Stalleinbrüche nehmen zu und belasten die Bäuerinnen und Bauern. Die Steirischen Jungbauern sagen den Tierschutz-Aktivisten und ihren unlauteren Methoden den Kampf an.
Den Steirischen Jungbauern stinkt es zum Himmel. „Vermummte Aktivisten verschaffen sich in regelmäßigen Abständen illegal Zugang zu Ställen und brechen dabei Türen und Fenster auf. Heimlich werden versteckte Wanzen oder Kameras im Stall angebracht. Wochenlang wird Bild-, Ton- und Videomaterial angefertigt, bis eine gewünschte Szene auf Band ist. Das Videomaterial wird entsprechend bearbeitet und zurechtgeschnitten, um es dann zu einem passenden Zeitpunkt den Medien zuzuspielen.
„Verknüpft sind solche Aufdeckergeschichten dann meist mit dem Appell der Organisation, für Tierschutz zu spenden“, macht Jungbauern-Landesobmann Bernd Brodtrager aufmerksam. Er ergänzt: „Auffällig ist, dass bei vielen Fällen zwischen dem Zeitpunkt der Videoaufnahmen und dem Zeitpunkt der medialen Veröffentlichung des sogenannten Beweismaterials inklusive der Anzeige bei der zuständigen Behörde meist mehrere Tage oder sogar Wochen liegen.“
Verunsicherung wächst
Die Steirischen Jungbauern beklagen vor allem die ständig wachsende Verunsicherung der jungen Bäuerinnen und Bauern durch derartige Stalleinbrüche. Sie zitieren einen jungen Schweinemäster: „Mein Vater und ich haben aufgehört, beim Füttern der Tiere miteinander zu reden – aus Angst, abgehört zu werden.“ Eine junge Milchbäuerin berichtet über das Mobbing der eigenen Kinder in der Schule, denn aufgrund unsachlicher Berichterstattung werden ihre Kinder pauschal als Tierquäler bezeichnet. Sie ergänzt: „Es genügt offenbar schon die Tatsache, dass wir Milchkühe haben.“
Ein Junglandwirt mit Mutterkuhhaltung, Direktvermarktung und Hofladen kämpft mit einer anonymen Anzeige: „Seit dieser Anzeige, die sich herumgesprochen hat, steht unser Ruf auf dem Spiel und ich verliere Kunden. Dabei haben wir nichts zu verbergen. Durch die ständige Auslaufmöglichkeit der Tiere auf unserer Weide und die Direktvermarktung wirtschaften wir nachhaltiger als viele andere. Wir überlegen uns wirklich, ob wir uns das alles noch antun sollen.“
Einbruch mit fatalen Folgen
Brodtrager erinnert auch an den illegalen Einbruch in einem südsteirischen Schweinestall im heurigen März. Damals waren Unbekannte in der Nacht in den Stall eingedrungen, setzten die Alarmanlage der Lüftung außer Betrieb und blockierten die Lüftung mit Holzlatten. Das Ergebnis war der qualvolle Erstickungstod von mehr als 60 Schweinen.
Dass die Steirischen Jungbauern jetzt mit der Aktion „Stoppt Stalleinbrüche“ öffentlichkeitswirksam auftreten, hat nichts mit dem Schutz einzelner schwarzer Schafe zu tun, sondern ist eine Reaktion darauf, dass Tierhalter nicht pauschal verurteilt werden dürfen. „Tierschutz ist ein berechtigtes Anliegen unserer Gesellschaft. Es rechtfertigt jedoch nicht das gewaltvolle Eindringen in Stallungen, das mit Risiken für die Tiergesundheit und psychischen Folgen für die Bauernfamilien verbunden ist. Es ist wichtig, die für betroffene Familien teils traumatisierenden Erlebnisse öffentlich aufzuzeigen“, betont Brodtrager.
Daher fordern die Steirischen Jungbauern eine Änderung des Paragraphen 109 des Strafgesetzbuches. Aktivisten wissen genau, wie sie sich zu verhalten haben, um keine Strafe zu bekommen. Neben den Maskierungen werden von den Einbrechern Ausweisdokumente bewusst zuhause gelassen, um einer Feststellung der Identität zu entgehen.
Gesetzesänderung gefordert
Brodtrager konkretisiert: „Die aktuelle Gesetzeslage in Österreich weist leider noch Lücken auf. Ertappt die Polizei Aktivisten auf frischer Tat und kann ihre Identität nicht feststellen, müssen die Täter aufgrund einer möglichen Freiheitsberaubung nach österreichischem Recht laufen gelassen werden.“ Zudem zählt in Österreich ein Stalleinbruch – im Gegensatz zu Deutschland oder der Schweiz – nicht zum Tatbestand Hausfriedensbruch, da das Stallgebäude nicht dem Wohnhaus zugerechnet wird. Die Steirischen Jungbauern fordern deshalb eine Änderung im Strafgesetzbuch, denn eines ist für sie klar: Aktivisten, die gewaltsam und somit illegal in Stallungen eindringen, sollen bestraft werden können.
[© Steirische Jungbauern]