Junge steirische Bauern und Bäuerinnen stecken in einem Manifest ihre Positionen zu agrarischen und gesellschaftlichen Themen ab.
Die derzeitige Imagekampagne der steirischen Landwirtschaftskammer „Unsere Jugend. Unser Land“ stößt auf breite Zustimmung – besonders bei den Jungen selbst. „Es scheint fast so, als ob die bäuerliche Jugend darauf gewartet hat, dass die Landwirtschaftskammer auf sie zugeht und sie unterstützt“, glaubt Landeskammerrat Richard Judmaier. „Damit ist uns ein Befreiungsschlag gelungen, aber es darf keine Eintagsfliege sein. Weitere Aktionen müssen folgen.“ Landeskammerrätin Nicole Zenz ergänzt: „Die Plakatkampagne, die vielen Beiträge darüber in den Zeitungen, im Rundfunk und im Fernsehen sowie unser Manifest sind positiv aufgenommen worden. Erstaunt war ich auch über die vielen Rückmeldungen von nichtbäuerlichen Menschen.“
Tierwohl
Mittels der Plakate tragen die jungen Landwirte die Botschaft weiter: „Bauer sein ist cool. Bäuerin sein ist cool.“ Und sie bestärken das mit ihrem Manifest „Zukunft Junge Landwirtschaft“. Darin stellen sie ihre Standpunkte zu aktuellen Fragen der Agrar- und Umweltpolitik dar. Zum Beispiel zum Thema Tierwohl. „Wir sind bereit, uns in diese Richtung zu entwickeln, aber unsere Bemühungen müssen auch bezahlt werden, sonst geht es nicht“, erklärt Landeskammerrat Josef Kaiser und nimmt dabei den Handel und die Konsumenten in die Pflicht. Aber auch die Raumordnungs- und Baugesetze müssen darauf abgestimmt werden. „Es ist derzeit fast unmöglich, einen bestehenden Stall in einen Tierwohlstall umzubauen“, zeigt der südsteirische Jungbauer ein Manko auf.
In ihrem Manifest, für dessen Zustandekommen sich Zenz, Judmaier und Kaiser – sie sind seit heuer Mitglieder der steirischen Kammervollversammlung – besonders eingesetzt haben, beschäftigen sie sich auch mit der Klimakrise. „Wir Bäuerinnen und Bauern sind Hauptbetroffene der Klimaveränderung. Gleichzeitig haben wir mit Wald und Holz, der Humusvermehrung, der Herstellung von Strom, Wärme und Treibstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen sowie der Sonnenenergie auch den Ausweg aus der Klimakrise in der Hand“, sprechen die Drei mit einer Stimme und betonen. „Immer mehr Höfe sind schon jetzt auf einem guten Weg zur Energieautarkie.“ Josef Kaiser macht aber aufmerksam: „Wir würden gerne noch mehr Strom aus Photovoltaik erzeugen, aber uns fehlen oft die Netzzugänge.“
Flächenverbrauch
Die Junge Landwirtschaft fordert auch einen sorgsameren Umgang mit den Böden. Dazu heißt es im Manifest: „Wir wollen nicht Europameister im Flächenverbrauch und bei der Bodenversiegelung sein. Wir brauchen einen gesetzlichen Schutz wertvoller Ackerflächen.“ Kaiser hat einen sehr pragmatischen Zugang zu diesem Thema: „Das beste Mittel gegen die Verbauung sind Bauern, die weitermachen und ihre Zukunft in der Land- und Forstwirtschaft sehen.“
Der Begriff „Fairness“ ist für die Junglandwirte ganz wichtig. „Wir brauchen betriebswirtschaftlich vertretbare Erzeugerpreise und faire Voraussetzungen für die Lebensmittelproduktion“, betonen sie und wünschen sich ein gutes Miteinander zwischen Freizeitnutzern und der Landwirtschaft. Diese Fairness fordern sie auch beim internationalen Agrarhandel ein.
Im Manifest der jungen Bauern und Bäuerinnen spielen auch die Versorgung mit Wasser, die Herkunftskennzeichnung, der Ausbau der Digitalisierung und Infrastruktur im ländlichen Raum sowie die Bildung eine entscheidende Rolle. Richard Judmaier vergisst nicht darauf hinzuweisen, dass auch die jungen Menschen aufgerufen sind, Verantwortung im öffentlichen Leben, in den Vereinen, im Genossenschaftswesen und in der Interessensvertretung zu übernehmen.
Jungbauernschaft
Eine Möglichkeit dazu ist die Mitarbeit in der Steirischen Jungbauernschaft. Diese führt an diesem Freitag im Steiermarkhof ihren Landesjungbauernrat durch. Mit dabei sind auch Jungbauern-Bundesobmann Franz Xaver Broidl, Landesrat Hans Seitinger und LK-Vizepräsidentin Maria Pein. An der Spitze der steirischen Jungbauernschaft gibt es einen Wechsel, denn Landesobmann Leonhard Madl kandidiert nicht mehr.
Fotos: LK