Nach dem Corona-Lockdown hoffen die heimischen Schulmilchbauern nun auf einen erfolgreichen Neuanfang in den Klassenzimmern. Schulmilch-Botschafter sollen helfen.
Die Schulmilchbecher aus dem hintersten Regal geholt, die Abfüllanlage desinfiziert: Seit Mitte März haben die Heidi und Franz Strasser aus Hatzendorf coronabedingt keine Schulmilch mehr abgefüllt und ausgeliefert, denn die Klassenzimmer war leer. „Im Abrechnungszeitraum 2020 fehlen uns die bedeutendsten drei Monate, nämlich April, Mai und Juni. Hier sind die Kinder immer am aktivsten und am durstigsten, witterungsbedingt natürlich. In dieser Zeit gab es immer die meisten Bestellungen“, erzählt Heidi Strasser.
Nach zusätzlichen zwei Monaten Sommerferien, hat die Familie nun eine „schulmilchtechnische Durststrecke hinter sich“ und freut sich auf einen Neuanfang in wenigen Wochen. „Corona hat den heimischen Bauern und ihren Produkten zu einem enormen Aufwind verholfen. Wir erwarten uns deshalb ein erhöhtes Bewusstsein für bäuerliche Produkte bei den Verantwortlichen in der Schule und dass Lehrer, Direktoren und auch Eltern unsere Milchprodukte wahrnehmen und fördern“, so Bauer Franz Strasser.
Seit 1996 – als einer der ersten Betriebe in der Steiermark – beliefert die Familie elf regionale Schulen und Kindergärten mit Kakao, Milch, Fruchtmilch und Jogurtgetränken. „Die Nachfrage hat sich im Laufe der Jahre natürlich immer etwas verändert, mal ging mehr, mal weniger. Aber im Grunde genommen ist die Schulmilch eine Säule, die nicht wegzudenken ist. Für das Wohl unserer Kinder mehr, als für unser Geldbörsel. Denn reich wird man damit überhaupt nicht mehr, es ist vielmehr eine Prestige-Sache. Auch unsere Kinder sind mit unserer Schulmilch aufgewachsen“, so der Landwirt.
Ans Aufhören denken Heidi und Franz Strasser auch nach der mehrmonatigen Produktions-Pause nicht. Die Milch von mehr als 70 Kühen wird derzeit noch täglich in Supermärkte und Gastrobetrieben geliefert. Die ersten Schul-Bestellungen im September aber lassen die Familie schon jetzt aufatmen: „Viele Eltern haben uns schon zugesichert, dass sie Kakao und Co wieder von uns beziehen werden, das tut sehr gut und gibt uns Kraft“, erzählt Heidi Strasser.
Botschafter gesucht
Einen einhundertprozentigen Ausfall bei der Schulmilch hatte auch Landwirt Hermann Madl aus Seckau zu beklagen. „Klar hätten wir vereinzelt für die einen oder anderen Schüler, für die kein Heimunterricht möglich gewesen war. Aber das hätte sich nie mit den Logistikkosten gedeckt. Somit haben wir das Licht in der Molkerei mehr oder weniger abgedreht“, erinnert sich der Sprecher der steirischen Schulmilchbauern. Weil eine AMA-Evaluierung aus dem Vorjahr ergeben hat, dass viele Eltern mit dem Thema Schulmilch wenig anfangen können, sollen ab dem Schuljahr 2020/21 neue Schulmilchbotschafterinnen und-botschafter installiert werden. „Gesucht werden derzeit Elternteile, die das Thema in den regionalen Schulen aktiv bewerben, die Kinder informieren und aufklären. Denn diese Arbeit kann nicht beim Bauern hängen bleiben“, meint der Murtaler Landwirt. Interessierte können sich bei den jeweiligen Schulmanagern in der Bezirkshauptmannschaft melden.
Die junge Generation am Hof der Familie Strasser kann den Schulstart jedenfalls kaum mehr erwarten: „Ich freue mich, wenn ich für die Milch unserer Kühe wieder Werbung machen kann. Das ist eine große Verantwortung und echt cool“, freut sich Junior Jakob Strasser. So soll Schulmilch also bald wieder in aller (kleinen) Munde sein…