Südoststeirer ist Rinder-Züchter des Jahres

von Karlheinz Lind

Christian Friedl bewirtschaftet seinen Fleckviehzuchtbetrieb im Südosten der Steiermark, keinem typischen Rinderzuchtgebiet. In einem Gebiet, in dem in der Vergangenheit die meisten Betriebe aus der Milchproduktion ausgestiegen sind, ist Familie Friedl erst vor einigen Jahren innerhalb ganz kurzer Zeit groß in die Fleckviehzucht eingestiegen.

Vor 13 Jahren kaufte der Vater von Christian Friedl die erste Fleckviehkalbin auf der Versteigerung in Feldbach an. Damals standen drei Kühe im Stall der Familie Friedl, der Ankauf war der Start für Leistungskontrolle und Herdebuch. Mittlerweile stehen 155 weibliche Zuchtrinder. Zusätzlich werden 20 Stiere ausgemästet. 27 ha Eigengrund und 60 ha Pachtflächen werden bewirtschaftet. Der Betrieb wird heute von Christian Friedl im Nebenerwerb geführt. Er arbeitet 40 Wochenstunden in der LFS Hatzendorf. Seit seinem 16. Lebensjahr durfte er alle züchterischen Entscheidungen treffen, dafür ist er seinen Eltern dankbar.

Team Friedl

Die Geschwister Friedl teilen die Leidenschaft zur Fleckviehzucht. Im Milchviehbetrieb ist vor allem Bruder Josef im Einsatz, sein Hauptberuf ist Hauptschullehrer. Bruder Gilbert ist eine unverzichtbare Stütze in der Tierbeobachtung. Die gesamte Familie steht hinter dem „Projekt Friedl“. Auch Freundin Christina ist voll integriert. Wenn sie die BOKU demnächst abgeschlossen hat, steht noch mehr Zeit für den Betrieb zur Verfügung.

Tourismusprojekt „Bauernhofcafe“ und Kapelle

Das Bauernhofcafe im Stallgebäude bietet 70 bis 80 Personen Platz und ist mittlerweile beliebtes Objekt für verschiedenste Feiern. In Verbindung mit der Kapelle der Familie Friedl ist es ein gern frequentiertes Ausflugsziel für Busreisende. Geöffnet ist das Cafe samstags, sonntags und feiertags, jeweils ab 13 Uhr. Geschäftsführerin ist Schwägerin Anita, Geschwister und Freundin schaukeln den Betrieb. Zwei Praktikanten sind im Sommer am Betrieb, ansonsten ist es ein lupenreiner Familienbetrieb, was auch nicht unerheblich ist für den wirtschaftlichen Erfolg, so Christian Friedl.

Die Kapelle wurde von Bruder Franz, Absolvent der TU Graz, geplant und 2010 erbaut. Aufgrund mehrerer Schicksalsschläge mit ihren Kindern, die sich letztendlich alle glücklich lösten, war es der Wunsch der tiefgläubigen Eltern – der Vater ist bereits verstorben, als Dankbarkeit eine Kapelle zu errichten. Auch bei diesem Werk half die gesamte Familie mit.

Fleckviehzucht – wohin?

Wenn jemand so viel Erfolg hat in der Zucht, ist es naheliegend zu fragen, wohin sich die Fleckviehzucht am Betrieb Friedl entwickeln wird. Das Ziel bringt Christian einfach auf den Punkt: „Kühe mit Schaupotenzial, aber bei der Milch darf es keine Kompromisse geben.“ Das Motto in der Zucht lautet wie überhaupt am Betrieb: „Ein Ziel vor Augen haben und es konsequent verfolgen. Ziele sind da, um sie zu erreichen.“

Betriebsdaten

  • Familie Friedl, Oberlamm 68, 8352 Unterlamm, Steiermark
  • Arbeitskräfte: 0,5 Betriebsführer, 0,5 Bruder Josef und 0,3 Praktikant
  • Höhenlage: 350 m
  • Niederschlag: 750 mm
  • Betriebsgröße: 27 ha Eigenfläche, 60 ha Pachtfläche
  • Betriebsentwicklung: 2004 Bau des Jungviehstalles, 2011 Bau des Milchviehlaufstalles mit Melkroboter und Bauernhofcafe
  • Viehbestand: 67 Milchkühe, 80 Jungtiere, 20 männliche Rinder
  • Fütterung: Ganzjahressilage, Aufgewertete Mischration, 50 % Maissilage und 50 % Grassilage, Kraftfuttergabe über Station und Melkroboter
  • Milchproduktion: 2011: 540.000 Liter gelieferte Jahresmilchmenge mit 50 Kühen
  • Milchleistung: 2012: 11.892 kg, 4,15 % Fett, 3,59 % Eiweiß
  • Kennzahlen der Herde:
  • Zwischenkalbezeit: 366 Tage
  • Besamungsindex: 1,3
  • Erstkalbealter: 27 Monate
  • Vermarktung: Stierkälber werden über den Kälbermarkt verkauft, Jungkühe über Exporte und Ab-Hof-Verkäufe, genetisch interessante Stierkälber kommen in die ELP Kalsdorf
  • Schau-/Zuchterfolge:
  • 4 Gruppenreservesiege bei der Steiermarkschau 2011
  • Gruppensieg bei der Bundesschau 2013
  • 20 verkaufte Prüfstiere
  • 3 positive nachkommengeprüfte Vererber: (HANIBAL, GS MANCHESTER, GS INNSBRUCK)
  • 2011: 2. Platz „Züchter des Jahres“
  • 2012: 5. Platz „Züchter des Jahres“

 

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