Christian Polz, Bauernbund-Spitzenkandidat für den Bezirk Deutschlandsberg, über zu viel Bürokratie und notwendige Beratungsqualität.
NEUES LAND: Sie stehen als Obmann an der Spitze der Bezirksbauernkammer Deutschlandsberg. Worauf sind Sie in Ihrem Bezirk besonders stolz?
Christian Polz: Auf unsere agrarische Vielfalt! Von der Forstwirtschaft über die Teichwirtschaft, einem Almgürtel, einer ausgeprägten Tierhaltung sowie Acker- und Weinbau ist bei uns alles zu finden. Unsere Familienbetriebe sind zwar sehr kleinstrukturiert, aber die Bäuerinnen und Bauern auf den Höfen äußerst fleißig und innovativ. Somit kann auch eine flächendeckende Bewirtschaftung gewährleistet werden. Mit den Projekten „Mobile Sojapresse“ und „Stressfreie Rinderschlachtung am Hof“ haben wir im Bezirk sicherlich Meilensteine gesetzt.
Problem Forstwirtschaft
NL: Oft tragen Landwirte ihren Kummer oder ihre Sorgen auch zum Kammerobmann. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen in unserer Zeit?
Polz: Oft geht es um zwischenmenschliche Probleme. Egal ob innerhalb der Familie, in der Nachbarschaft oder in der Gemeinde – sie wollen gehört werden. Insgesamt wird es für Bäuerinnen und Bauern immer schwieriger, Konsumenten Landwirtschaft zu erklären. Da stehen wir vor großen Herausforderungen. Auch die Forstwirtschaft wird auf vielen Höfen zum Stressfaktor. Besonders nach Kalamitäten, wie etwa Windwürfen, stehen Forstwirte nicht nur vor einem enormen finanziellen Schaden. Hier spielen auch Emotionen stark mit. Innerhalb kürzester Zeit wird die Arbeit von Generationen zerstört.
NL: Während der Corona-Krise standen die Leistungen der heimischen Bauern im Mittelpunkt. Wird man dieses positive Image in die Zukunft mitnehmen können?
Polz: Davon bin ich überzeugt. Leider hat sich dieses positive Image nicht auf die Erzeugerpreise ausgewirkt. Ganz im Gegenteil. Im Rinder-, Schweine- und Holzbereich hatten wir mit massiven Einkommensverlusten zu kämpfen. Deshalb trete ich für eine bessere Lebensmittelkennzeichnung ein. Nur so können sich die Preise wieder erholen.
NL: Oft klagt man in der Agrarbranche über ein hohes Maß an Bürokratie. Wie sehen Sie die Situation, wie könnte Abhilfe geschaffen werden?
Polz: Eines möchte ich klarstellen. Wir bekommen Abgeltungen für unsere Leistungen, die wir erbringen. Kontrolliert man nicht, würde das System sofort ausgenutzt werden. Leider hat die Bürokratie ein Maß erreicht, dass zu einem massiven Mehraufwand für unsere Bäuerinnen und Bauern führt. Es braucht einen gesunden Mittelweg zwischen effizienter Kontrolle und Machbarkeit. Die Grundidee der Europäischen Union war es, durch Förderungen die Landwirtschaft zu erhalten und billige Nahrungsmittel auf den Markt zu bringen. Das hat sie auch erreicht. Besonders viele Probleme gab es bei der Existenzgründungsbeihilfe, vormals Niederlassungsprämie, für Junglandwirte. Da wurden viele Anträge abgelehnt. Wenn ich eine funktionierende Landwirtschaft haben will, muss ich auch die Hofübernehmer fördern.
NL: Welche Dienstleistungen werden von den Bäuerinnen und Bauern besonders oft in der Bezirksbauernkammer in Anspruch genommen?
Polz: Natürlich stehen die Arbeiten rund um die Mehrfachantragstellung im Mittelpunkt der Tätigkeiten. Grundsätzlich unterstützen wir Bauern in allen Förderangelegenheiten, wir haben auch eine sehr gute Forstberatung. Große Bedeutung kommt auch dem Kammersekretär zu. Hier reicht die Beratung von Grenzfragen über das Thema Einheitswert bis hin zur Sozialversicherung.
NL: Sie sind selbst praktizierender Landwirt. Wo sehen Sie die heimische Landwirtschaft in zehn Jahren?
Polz: Viele Betriebe werden sich in Zukunft noch stärker auf Direktvermarktung konzentrieren. Andere wieder werden durch Betriebserweiterungen ihren Weg gehen. Oft findet ein Wandel am Hof durch Übergaben statt. Unsere jungen Landwirte verlassen eingetretene Pfade und gehen neue Wege.
NL: Sie stellen sich am 24. Jänner 2021 der Kammerwahl. Wofür wollen Sie besonders eintreten?
Polz: Mir ist eine professionelle Beratung sehr wichtig. Deshalb setze ich mich auch für den Neubau der Kammer in Lannach ein. Hier sollen Landwirte in Zukunft perfekt betreut werden und sich auch zu Hause fühlen.
Zur Person
- Christian Polz (47) führt mit seiner Familie einen Schweine-Veredelungsbetrieb mit Schwerpunkt Ferkelproduktion im weststeirischen Frauental.
- Der Grottenhof-Hardt-Absolvent steht seit der letzten Wahl der Bauernkammer als Obmann vor.
- Weiters ist er auch Obmann vom Tiergesundheitsdienst.
- Polz ist stolzer Vater von drei Mädchen.
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