Endlich kommt Wolfsverordnung

von Karl Brodschneider

Das Land Steiermark zieht den anderen Bundesländern nach und ermöglicht bald per Verordnung die Entnahme von Problemwölfen. 

 

Manchmal braucht es den berühmten Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt und entscheidende Maßnahmen einleitet. Beim Wolf-Thema waren das anscheinend der große Wolf-Gipfel Anfang Mai in Traboch und der letztwöchige Wolf-Übergriff auf eine Schafherde im Ennstal, worüber Landesrat Hans Seitinger sagte: „Nicht erst der jüngste Angriff direkt auf einem Hof nahe der Bundesstraße widerspricht der These von Tierschutzorganisationen, dass der Wolf scheu ist. Die Wölfe sind längst in die Siedlungsgebiete vorgedrungen. Das schürt die Angst in der Bevölkerung.“

Nun setzt das Naturschutzressort des Landes Steiermark eine Expertengruppe ein, die eine Verordnung für die Entnahme von Problemwölfen erarbeiten soll. „Damit stellen wir sicher, dass adäquat reagiert werden kann, wenn die Risszahlen steigen sollten“, äußerte sich die zuständige Landesrat Ursula Lackner. Weiters soll es auch eine eigene Ankaufsförderung für Herdenschutzzäune geben. 

Schulterschluss

Seitinger begrüßte diesen Schritt, kämpft er doch schon seit Jahren für eine Entnahmemöglichkeit des Wolfes. Er sagte: „Ich freue mich, dass sich auch meine Regierungskollegin Ursula Lackner von der Notwendigkeit, gesetzliche Änderungen nach dem Kärntner Modell herbeizuführen, überzeugen ließ. Denn es braucht einen gemeinsamen Schulterschluss zum Schutze unserer Almwirtschaft, zur Erhaltung hoher Tierschutzstandards und für die Motivation unserer Bäuerinnen und Bauern, dass sie ihre Betriebe weiterführen.“

Seitinger stellt aber auch klar: „Auf vielen Almen ist ein umfassender wolfssicherer Herdenschutz unmöglich umzusetzen. Daher braucht es zusätzlich zu den Maßnahmen auf Landesebene eine Adaptierung des Schutzstatus der Wölfe durch die EU. Der strenge Schutz durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie muss aufgehoben werden, denn mittlerweile leben in Europa schon 20.000 Wölfe. Die Wölfe haben keine natürlichen Feinde. Niemand will den Wolf ausrotten, aber ohne Wolfsmanagement und nachhaltige Entnahme entwickelt sich diese Thematik zu einer dauerhaften Katastrophe. Wir dürfen unsere Almwirtschaft und den Tourismus sowie die hohen Tierschutzstandards nicht den Wölfen zum Fraß vorwerfen.“

Gefordert sieht Seitinger auch die grüne Umweltministerin Leonore Gewessler, die Österreich im mitentscheidenden Umweltministerrat vertritt. „Wir dürfen auch nicht abwarten, bis es zu aggressiven Wolf-Attacken auf Menschen kommt“, betont Seitinger.

In der Bauernschaft war die Erleichterung über die eingeleiteten Maßnahmen deutlich herauszuhören. „Es ist höchste Zeit, dass die Steiermark mit einer Verordnung zur Entnahme von Problemwölfen nachziehen wird, wie sie in anderen Bundesländern bereits besteht“, erklärte LK-Präsident Franz Titschenbacher. Der Obmann des Steirischen Almwirtschaftsvereins, Anton Hafellner, sagte: „Jetzt kommt es darauf an, dass die angekündigte Wolf-Verordnung rasch und noch in dieser Weidesaison umgesetzt sowie praktikabel und unbürokratisch gestaltet wird. Sie soll gut wirksam und keine Feigenblatt-Aktion sein.“

Schritt in die richtige Richtung

Zustimmend äußerte sich der Liezener Kammerobmann Peter Kettner: „Das ist ein ganz wichtiger Schritt in die richtige Richtung und zeigt, dass man mit seinen Anliegen gehört wird.“ Auch Matthias Kranz vom Agrarclub Knittelfeld, der für eine Wolf-Petition über 17.000 Unterschriften gesammelt hatte, sprach von einem „ersten guten Schritt“. Er fügte allerdings an, dass man von einer optimalen Lösung noch weit weg sei und dass man den Petitionsausschuss des Landtags zu einem Lokalaugenschein auf eine Alm einladen werde, um zu hinterfragen, wie Herdenschutz in der Praxis umgesetzt werden solle.

Früh genug agieren

Zustimmung kam auch von Landesjägermeisterstellvertreter Abg. z. NR Andreas Kühberger: „Endlich haben wir es geschafft, auch den Naturschutz aufzurütteln.“ Gleichzeitig spricht sich Kühberger für ein Überarbeiten der Flora-Habitat-Richtlinie aus. Auch Landesjägermeister Franz Mayr-Melnhof-Saurau begrüßte die kommende Verordnung: „Raubtiere in der Kulturlandschaft brauchen ein vorausschauendes und kompetentes Management. Wer die Entwicklungen einfach sich selbst überlässt, wird irgendwann aufwachen und eine Situation vorfinden, die sich kaum mehr bewältigen lässt.“

 

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