Schnee: Lage spitzt sich zu

von Karlheinz Lind

Die Obersteiermark kämpft seit Tagen mit Rekord-Schneemengen. Alle verfügbaren Kräfte sind im Einsatz, Probleme gibt es bei der Milchabholung.

Die Wetterberichte aus dem Norden der Steiermark halten das Land in Atem. Schneemengen und Lawinengefahr steigen bedrohlich an und immer mehr Dörfer und Höfe sind von der Außenwelt abgeschlossen. In den nächsten Tagen werden weitere Schneefälle prognostiziert (siehe rechts). Solche Ausnahmesituationen fordern auch alle Räumungskräfte. Dies bestätigt Michael Geisler, Geschäftsführer vom Maschinenring Dachstein-Tauern: „Über 45 Gerätschaften sind in unserem Ringgebiet rund um Schladming nahezu rund um die Uhr im Einsatz, um Straßen und Parkplätze von den enormen Schneemassen zu befreien.“

Bis zu drei Meter

Schneehöhen von über drei Metern stellen die Mitarbeiter vor enorme Herausforderungen, so Geisler: „Wir haben Großgeräte mit bis zu 300 PS laufen, um den Mengen Herr zu werden. Auch der Abtransport der weißen Pracht ist mit großem Aufwand verbunden.“ Gerade in solchen Ausnahmesituationen sei der Zusammenhalt außergewöhnlich stark: „Viele Maschinenringmitglieder melden sich in diesen Tagen bei uns, um ihre Hilfe anzubieten.“

Ortswechsel. Der Leobner Kammerobmann Andreas Steinegger berichtet über die dramatische Lage in Eisenerz und Radmer: „Immer öfter müssen Dächer von der enormen Schneelast befreit werden.“ Probleme gebe es auch bei der Treibstoffversorgung in Eisenerz: die einzige örtliche Tankstelle sei angewiesen, Diesel nur an Einsatzfahrzeuge abzugeben. Glücklicherweise seien viele Landwirte mit Hoftankstellen ausgerüstet, so der Bezirksobmann. „Und aufgrund der Sperre des Präbichls kann auch die Milch von drei Höfen in Eisenerz nicht mehr abgeholt werden“, so Steinegger. Die betroffenen Landwirte versuchen derzeit die Milch so gut als möglich selber am Hof zu verarbeiten.

Auch abgeschnitten

Mit den gleichen Problemen haben derzeit einige Bauern im Sölktal und in Johnsbach zu kämpfen. Peter Kettner, Kammerobmann von Liezen, dazu: „Wir haben derzeit extrem viel Schnee und die Lage spitzt sich weiter zu. In den abgeschnittenen Gemeinden kann die Milch auch von einigen Bauern nicht abgeholt werden.“ Das Befahren der Straßen sei einfach viel zu gefährlich.

In diesen Tagen beurteilt der Lawinenwarndienst des Landes Steiermark die Gefahr in den Nordalpen und den Niederen Tauern Nord weiterhin mit sehr groß (Stufe 5), und in den restlichen Gebirgsgruppen mit erheblich. Mit dem weiteren Neuschneezuwachs sei mit weiteren großen und sehr großen Lawinen zu rechnen.

Weitere Schneefälle im Anmarsch

Zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit hat die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik eine Schneewarnung ausgegeben.

Noch bis Freitag sind an der Nordseite der Alpen verbreitet 20 bis 60 Zentimeter Neuschnee zu erwarten, auf den Bergen auch mehr als 100 Zentimeter“, erklärt Christian Pehsl, Meteorologe der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Graz, die derzeitige Situation. Gerade in den Nordstaulagen der Alpen wie dem Toten Gebirge oder den Eisenerzer Alpen werden wieder enorme Neuschneemengen erwartet. Außerdem wehe zeitweise kräftiger, auf den Bergen teils auch stürmischer, Wind aus West bis Nordwest.

Bereits in den letzten Tagen sind an der Nordseite der Alpen größtenteils zwischen 50 und 150 Zentimeter Neuschnee zusammengekommen, im Hochgebirge stellenweise auch etwas mehr. „Ein besonderer Hotspot ist sicherlich der Loser. Dort wird aktuelle bereits eine Schneehöhe von vier Metern gemessen“, so der Wetterexperte. Interessant seien jedoch die enorm großen regionalen Unterschiede bei den Niederschlagsmengen. Pehsl weiter: „So etwa gibt es derzeit in Aigen im Ennstal zirka 20 Zentimeter Neuschnee, fährt man Richtung Admont findet man innerhalt kürzester Zeit bereits wesentlich höhere Mengen.“

Als außergewöhnlich beschreibt Pehsl den Zeitraum der Niederschläge: „Innerhalb von zehn bis zwölf Tagen ist diese Rekordmenge an Niederschlag gefallen. Das kommt nicht allzu oft vor.“ Die hohe Lawinengefahr bleibt ein großes Thema.

Infos erhält man unter www.zamg.ac.at/cms/de/aktuell.

Beitragsfoto: Maschinenring

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