Gesünder leben mit gleichen Chancen!

von NEUES LAND

Das Zeugnis steht vor der Türe – und damit hat auch wieder eine spannende Frage Saison: Wie weit beeinflussen Lebensräume die Entwicklung und auch den Schulerfolg von Kindern? Oder anders ausgedrückt: Beflügelt Kinder mehr ländliche Beschaulichkeit und Naturnähe oder doch eher die städtische Vielfalt?

Es ist ein Thema, das unter Eltern wie auch unter Fachleuten schon seit vielen Jahren immer wieder leidenschaftlich diskutiert wird – vielleicht auch gerade deshalb, weil es dazu wenige gesicherte Befunde, aber jede Menge Vorurteile gibt. Es heißt beispielsweise, Landkinder würden durch das Blühen und Wachsen in ihrem Umfeld zu mehr Naturverbundenheit finden oder die Kids in der Stadt wären durch die Vielzahl der Reize in ihrer Wahrnehmungsleistung besser. Beide Thesen haben ihre Anhänger, aber keine handfesten Beweise.

Immerhin in drei – sehr wichtigen – Bereichen scheint es durch mehrere Studienergebnisse Klarheit darüber zu geben, dass die jungen Leute vom Land tatsächlich deutlich besser dran sind: Sie leiden viel seltener an allergischen Krankheiten (weil sich das Immunsystem des Körpers wesentlich früher im Umgang mit Bakterien bewähren muss) – das Risiko für Asthma und Heuschnupfen geht sogar, wie Forscher in München dokumentieren konnten, um mehr als die Hälfte herunter. Sie sind deutlich seltener mit bestimmten psychischen Erkrankungen konfrontiert und, wie man annimmt, durch ihre größeren Bewegungserfahrungen motorisch besser unterwegs. Was sich unter anderem auch beim Sport bemerkbar macht

Expertenmeinungen

Zollneritsch

Josef Zollneritsch

Foto_Thomas Raggam

Elisabeth Meixner

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Walter Vogel

Speziell in Sachen Gesundheit scheint es also klare Vorteile zu geben. Und wo ist die bessere Umgebung für das Heranwachsen, Entdecken und Lernen von jungen Menschen? Das haben wir insgesamt 100 steirische Schülerinnen und Schüler (siehe dazu die Ergebnisse im Info-Kasten ganz rechts) sowie drei bekannte und angesehene steirische Fachleute gefragt: Elisabeth Meixner, Präsidentin des Landesschulrats, zuhause im südoststeirischen Gnas. Walter Vogl, Vizerektor der Pädagogischen Hochschule, aufgewachsen in Lebring. Und Josef Zollneritsch, oberster Schulpsychologe im Landesschulrat für Steiermark, dessen Heimat stets die Landeshauptstadt war. Das Ergebnis können wir vorwegnehmen: Für alle drei gibt es ein „Unentschieden“ in diesem „Duell“ – und doch fügen sie einige wichtige Anmerkungen hinzu.

Elisabeth Meixner, ist, wie sie ganz offen bekennt, dem ländlichen Raum sehr zugetan. Aber gleichzeitig stellt sie fest, dass die Lebensweisen von Land- und Stadtbewohnern immer ähnlicher werden. Aus Sicht der Präsidentin steht weit mehr als die Lebensumgebung die Individualität jedes jungen Menschen im Vordergrund: „Die Einen werden etwas als Vorteil nutzen können, was für die Anderen ein Nachteil ist. Und das gilt für Stadt wie für Land.“ Aus pädagogischer Sicht betrachtet sind die Dinge für sie ebenfalls klar: „Für Stadt und Land gelten die gleichen Lehrpläne, Computer gibt es da wie dort…“

Walter Vogel schlägt in die selbe Kerbe: „Der Lerneffekt hängt immer von der Persönlichkeit des Schülers und nicht von seiner Umgebung ab.“ Als größtes Problem in der Stadt betrachtet der Vizerektor den Platzmangel, der bisweilen auch, so meint er, für pädagogische Konzepte zur Einschränkung werden kann.

Kurzer Schulweg

Josef Zollneritsch betrachtet die eher in der Stadt erlebbare Multikulturalität – er spricht vom „Zusammenbringen verschiedener Völker“ – als wesentlichen Erfahrungsfaktor. Und er verweist auf die generelle Bedeutung der Nähe des Wohnortes zur Schule: „Da können sich die Kinder feste Freundschaften aufbauen und gut auf die Schule konzentrieren.“

Wir geben diese Frage auch an unseren Leserinnen und Leser weiter: „Stadt oder Land – wo lernt man besser?“ Schreiben Sie Ihre Meinung an redaktion@neuesland.at

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