Familie und Beruf lassen sich in der Landwirtschaft optimal vereinbaren.
Pünktlich zum Weltfrauentag fordern Politiker aller Parteien mit schöner Regelmäßigkeit eine Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Resultate sind eher mager. Tatsächlich ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Idealfall ein akrobatischer Akt, der enorm viel Flexibilität, Organisationstalent und Improvisation verlangt. Im schlechtesten Falle endet der Versuch mit einer Burnout-Diagnose. „Vereinbarkeit ist eine Lüge“, titelt die FAZ , und auch die Zeit schlägt in dieselbe Kerbe.
Infolge der mangelhaften Vereinbarkeit manifestiert sich ein neuer Trend: Immer mehr junge, gut ausgebildete Frauen entscheiden sich ganz bewusst für ein Leben auf dem Bauernhof. Selbstbestimmtes Arbeiten und freie Zeiteinteilung ermöglichen ein optimales Nebeneinander von Landwirtschaft und Kindern. Und nicht nur das: „Mir war es wichtig, dass meine Kinder in der Natur aufwachsen.“, erklärt Alexandra Kiegerl, Landwirtin in Trahütten. Den Entschluss, nach sich der Matura statt der Astrophysik doch der Landwirtschaft und vor allem ihrer Familie zu widmen, hat die „landwirtschaftliche Quereinsteigerin“ noch keinen Tag bereut. „Ich bin mir sicher, dass ich als Astrophysikerin nicht die Familie hätte, die ich jetzt habe“, ist Kiegerl überzeugt. Ihre Entscheidung hat auch für ihre Schwester positive Auswirkungen: Sie weiß ihren Sohn am Hof der Schwester gut aufgehoben während sie ihrem Job als Lehrerin nachgeht.
Auch für Anneliese Kollegger war ihr Beruf als Sozialarbeiterin mit ihrer Mutterrolle nicht vereinbar. Um sich optimal um ihre Kinder kümmern zu können, hat die engagierte dreifache Mutter aus der Not eine Tugend gemacht, und bietet im Rahmen ihres landwirtschaftlichen Betriebs flexible Kinderbetreuung und Spielgruppen an. Die Nachfrage steigt kontinuierlich, das Konzept, Kindern den Freiraum und den Kontakt zur Natur zu ermöglichen, geht voll auf. „Mir ist es enorm wichtig, dass Kinder durch das unmittelbare Erleben des Jahrlaufs in der Natur Respekt und Wertschätzung für unsere Umwelt entwickeln“, betont Kollegger.
Dabei schwört sie auch auf tiergestütze Pädagogik: „Im Umgang mit den Tieren lernen Kinder enorm viel. Zum einen ist es die Nähe, die den Kindern gut tut, zum anderen bekommen sie von den Tieren ein direktes und unverfälschtes Feedback auf ihr Verhalten.“
Reich wird man damit nicht, aber dieses Los teilen auch die in anderen „typischen“ Frauenberufen Tätigen. Also noch genug zu tun für die hohe Politik. Hoffentlich nicht nur am Weltfrauentag!