Weltfrauentag: Fünf Bäuerinnen berichten, wie wichtig ein gleichberechtigtes Rollenverständnis für eine gute Partnerschaft und den wirtschaftlichen Erfolg ist.
Der Weg zu einem gleichberechtigten Rollenverständnis in der Land- und Forstwirtschaft sowie im ländlichen Raum ist für Frauen herausfordernd. „Daher ist es immens wichtig, dass die Bäuerinnen ihre Kompetenzen und Leistungen deutlich sichtbar machen und ins öffentliche Bewusstsein rücken“, sagte LK-Vizepräsidentin Maria Pein anlässlich einer Pressekonferenz zum Weltfrauentag. „Wenn man Rollenklischees aufbricht, so ist das ein Punkt für den wirtschaftlichen Erfolg, denn sehr oft stehen Frauen hinter den Innovationen in der Land- und Forstwirtschaft.“
Arbeitsteilung
Zur Verdeutlichung ihrer Aussagen hatte Pein gleich fünf junge Bäuerinnen zur Pressekonferenz mitgenommen. Der 34-jährigen Christina Reichel aus Perchau am Sattel – sie war auch Futtermittelberaterin – ist das partnerschaftliche Arbeiten auf Augenhöhe besonders wichtig. Gemeinsam mit ihrem Mann bespricht sie jede Entscheidung am Betrieb. „Ich bin Chefin bei den Kühen, mein Mann ist Chef in der Grünland- und Forstwirtschaft.“
Die 22-jährige Karin Ertl aus Staudach ist ausgebildete Elementarpädagogin, Speditionskauffrau und auch daheim am Betrieb tätig. Ihr Credo: „Mir ist es wichtig zu vermitteln, dass es keinen Unterschied zwischen Männer- und Frauenarbeiten gibt. Ich wünsche mir, dass meine Arbeit als Jungbäuerin auch anerkannt wird und ich möchte junge Frauen dazu motivieren, in der Landwirtschaft Fuß zu fassen.“
Umsetzungsstärke, Transparenz und Vernetzung sind die Maßstäbe, die Julia Knittelfelder (24) aus Krusdorf an den Tag legt. Die ausgebildete Tourismusmanagerin betont: „Die sehr gute Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit meinem Partner sowie mit meiner Schwägerin und meinem Schwager bereichert unseren Betrieb und macht ihn für zwei Familien zukunftsfähig.“
Waldberaterin
Die Holztechnik-HTL-Absolventin Helena Zechner (26) aus Spielberg ist eine absolute Männerdomäne eingedrungen. Als Waldberaterin des Waldverbands Steiermark wurde ihr anfänglich große Skepsis entgegengebracht. Durch ihre fachliche Kompetenz und ihr Managementqualitäten ist sie in der Zwischenzeit längst anerkannt. „Ich bin deshalb akzeptiert und geschätzt, weil ich mir meiner Stärken und Schwächen bewusst bin und mutiges Nachfragen für mich selbstverständlich ist.“ Das gegenseitige Verständnis zwischen den Geschlechtern und partnerschaftliche Agieren müssen, so Zechner, in der Forstwirtschaft und allen Bereichen der Landwirtschaft zur Normalität werden.
In dieselbe Kerbe schlägt die Weststeirerin Sophie Friedrich (24), die derzeitige Weinkönigin. Sie ist überzeugt: „Man muss trauen, sich vor den Vorhang zu stellen und vermitteln, dass man etwas zu sagen hat. Ich will ein Vorbild für junge Frauen in der Landwirtschaft sein!“
Frauen
Landesbäuerin Viktoria Brandner machte auf die von der Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Bäuerinnen ausgearbeiteten Charta für partnerschaftliche Interessenvertretung aufmerksam. Primäres Ziel ist es, den Frauenanteil in den agrarischen Gremien und anderen Institutionen auf mindestens 30 Prozent zu erhöhen. Zum Beispiel beträgt der Frauenanteil in der Kammervollversammlung, der Bürgermeisterinnen-Anteil in den steirischen Gemeinden nur neun Prozent.
Die mit dem Staatspreis für Frauen ausgezeichnete Emina Saric betonte: „Es gibt im agrarischen Bereich noch keine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen. Die Ursache dafür liegt in den traditionellen, patriarchalischen Rollenbildern. Die produktive Arbeit, die meistens von den Männern gemacht wird, wird gesehen und anerkannt. Die reproduktive Arbeit in der Familie, im Haushalt und in der Pflege wird oft nicht wahrgenommen.“ Und Saric weiter: „Es muss uns gelingen, dass auch der weibliche Teil im Betrieb gesehen wird. Ist dieser nicht sichtbar, kann es sogar so weit kommen, dass durch die Mehrfachbelastung der Frau der Betrieb in eine wirtschaftliche Schieflage gerät.“
Fotos: LK/Danner