„Ein Geschenk für ein Leben“

von Karl Brodschneider

Krippenbaumeisterin Waltraude Lechner über Trends bei den Weihnachtskrippen und die ständig steigenden Teilnehmerzahlen bei den Kursen.

NEUES LAND: Nach zehn Jahren gibt es wieder eine Steirische Landeskrippenausstellung. Sie wird am 24. November im Schloss Hartberg eröffnet. Was gibt es da alles zu sehen?

Waltraude Lechner: Bei dieser Schau – sie dauert bis 9. Dezember – präsentieren sieben steirische Krippenvereine ihre Werke. Das sind vor allem Krippen, aber auch Ikonen, Schnitz-, Ton- und Klöppelarbeiten sowie Maisstrohfiguren.

NL: Welche Bedeutung haben Krippen für die Menschen?

Lechner: Die Krippen sind ein Weg, dass wir uns mit dem Ursprung unseres Glaubens und mit Kernfragen unseres Lebens beschäftigen. Woher kommen wir? Wohin gehen wir?

NL: Findet man immer mehr Krippen unter unseren Christbäumen?

Lechner: Es werden immer mehr Krippen! Das sehen wir auch bei unseren Kursen. Das Interesse steigt ständig. Allein die Krippenfreunde Oststeiermark-Hartberg führen im Jahr rund 25 Kurse mit durchschnittlich sechs bis acht Teilnehmern durch. Oft bauen die Teilnehmer eine zweite oder gar dritte Krippe, die sie dann ihren Patenkindern geben. Krippen werden auch immer mehr ein beliebtes Präsent für Geburtstage oder Hochzeiten. Das ist dann eigentlich ein Geschenk für ein ganzes Leben.

NL: Welche Menschen besuchen eigentlich Krippenbaukurse?

Lechner: Zwei Drittel der Teilnehmer sind Menschen, die sich schon in Pension befinden oder gerade in Pension gegangen sind. Sie erfüllen sich damit auch einen Traum oder setzen ein persönliches Ziel um. Auch bei den Jugendlichen ist das Interesse am Krippenbauen groß. Wir sehen das in der landwirtschaftlichen Fachschule Kirchberg am Walde, wo jedes Jahr ein Kurs angeboten und sehr gerne angenommen wird.

NL: Bei den Krippen gibt es verschiedene Formen. Welche Krippen sind besonders beliebt?

Lechner: Wir versetzen die Weihnachtskrippe gerne in unser heimatliches Umfeld. Zum Beispiel werden die oststeirischen Krippen mit Walm- oder Strohdach ausgeführt. In Eisenerz gibt es die typische Bergmannskrippe. Als ich vor 30 Jahren mit dem Krippenbauen begann, wurden ganz viele heimatliche und orientalische Krippen gebaut. Jetzt gibt es einen deutlich sichtbaren Trend hin zu Wurzelkrippen. Immer beliebter werden auch sogenannte Diorahmenkrippen mit einer ganz besonderen Tiefenwirkung. Für die Steiermark typisch und nach wie vor beliebt sind die Maisstrohkrippen mit eigenen Maisstrohfiguren. In letzter Zeit erfreuen sich auch die Laternenkrippen bei Jung und Alt steigender Beliebtheit. Das hat sicher auch seinen Grund darin, dass man solche Krippen rasch herrichten und wieder wegräumen kann.

NL: Zur Krippe gehören auch die Figuren. Was zählt man alles dazu?

Lechner: Das sind natürlich Josef und Maria sowie das Jesuskind. Dazu kommen der Ochs und der Esel, wobei sich der Esel in Erinnerung an die Flucht der Hl. Familie nach Ägypten immer neben Maria befindet. Weitere Krippenfiguren sind der Gloria-Engel, die Hirten mit dem Verkündigungsengel sowie der Stern, der den Hl. Königen den Weg weist.

NL: Was ist für Sie eine schöne Krippe?

Lechner: Das ist eine einfache, aber ausdrucksstarke Krippe, die alles auf das Wesentliche reduziert, nämlich auf Gott.

 

Zur Person

Waltraude Lechner besuchte von 1989 bis 1993 die Meisterschule für Krippenbauer in Innsbruck. Sie ist Krippenbaumeisterin und steht seit 28 Jahren dem Verein Krippenfreunde Oststeiermark-Hartberg als Obfrau vor. Seit 2017 ist sie Landesobfrau des Verbandes der Krippenfreunde Österreichs. Sie wohnt in Grafendorf und arbeitete bis vor kurzem beruflich als Büroangestellte.

Beitragsbild: Brodschneider

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