Der Wolf, die Freizeitnutzer und Auswirkungen des Klimawandels bestimmten die Themen beim Steirischen Online-Almbauerntag.
Zu den bisher bekannten Reizthemen in der steirischen Almwirtschaft – das Auftreten des Wolfes und der Nutzungskonflikt mit der Freizeitwirtschaft – gesellt sich ein neues Problem dazu. Das sind die Auswirkungen des Klimawandels. „Auf unseren Almen haben wir zunehmend mit Trockenheit und Starkregen zu kämpfen“, macht LK-Präsident Franz Titschenbacher beim Steirischen Almbauerntag aufmerksam. Alminspektor Franz Bergler wird noch deutlicher: „Das Wasser ist schon das Thema Nummer eins. Dieser Frage müssen wir uns dringend stellen. Die meisten Almbauern wissen zum Beispiel wenig um die Schüttung ihrer Quellen Bescheid.“ Und Bergler weiter: Trockenperioden kann man mit Vorratsbecken oder Folienteichen übertauchen.“
Offene Kritik
Was den Wolf betrifft, sind sich die Betroffenen eigentlich einig. „Eine funktionierende Almwirtschaft ist mit dem gleichzeitigen Auftreten des Wolfes schwer durchführbar“, sagt Anton Hafellner, der seit 14 Jahren Obmann des Steirischen Almwirtschaftsvereines ist. Bundesobmann Erich Schwärzler wird noch eindeutiger: „Mir ist es langsam egal, wer in dieser Frage politisch zuständig ist. Wir brauchen klare Entscheidungen. Es soll die Möglichkeit zur Entnahme von Problemwölfen geben!“ Fast schon ungeduldig klingt Landesrat Hans Seitinger: „Das ist derzeit ein unbefriedigender Zustand und müsste doch mit Hausverstand gelöst werden können.“ Enttäuscht zeigt er sich von der bisherigen Arbeit des an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein angesiedelten Österreichzentrums für Bär, Wolf und Luchs: „Ich habe mir davon mehr erwartet.“
Auch in punkto Freizeitnutzung wird beim Steirischen Almbauerntag – die Mitgliederversammlung des Steirischen Almwirtschaftsvereins findet heuer erstmals online statt – mit einer Stimme gesprochen. „Wir brauchen mehr Sicherheit und mehr Aufklärungsarbeit, damit die Naturgenießer und Freizeitsportler auch über ihre Pflichten Bescheid wissen“, betont Hafellner. Diesem Ansinnen schließt sich auch Bundesministerin Elisabeth Köstinger in ihrer Videobotschaft an: „Es braucht faire Preise für die Almprodukte sowie Respekt vor den Tieren und für die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern.
Immer wieder wird auch die Position der Almwirtschaft in der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik angesprochen. EU-Abgeordnete Simone Schmiedtbauer informiert über den aktuellen Stand der GAP-Verhandlungen. Bundesobmann Schwärzler betont: „In der neuen GAP brauchen wir mehr Geld für die Bewirtschaftung der Almen, denn wenn es sich nicht mehr rechnet, werden die Almen nicht mehr bewirtschaftet.“ Was das bedeuten würde, macht der Vegetationsökologe und Landschaftsplaner Norbert Kerschbaumer in seinem Festvortrag klar. Anhand von vielen Beispielen zeigt er eindrucksvoll auf, dass die Unterbeweidung zu einem dramatischen Verlust der Artenvielfalt führt. Seine Schlussfolgerung: „Bewirtschaftete Almen stehen für Biodiversität und beste Almprodukte.“
Neue Ausbildungspläne
Zum Abschluss des Almbauerntages erinnert Obmann Hafellner daran, dass der erste steirische Almwirtschaftsverein vor 100 Jahren entstanden ist. 1938 löste man ihn auf, zehn Jahre später gab es eine Wiedergründung. Auf Bundesebene beschäftigen sich die Almwirtschaftsverantwortlichen derzeit mit der Frage einer möglichen Ausbildung zum Almwirtschaftsfacharbeiter.
Beitragsfotos: Brodschneider