Eine verkehrte Welt

von Karl Brodschneider

Kommentar von Bauernbund-Landesobmann Landesrat Hans Seitinger, der nach seiner Veröffentlichung in NEUES LAND in der steirischen Bauernschaft für große Zustimmung gesorgt hat.

 

Es ist eine verkehrte Welt. Nachhaltigkeit ist in Mode, aber die einzige Berufsgruppe, die Nachhaltigkeit seit Generationen lebt, wird ständig mit neuen Beschränkungen und Regeln konfrontiert. Es sind nicht irgendwelche Ökobewegungen, die den sorgsamen Umgang mit Grund und Boden „erfunden“ haben. Es sind die heimischen Bäuerinnen und Bauern, die ihre Wiesen und Felder, Äcker und Wälder seit jeher so bestellen, dass auch ihre Kinder und Enkelkinder eine intakte Lebensgrundlage vorfinden.

 

Wir haben in der Steiermark eine gesunde Forstwirtschaft, die nicht nur zigtausende Arbeitsplätze im Land schafft, sondern auch jedes Jahr so viel CO2 bindet, wie die Steirerinnen und Steirer in Summe ausstoßen. Das gewonnene Holz wird für innovative Produkte, beeindruckende Holzbauten und grüne Energie verwendet. Und dann kommen praxisferne EU-Bürokraten und wollen uns vorschreiben, dass bis zu 30 Prozent unseres Waldes außer Nutzung gestellt werden sollen – obwohl ein ungenutzter Wald für das Klima erwiesenermaßen schädlicher ist als ein genutzter. An vorderster Front kämpfen übrigens die Grünen für diesen klimapolitischen Irrsinn. Es ist eine verkehrte Welt.

 

Mercosur-Freihandelsabkommen

Wir haben in der Steiermark nicht nur eine Viehwirtschaft, die wesentlich klimafreundlicher ist als jene in Südamerika, wo für riesige Rinder- und Sojafarmen Regenwälder gerodet werden, sondern auch einen Futter-, Obst- und Gemüsebau, der einen Fokus auf gesunde Böden und Humusaufbau legt. Ein toter Boden kann schließlich keine Familie ernähren. Und trotz allem wollen die vereinten Lobbyisten das Freihandelsabkommen MERCOSUR mit Südamerika vorantreiben und damit die Klimaschutzbemühungen der heimischen Landwirtschaft konterkarieren. Es ist eine verkehrte Welt.

 

Geschützte Wölfe

Auf den österreichischen Weiden und Almen werden Jahr für Jahr unzählige Tiere von Wölfen qualvoll gerissen. Teiche werden von Fischottern leer gefressen und selbsternannte Umweltschutz-NGOs sammeln Spenden, um die Raubtiere zu schützen. Wirksame Maßnahmen scheitern am strengen Schutzstatus, den die Grünen und NGOs mit Zähnen und Klauen in Brüssel verbissen verteidigen, obwohl über 20.000 Wölfe durch Europa streifen. Es ist eine verkehrte Welt.

 

Unsere Landwirtschaft darf nicht zu einem Freilichtmuseum werden. Wir brauchen Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln und dafür müssen unsere bäuerlichen Familien die notwendigen Werkzeuge für ein nachhaltiges Wirtschaften zur Verfügung haben. Als Bauernbund kämpfen wir jeden Tag für die Zukunft des Bauernstandes und des ländlichen Raums. Der größte Gegner der Nachhaltigkeit sind dabei jene, die wieder in die Steinzeit zurückwollen und in Wahrheit nur einen organisatorischen Selbsterhaltungstrieb haben. Es ist eben eine verkehrte Welt.

 

 

Beitragsfoto: kk

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