Kulturhauptstadt als große Chance

von Karl Brodschneider

Bürgermeister Franz Steinegger über die großen Chancen, welche das Salzkammergut als Europäische Kulturhauptstadt 2024 haben wird.

NEUES LAND: Das Salzkammergut mit Bad Ischl und 19 weiteren Gemeinden – darunter auch Bad Aussee, Altaussee, Grundlsee und Bad Mitterndorf – wurde zur Europäischen Kulturhauptstadt 2024 gekürt. Wie geht das überhaupt, dass eine Region diesen Titel führen darf?

Franz Steinegger: Es gibt neue Richtlinien der Europäischen Kommission. Es können sich nicht nur Städte, sondern auch Regionen bewerben. Und es geht nicht nur um Kunst, sondern um Kultur im weitesten Sinne. Die neuen Kriterien sagen aber auch, wann ein Land an der Reihe ist. Heuer durfte sich Österreich darum bewerben. Es gab eine innerösterreichische Ausscheidung. Von ursprünglich 17 Interessenten sind drei übriggeblieben, nämlich St. Pölten, Dornbirn und das Salzkammergut.

NL: Euer gemeinsames Bewerbungsmotto war „Wasser und Salz“. Was steckt dahinter?

Steinegger: Das Motto „Salz und Wasser“ ist unsere DNA, das hat uns geformt. Daraus haben wir vier Programmlinien erarbeitet, wobei es uns immer um die Balance geht. Auf der einen Seite steht der Tourismus und wie er in Zukunft aussehen soll, auf der anderen Seite der Durst auf Rückzug. Die dritte Linie ist die Macht der Tradition mit all ihren Ausformungen und im Gegensatz dazu die Kraft der Gegenkultur.

NL: Was sind die größten Herausforderungen in den nächsten vier Jahren, ehe es Anfang 2024 mit dem Kulturhauptstadt-Jahr losgeht?

Steinegger: Dass wir die Region soweit bringen, dass wir die uns jetzt bietenden Chancen nutzen. Kulturhauptstadt ist keine Marketing-Idee und nicht auf noch mehr Tourismus ausgerichtet. Es ist eine Stärkung des ländlichen Raumes. Es geht um Chancen und Möglichkeiten die wir uns selbst erarbeiten müssen. Unser Arbeitsprogramm besteht aus 17 Themenfeldern. Wir fragen uns, wie das Salzkammergut 2030/2040 ausschauen soll. Oder wie unsere Landwirtschaft im Jahr 2030/2040 aussehen soll. Oder wie wir Schulen in unsere Region bringen, damit auch Schüler und Studierende von anderen Regionen zu uns kommen. Oder wie wir es schaffen, dass Menschen, die von hier weggezogen sind, wieder zurückkommen. Und wir müssen eine Vision haben, wie der Tourismus der Zukunft aussehen soll. Die EU erhofft sich von uns Antworten, die auch für andere Regionen in Europa gelten. Das ist ein völlig neuer Zugang der Kommission.

NL: Wie sehr freuen sich die Menschen über den Zuschlag? Können sie sich ein Bild davon machen, was das bedeutet oder gibt es Ängste und Sorgen?

Steinegger: Grundsätzlich ist die Freude enorm. Die Region ist jetzt schon gewaltig zusammengewachsen. Die Bevölkerung spürt das. Wir wollten und konnten im Vorfeld keine zu hohen Erwartungen erwecken. Der Titel ist kein touristisches Projekt, sondern eine einmalige Chance für die Regionalentwicklung. Aber natürlich müssen wir das jetzt ganz stark mit der Bevölkerung kommunizieren.

NL: Was bedeutet diese Entscheidung für Sie als der Koordinator für die Bewerbung im Ausseerland?

Steinegger: Ich freue mich für die Region. Das ist eine ganz große Chance für die nächsten Jahrzehnte.

 

Zur Person

Bei der Gemeinderatswahl 2015 gewann die ÖVP in Grundlsee über 27 Prozent dazu und stellt seither mit Franz Steinegger den Bürgermeister. Der 40-jährige betreibt im Ortsteil Gößl den Bauernhof vulgo Annerl und führt zusammen mit seiner Gattin Michaela eine Werbeagentur. Bei der Kulturhauptstadt-Bewerbung war er der Koordinator für das Ausseerland.

Foto: kk

 

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