Hagel-Unwetter verbunden mit Sturm und Starkregen haben Schäden im Ausmaß von 3,3 Millionen Euro in der steirischen Landwirtschaft verursacht.
Die brütende Hitze ist am Dienstag Nachmittag auf dramatische Weise zu Ende gegangen: In weiten Teilen der Steiermark wüteten heftige Unwetter. Hagelschlag, Sturmböen, Starkregen und kleinräumige Überschwemmungen sorgten für gewaltige Schäden. Besonders betroffen waren einmal mehr landwirtschaftliche Kulturen:
Nach ersten Erhebungen durch die Sachverständigen der Österreichischen Hagelversicherung wurden in den Bezirken Weiz, Hartberg-Fürstenfeld und Graz-Umgebung knapp 7300 Hektar Agrarfläche mit Getreide, Mais, Gemüse, Kürbis, Wein- und Obstkulturen schwer in Mitleidenschaft gezogen. Der Gesamtschaden beträgt nach ersten Schätzungen 3,3 Millionen Euro.
Betroffen zeigte sich unmittelbar nach diesem folgenschweren Ereignis auch Agrar-Landesrat Hans Seitinger: „Leider wurde die steirische Landwirtschaft wieder von schweren Unwettern heimgesucht. Das ist nach der heurigen Frostkatastrophe der nächste herbe Schlag für unsere Bauern, auch wenn ein Teil der Schäden über Versicherungen gedeckt ist.“
Besonders in Mitleidenschaft gezogen wurden – nach der Frost-Katastrophe im Frühjahr schon wieder Bereiche des Apfellandes. Rupert Gsöls, Obmann des Verbandes der Erwerbsobstbauern in der Steiermark, kommentiert das mit bitterer Ironie: „Äpfel konnte es bei uns leider keine mehr erwischen.“
Ein bewegender Stimmungsbericht erreichte uns von Ursula Reiter, der Bezirksbäuerin in Weiz: „Regen hat es nur wenig gegeben, dafür aber viel Hagel – teilweise so groß wie Hühnereier. Ich habe selbst gerade einen Lokalaugenschein vorgenommen – es ist furchtbar. Bei der Familie Gutmann in Kalch wurden mehrere Erdbeertunnel zerfetzt. Äpfel, die trotz Frost durchgekommen sind, Pfirische, Marillen liegen jetzt alle am Boden, beim Wein wurde alles abgefegt. Dachfenster und Dächer wurden zerstört, Hagelnetze sind kaputt gegangen, das Dach einer Lagerhalle ist stark beschädigt.“
Nicht nur zahlreiche landwirtschaftliche Kulturen wurden von den neuerlichen Wetterkapriolen schwer getroffen, auch zahlreichen Straßen waren wegen kleinräumiger Überschwemmungen durch über die Ufer getretene Bäche oder auch umgestürzter Bäume nicht passierbar.
Auch die Pyhrnautobahn (A9) war längere Zeit gesperrt, weil im Streckenabschnitt zwischen der Mautstelle und dem Gleinalmtunnel Bäume auf die Fahrbahn gefallen waren. Der Verkehr wurde über die Brucker Schnellstraße umgeleitet, wo es aber ebenfalls zu erheblichen Schwierigkeiten kam, weil Stromunterbrechungen die Tunnelbeleuchtungen ausfallen ließen.
Vor allem im Raum Gleisdorf wurden durch massive Sturmböen zahlreiche Hausdächer ramponiert. Die Feuerwehren waren bis in die frühen Morgenstunden damit beschäftigt, beschädigte Dächer mit Planen abzudecken. Auch viele Fahrzeuge hat Hagel, der zum Teil die Größe von Tennisbällen erreichte, stark beschädigt. Das Ausmaß all dieser Schäden war vorerst noch nicht abzuschätzen.
Thomas Meier, Pressesprecher des Landesfeuerwehrverbandes, konnte dazu am Tag danach folgende Bilanz legen: „Im Einsatzleitsystem der Landesleitzentrale Florian Steiermark in Lebring wurden insgesamt 303 Einsätze erfasst, zu welchen 170 Feuerwehren alarmiert worden sind. In 21 Fällen ging es um Brände. Die Hotspots für die Einsatzkräfte lagen in den Bereichen Liezen, Graz-Umgebung, Hartberg, Bruck an der Mur, Mürzzuschlag und Weiz. Bis auf die südlich gelegenen Landesteile waren ab gestern Nachmittag nahezu überall Unwettereinsätze zu verzeichnen.“
Von Seiten des Landesfeuerwehrverbandes wurde auch darauf hingewiesen, dass die Aufräumarbeiten vielerorts noch längere Zeit in Anspruch nehmen werden.