Unternehmerin, Buchhalterin und umfassende Dienstleisterin: Der Beruf der Bäuerin ist heute so vielschichtig wie noch nie.
Bäuerinnen in der Steiermark sind heute mit vielen verschiedenen Anforderungen konfrontiert, und das Berufsbild der Landwirtin umfasst heute so viele verschieden Rollen wie nie zuvor. „Es ist unwahrscheinlich, welche Bandbreite an hervorragenden Leistungen unsere Frauen in der Landwirtschaft erbringen“, stellt Landesbäuerin Auguste Maier voller Stolz fest.
Diese Einschätzung teilt auch Barbara Jennetten, die als Gesundheitscoach eng mit der Soziaversicherungsanstalt der Bauern zusammenarbeitet und daher einen profunden Einblick in die Lebenswelten steirischer Landwirtinnen hat: „In den letzten Jahren und Jahrzehnten sind die Tätigkeitsfelder deutlich umfangreicher geworden. Betriebe müssen zunehmend unternehmerische Herausforderungen meistern, um wirtschaftlich weiter bestehen zu können. Und ein Gutteil dieser Aufgaben haben die Frauen übernommen“, lautet ihr Befund.
So zeichnet meist die Bäuerin neben den immer aufwändiger werdenden bürokratischen Tätigkeiten wie Buchhaltung und Förderanträge auch verantwortlich für die Erschließung neuer Wirtschaftszweige wie Direktvermarktung oder Urlaub am Bauernhof, das Qualitätsmanagement am Hof, den Kontakt zu Kunden und das Marketing für die eigenen Erzeugnisse. Darüber hinaus werden klassisch weibliche Aufgabenbereiche wie Haushaltsführung, Kinderbetreuung und Pflegetätigkeit auch weiterhin meist von den Bäuerinnen abgedeckt.
All das lebt auch Gabi Eberhardt. Die Multifunktionsbäuerin aus Graden tanzt als Landwirtin gut gelaunt auf unzähligen Hochzeiten gleichzeitig: Neben der Stallarbeit und der Versorgung der Hühner, Mutterkühe und Schweine greift sie auch in der 40 Hektar großen Forstwirtschaft mit an und hat darüber hinaus eine sehr erfolgreiche Direktvermarktung aufgebaut, die die zahlreichen Stammkunden mit Brot, Eiern, Wurst- und Selchwaren, Striezeln, Strudeln und selbstgemachten Nudeln versorgt. „Mir war es immer wichtig, genau zu wissen, was in meinem Essen ist. Und das kommt auch bei unseren Kunden sehr gut an“, legt sie großen Wert auf beste Qualität. Die 45-jährige ehemalige Leistungssportlerin schätzt die Selbstbestimmtheit und die freie Zeiteinteilung, räumt aber ein: „Das Arbeitspensum ist schon ganz beachtlich. Hätte ich nicht meinen Sport, bei dem ich raus komme und einmal abschalten kann, dann würde mir die viele Arbeit wohl schnell über den Kopf wachsen.“
Das bestätigt auch Jennetten: „Gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und viel Bewegung sind gerade bei vielfach belasteten Menschen unbedingt notwendig. Das wichtigste sind aber regelmäßige Ruhephasen. So wie der Boden sich in der Ruhezeit im Winter regenerieren kann, um dann im kommenden Jahr wieder Ertrag zu bringen, kommt auch die Energie und Lebensfreude, die in diesen Ruhephasen getankt werden, wieder dem Betrieb zugute.“
Das sieht auch Michaela Kern aus Rannersdorf so. Die zweifache Mutter führt gemeinsam mit ihrem Mann einen Schweinemastbetrieb mit 600 Tieren, einer Kren-Produktion und mit Mais und Hirse bebauten Ackerflächen.
„Ich habe das große Glück, dass meine Schwiegermutter mich unterstützt. So kann ich mich auf die Kinder und auf die Bürotätigkeiten konzentrieren.“ Als wirklich anstrengend empfindet sie die drei Mal im Jahr, wo zwölf zusätzliche Erntehelfer auf dem Hof mitversorgt werden müssen.
Neben der Arbeit auf dem Hof bringt sich die gelernte Bürokauffrau auch ehrenamtlich in der Gesellschaft ein: Ob im Elternverein, als Gemeinderätin oder im Vorstand der Frauenbewegung – Michaela Kern ist vielfach engagiert. „Diese Tätigkeiten sind für mich Ausgleich. Außerdem gönnen wir uns als Familie immer wieder kurze Auszeiten in Form von Tagesausflügen, um unsere Akkus wieder aufzuladen“, berichtet sie. Dank der Unterstützung der Schwiegereltern ist sogar ein Sommerurlaub möglich.