen konnten. Wichtig ist auch die Prävention, denn wir alle können mithelfen, der Pflege vorzubeugen, indem wir versuchen, uns im Alltag mehr zu bewegen und bewusst zu ernähren.

Ausbildungsoffensive

Ihr großes Ziel ist es, genügend Personal im Pflegebereich zu haben. Zeigt Ihre gestartete Ausbildungsoffensive schon erste Erfolge?

Ja! Wir haben in der Pflege nicht nur die Gehälter massiv erhöht, sondern auch den Turbo in der Ausbildung gezündet. Wir haben die Anzahl der Schulstandorte für Gesundheits- und Krankenpflege von 7 auf 15 und die Anzahl der Ausbildungsplätze für Pflegeassistenz und Pflegefachassistenz auf 1130 erhöht. Wir hatten unlängst die Gleichenfeier für unseren neuen Fachhochschulcampus für die diplomierte Pflege. Die Steiermark zahlt ein monatliches Ausbildungsgeld von 900 Euro und damit mehr als die anderen Bundesländer. Wir bieten die Ausbildung berufsbegleitend an und wir haben eine eigene Informationsstelle in Graz geschaffen sowie eine eigene Werbekampagne ins Leben gerufen. Jetzt zeigen sich bereits erste Erfolge. Junge Menschen gehen wieder in die Pflege. Wir haben mittlerweile in den steirischen Spitälern mehr Eintritte als Austritte sowohl in der Pflege als auch im ärztlichen Bereich.

Landtagswahl

Abschließend noch eine Frage zur kommenden Landtagswahl! Als für den Sport zuständiger Landesrat und Fußball-Fan wissen Sie genau, dass ein Spiel erst entschieden ist, wenn es vom Schiedsrichter abgepfiffen wird. Was muss die Steirische Volkspartei noch tun, damit sie als Sieger vom Platz geht?

Ich spreche jetzt nicht nur für das letzte Jahr, wo ich Teil des Teams von Christopher Drexler sein durfte. Auch in den Jahren davor hat die Steirische Volkspartei immer eine tragende Rolle gespielt, wenn es um die Weiterentwicklung unseres Landes gegangen ist. Das Geheimnis dabei ist der steirische Weg des Miteinanders. Ich weiß aus vielen Gesprächen mit Steirerinnen und Steirern, dass die Menschen das schätzen. Ich werde versuchen, noch mehr Gespräche zu führen und noch mehr Menschen zu überzeugen, dass auch in Zukunft der Weg mit der Steirischen VP und Christopher Drexler ein erfolgversprechender Weg ist.

 

[© Land Steiermark]

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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