Bienen 2016: Bilanz voller Gegensätze

von Karl Brodschneider

Die steirischen Bienenzüchter schrammten an einer Erntekatastrophe vorbei. Das Interesse an der Imkerei ist nach wie vor groß.

Der Jahresrückblick der steirischen Imker fällt durchwachsen aus. „Ohne die in vielen Teilen des Landes außergewöhnlich gute Waldhonig-Ernte hätten wir eine komplette Pleite gehabt“, bringt es der Direktor der Imkerschule, Maximilian Marek, auf den Punkt.

„Der Frost Ende April hat alles zerstört“, klagt der Imker Alois Rauch aus Oedt bei Feldbach. „Wir haben sechs verschiedene Honigsorten und haben heuer nur beim Honigtauhonig eine gute Ernte. Im Vergleich zum Vorjahr fehlen uns drei Tonnen Honig“, spricht Rauch die existentielle Dimension aus. Schließlich ist die Bienenzucht die Haupteinnahmequelle auf seinem Betrieb. Rauch betreut 140 Völker und merkt traurig an: „Dabei läuft die Direktvermarktung von Honig enorm gut.“

Direktor Marek bestätigt die Besonderheit, dass steirischer Honig vor allem über die Direktvermarktung an den Letztverbraucher gebracht wird. „Fast drei Viertel unserer Imker haben weniger als zehn Völker und verkaufen den Honig im Bekanntenkreis oder über Hofläden.“ Der Honigbedarf in der Steiermark kann überhaupt nicht von den einheimischen Bienenzüchtern gedeckt werden. „Wir haben in der Steiermark etwa 50.000 Bienenvölker und produzierten heuer etwa eine Million Kilo Honig. Um den Pro-Kopf-Verbrauch decken zu können, würden wir aber 1,7 Millionen Kilo benötigen.“

Gut überwintert

Dabei hatte das Jahr 2016 so gut begonnen. Robert Prenner, Imker aus Friedberg, freute sich noch zu Ostern darüber, dass seine Völker den milden Winter so gut überstanden hatten und eine gute Aufwärtsentwicklung nahmen. Die Blütentracht versprach eine sehr gute Honigernte. Und dann kam der Frost.

„Im Mai mussten wir sogar die Bienen füttern, sonst wären sie verhungert“, denkt Alois Rauch voll Schrecken an das Frühjahr zurück. „So etwas habe ich noch nie erlebt, dabei mache ich das alles schon seit 35 Jahren.“ In weiterer Folge fielen nicht nur für ihn, sondern für fast alle Kollegen wichtige Ernten wie zum Beispiel Kastanien- und Lindenhonig großteils aus.

Schlechtes Flugwetter

Dazu kam noch ein Problem, auf das Landeskammerrat Hermann Prenner aus Pinggau aufmerksam macht: „Das Flugwetter für den Begattungsflug der Bienenköniginnen, auch Weisel genannt, war durch das kalte und nasse Frühjahrswetter schlecht.“ Die Maiköniginnen waren spärlich. Es gab große Bienenausfälle, da die ersten zwei „Begattungsserien“ sehr schlecht verlaufen waren. Und ein weiteres Problem tauchte mancherorts auf. Weil die Bienen aufgrund des schlechten Wetters keine Arbeit hatten, gerieten sie in die „Schwarmstimmung“. Völker teilten sich und schwächten sich somit selbst.

Viele Neueinsteiger

Trotz der heuer geringen Honigernten und wetterbedingten Probleme ist das Interesse von Neulingen an der Imkerei ungebrochen groß. Alois Rauch, Obmann des 87 Mitglieder zählenden Bienenzuchtvereines Feldbach, bestätigt einen sehr guten Zulauf. In dieselbe Kerbe schlägt Robert Prenner, der im Bienenzuchtverein Friedberg und Umgebung das Vertrauen all seiner 77 Mitglieder genießt: „Wir haben überhaupt keine Nachwuchsprobleme!“

Insgesamt zählt der Steiermärkische Landesverband für Bienenzucht 130 Ortsvereine mit über 3500 Mitgliedern. Davon hatten sechs Prozent mehr als 50 Bienenvölker. Die Bezirke mit der größten Anzahl gemeldeter Bienenvölker sind Weiz (6100 Bienenvölker), Graz-Umgebung (5280 Bienenvölker) sowie Hartberg-Fürstenfeld (4850). Vor allem in den Jahren zwischen 2003 und 2011 hat sich die Anzahl der Bienenvölker, die von Vereinsmitgliedern gemeldet wurden, um 50 Prozent erhöht und sich seither – unterbrochen durch die enormen Völkerverluste im Winter 2011/12 – auf einen Stand von rund 50.000 eingependelt.

Honigprämierung

Am vergangenen Wochenende fand die Steirische Honigprämierung statt. Ausgezeichnet wurden 343 steirische Honige des Jahrgangs 2016 in den Kategorien Waldhonig, Wald-Blütenhonig, Honigtauhonig, Blütenhonig, Kastanienhonig und Cremehonig. Mit dem Titel „Imker des Jahres“ wurden die beiden Imkereimeister Franz und Erika Puffing aus Köflach bedacht.

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