Seminarräume in den Bildungshäusern blieben leer

von Karl Brodschneider

Die Corona-Krise lähmte alle Bildungshäuser, verursachte leere Seminarräume und vereitelt im Steiermarkhof ein besonders erfolgreiches Veranstaltungsjahr.

Seit dieser Woche fährt der Steiermarkhof seinen Kursbetrieb wieder langsam hoch. Aber die letzten Monate waren bitter. „Corona hat uns alle mit voller Wucht getroffen“, sagt Geschäftsführer Dieter Frei. Mit heuer erwarteten 80.000 Seminarteilnehmern war das Bildungszentrum der steirischen Landwirtschaftskammer nämlich super gebucht.

Die Voraussetzungen dafür, wie der Steiermarkhof zum größten Bildungszentrum in Österreich werden konnte, schuf die Landwirtschaftskammer durch zwei große Neu- und Umbaumaßnahmen in den Jahren 2013 und 2017. Aktuell stehen für den Bildungsbetrieb 20 Seminarräume und ein großer Veranstaltungssaal für 500 Teilnehmer zur Verfügung. Rund die Hälfte der jährlich 2000 Termine sind klassische landwirtschaftliche Veranstaltungen, die auch österreichweit ausstrahlen. Die andere Hälfte machen Gastveranstaltungen aus.

Lebensmittel-Wissen

Die hohe Besucherfrequenz bietet viele Chancen. „Wir sind nicht nur ein bäuerliches Begegnungszentrum, sondern sprechen auch ganz viele Konsumenten an“, betont Frei. Daher gibt es neben den Kursen für Persönlichkeitsbildung und kreatives Gestalten auch sehr viele Ernährungs- und Gesundheitsangebote. Darin geht es um die wesentlichen Fragen, von wo die Lebensmittel herkommen und wie man sie richtig verarbeitet. Bei den Vortragenden sind vor allem Seminarbäuerinnen im Einsatz.

Der „Gut zu wissen“-Vorzeigebetrieb setzt in der Kulinarik auf regionale und saisonale Produkte. „Ein Drittel aller Lebensmittel und Getränke kommt von Betrieben im Umkreis von 30 Kilometern. Ein Drittel sind Bioprodukte und das restliche Drittel kommen von weiter weg gelegenen Betrieben aus der Steiermark und ganz Österreich“, lässt der Geschäftsführer wissen.

Kulturveranstaltungen

Über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist der Steiermarkhof ob seiner Kulturveranstaltungen und Ausstellungen. Ein Höhepunkt im heurigen Jahr wäre die Ausstellung „Weg-Kreuz“ gewesen, die in der Karwoche hätte eröffnet werden sollen – mit Werken von Günter Brus, Hermann Nitsch, Matta Wagnest, Wolfgang Garofalo und 18 weiteren Künstlern. Aufgrund der aktuellen Corona-Krise verlegte man die Schau ins Internet.

Warum die Kunst in diesem Bildungshaus einen hohen Stellenwert hat, beschreibt Kulturreferent Hans Baumgartner: „Ziel der Hofgalerie ist es, der bildenden Kunst neue Räume zu geben und den Teilnehmern von Veranstaltungen die Möglichkeit zu eröffnen, sich auf zeitgenössische Kunst einzulassen.“ Und er fügt hinzu „Viele unserer Gäste würden nicht in ein Museum oder in eine Galerie gehen, aber so kommen sie unbewusst mit Kultur in Berührung und es entsteht oft eine emotionale Bindung.“

Arge Bildungshäuser

Übrigens ist der Steiermark Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Bildungshäuser Österreich. Diese Arge ist die gemeinsame Plattform von 19 Bildungshäusern. Die vier „Steirer“ sind der Steiermarkhof, das Schloss Retzhof, das Schloss St. Martin und die Forstliche Ausbildungsstätte Pichl. Dazu kommen fünf in Oberösterreich (Bildungszentrum St. Benedikt, SPES Zukunftsakademie, Bildungshaus Schloss Puchberg, Bildungshaus Sankt Magdalena und Schloss Zell an der Pram). Die niederösterreichischen Vertreter sind das Bildungshaus Stift Zwettl, die Bildungswerkstatt Mold, das Bildungshaus St. Hippolyt und das Bildungshaus Grossrussbach. In Wien befindet sich das Don Bosco Haus. Die Kärntner Bildungshäuser sind das Stift St. Georgen am Längsee, Schloss Krastowitz und das Bildungshaus Sodalitas. Dazu kommen das Bildungsinstitut Grillhof in Tirol und das Bildungszentrum Schloss Hofen in Vorarlberg.

 

Beitragsfoto: Pachernegg

 

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