Das Leiden unter der Auflagen-Flut

von Karl Brodschneider

Wenn ein Verein ein Fest organisiert, muss er immer mehr gesetzliche Auflagen beachten. Aktuell sind es die Allergeninformationen.

 

Eines der vielen Feste am kommenden Wochenende geht in Sankt Bartholomä über die Bühne. Dort lädt der Bauernbund zum Hoffest bei Familie Schirgi vulgo Tauber ein. „Wir veranstalten dieses Fest jedes Jahr auf einem anderen Bauernhof“, erzählt Obmann Bürgermeister Josef Birnstingl. „Das ist eine gute Gelegenheit, Produzenten und Konsumenten zusammenzubringen.“

Vergleicht man das erste Hoffest vor 16 Jahren mit dem diesjährigen, fällt sofort die Flut an Auflagen auf, die jetzt vom Veranstalter berücksichtigt werden müssen. Auf fünf Seiten ist geregelt, wie die Betriebsstätten und die Einrichtungen auszusehen haben beziehungsweise wie die Lagerung, die Verarbeitung, der Verkauf und die Reinigung zu erfolgen haben.

Dazu kommt heuer erstmals die Umsetzung der Allergeninformation. In welchen Produkten befinden sich welche Allergene und wie wird diese Information an den Gast weitergegeben? „Ich finde das absolut nicht notwendig“, ärgert sich Birnstingl. „Das ist für jeden Veranstalter eine Erschwernis.“ Und er kommt in Fahrt: „Das sind ja beinahe schon amerikanische Verhältnisse, wenn die Selbstverantwortung des Gastes auf nahezu null heruntergeschraubt wird.“

Natürlich hat sich auch der Bauernbund Sankt Bartholomä auf diese neuen gesetzlichen Vorgaben eingestellt, einstellen müssen. „Wir haben in unserem Team eine sehr gut ausgebildete Bäuerin, die jedem Interessen mündlich über allergene Zutaten in unseren Produkten Auskunft geben kann.“ Trotzdem stößt es Birnstingl krampensauer auf. „Wir machen unser Fest schon seit 15 Jahren. Kein einziges Mal hat sich ein Gast aufgeregt, dass etwas nicht in Ordnung war oder nicht gepasst hat.“

Mit seiner Meinung steht der kritische Bauernbundobmann nicht allein da. Auch Julius Rinner, der bei großen Festen in seiner Heimatgemeinde Wundschuh der Lebensmittel- und Schulungsbeauftragte ist, zeigt sich ob der Sinnhaftigkeit der Allergeninformationsverordnung skeptisch. Mit den gesetzlichen Bestimmungen über die Lebensmittelhygiene ist er in den wesentlichen Punkten einverstanden: „Sie sind sicher großteils richtig und zeitgemäß, auch wenn es einige überspitzte Forderungen wie das Trageverbot von Uhren, Ringen und Schmuck für das Küchenpersonal gibt.“

Die Erfüllung der zahlreichen Auflagen der Lebensmittelhygieneverordnung sind auch mit Kosten verbunden. Raffael Fux vom Steirischen Bauernbund hatte zum Beispiel seine liebe Not damit, als er am vergangenen Wochenende für das Gabalier-Freiluftkonzert auf der Teichalm einen vorgeschriebenen festen Küchenboden herzustellen hatte – auf einer leicht abfallenden Wiesenfläche kein Honiglecken.

Der Fachbereichsleiter der Lebensmittelaufsicht beim Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Christian Kaltenegger, stellt den tausenden steirischen Festveranstaltern ein gutes Zeugnis aus: „Man merkt, dass sich die Verantwortlichen mit der Lebensmittelhygiene und mit der Allergeninformation sehr ernsthaft auseinandersetzen.“ Er weiß von keiner Veranstaltung, die in den vergangenen Jahren im Zuge von Kontrollen durch die Lebensmittelinspektoren abgebrochen werden musste. Durchschnittlich sind acht Kontrollorgane an den Wochenenden landauf und landab unterwegs, um vor allem dem Küchenpersonal auf die Finger zu schauen. „Wir kommen meist schon zu Beginn zu den Festen, damit wir keine Hektik hineinbringen. Und sollte etwas nicht passen, kann der Veranstalter noch früh genug darauf reagieren.“

Ein Grund, warum die gesetzlichen Auflagen bei den Festen weitgehend eingehalten werden, ist das umfassende Schulungs- und Beratungsangebot, das nicht nur von der Lebensmittelaufsicht, sondern beispielsweise auch vom Ländlichen Fortbildungsinstitut bereitgestellt wird. Irene Strasser von der steirischen Landwirtschaftskammer hält solche Vorträge. Sie betont, dass in den vergangenen Monaten vor allem Informationsveranstaltungen über die Allergeninformation von bäuerlichen Direktvermarktern und Festveranstaltern regelrecht gestürmt worden sind.

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