Die Schätze der Grazer Burg  

von Karl Brodschneider

Neben der Doppelwendeltreppe birgt die Grazer Burg viele weitere historische Schätze, die ab 2028 für alle zu sehen sein werden.

 

Die steirische Landeshauptstadt hat mit der Grazer Burg ein historisches Juwel, das der Bevölkerung bisher kaum bekannt und zugänglich ist. Sieht man von der berühmten Doppelwendeltreppe ab, wurden die Besucherströme weitgehend an der Burg vorbeigeleitet. Das soll sich nun ändern. Unter Alt-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer wurde nämlich der Beschluss gefasst, die historisch wertvollen Flächen der Grazer Burg zu revitalisieren. Das war vor zwei Jahren. Jetzt folgte der nächste wichtige Schritt. Die Sieger des EU-weiten Architektenwettbewerbs wurden ermittelt und von Landeshauptmann Christopher Drexler und Stellvertreter Anton Lang gemeinsam vorgestellt. Ort der Präsentation war die gotische Einsäulenhalle der Burg. Das ist einer jener Räume, der in den vergangenen Jahrzehnten nur als Rumpelkammer genutzt wurde, in Zukunft aber öffentlich zugänglich sein wird.

Was wird gemacht? Bislang für die Öffentlichkeit nicht zugängliche, historisch wertvolle Teile des Gebäudeensembles werden revitalisiert und mit einem neuen Nutzungskonzept erschlossen. Das betrifft die Renaissancehalle, die künftig als Anlaufstelle für die Besucher der Burg ausgestaltet wird. Die gotische Burgkapelle, die im 19. Jahrhundert mit einer Zwischendecke waagrecht durchschnitten worden ist, wird rückgebaut. Sie wird ebenso wie die anschließenden Säulenhallen zu einem Informations- und Präsentationsbereich ausgebaut.

König und Kaiser

Mit all diesen Maßnahmen, die von einer Dauerausstellung begleitet werden, will man Graz als habsburgerische Residenzstadt und die Burg als Sitz der Landesregierung von der Ersten Republik bis in die Gegenwart darstellen und möglichst viele Steirer und Graz-Besucher in die Burg locken. Hier regierte auch Friedrich III. als römisch-deutscher König beziehungsweise Kaiser des Heiligen Römischen Reiches mit der längsten Regierungszeit (1440-1493) und mit seinem mysteriösen Herrschaftsmotto „A.E.I.O.U.“

„Ich freue mich sehr, dass der Architekturwettbewerb weit über die Grenzen der Steiermark hinaus auf großes Echo gestoßen ist. 20 renommierte Architektinnen und Architekten haben sich in den vergangenen Monaten mit der historischen Bedeutung beschäftigt und spannende Konzepte vorgelegt, wie wir in Zukunft die Vergangenheit der Grazer Burg zu neuem Leben erwecken können“, sagte Landeshauptmann Christopher Drexler bei der Projektpräsentation. „Mit dem neuen Charakter des Ensembles übernehmen wir die Verantwortung für das kulturelle Erbe und setzen die historischen Schätze in einen Kontext!“, fuhr der Landeshauptmann fort. Baubeginn ist 2024, die Fertigstellung ist für 2028 geplant. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 30 Millionen Euro, die Hälfte davon kommt vom Bund.

Ein kleiner Wald

Burghof

Die Burg hat drei Innenhöfe. Der zweite Innenhof (Bild) soll mit vielen Bäumen bepflanzt werden.

Teil des Projekts ist auch die Miteinbeziehung der drei Burghöfe. Der erste Burghof bleibt in der bestehenden Form erhalten, soll als Repräsentationsort dienen und den städtischen Charakter ausstrahlen. Dagegen wird der zweite Burghof als „grünes Herz“ gestaltet werden. Hier sollen viele Bäume gepflanzt werden. Die Fachjury beurteilte das als „bemerkenswertes Statement für Biodiversität“. Darüber hinaus wird der zweite Burghof in Zukunft als gemeinsamer Freiraum für das angrenzende Schauspielhaus nutzbar sein. Im Zuge der Revitalisierung des Registraturtraktes wird auch dessen wertvolle Renaissancefassade umfassend saniert und prominent präsentiert. Der dritte Burghof bleibt zu einem Teil als Wirtschaftshof erhalten, der andere Teil wird begrünt. Auch die Skulptur des „Stadtkerns“ wird in diesen, von mehrstämmigen Bäumen überschirmten Park transferiert.

 

Fotos: Land Steiermark/Binder; NL

 

 

Zum Thema passend

Einen Kommentar abgeben