Sabine Spari, Caritas-Regionalkoordinatorin, über die 70-jährige Geschichte der Caritas-Haussammlung und eine Ausstellung dazu.
NEUES LAND: Derzeit findet die Haussammlung der Caritas Steiermark statt. Heuer begeht diese Sammlung sogar ein Jubiläum. Wie hat alles begonnen?
Sabine Spari: Sie ist aus der in den Nachkriegsjahren durchgeführten Erntedanksammlung entstanden. Außerdem gab es damals auch eine monatlich in den Kirchen durchgeführte Sammlung, die sich „Liebesopfer für die Pfarrarmen“ nannte. 1951 erfolgte dann der offizielle Start. Rasch wurde die Haussammlung zur Tradition.
Projekte zur Basisversorgung
NL: Wofür werden die Spenden verwendet?
Spari: Die Sammlung wird für Menschen in Not in der Steiermark verwendet. Das betrifft alle Einrichtungen zur Basisversorgung. Das sind die Notschlafstelle für Männer – die Arche 38, die Notschlafstelle für Frauen – das Haus FranzisCa, das Schlupfhaus für Jugendliche, die Notschlafstelle Franziskus für Männer, Frauen und Kinder in Leoben, das Ressidorf sowie das Marienstüberl und die Marienambulanz. Die Beratung zur Existenzsicherung ist mittlerweile an 21 Standorten in der Steiermark vertreten. Dabei versuchen wir als Caritas, vor Ort Ansprechpartner für die Menschen zu sein. Sie werden oft durch unterschiedlichste Schicksalsschläge aus der Bahn geworfen, manchmal ist es die Scheidung oder der Jobverlust und die Spirale beginnt sich nach unten zu drehen. Dabei zeigt es sich, dass es für Menschen sehr schwer ist, um Hilfe zu bitten. Das ist oft mit Scham behaftet. Nur wenn es gar nicht mehr geht, tut man es. Vor allem im Laufe des letzten Jahres haben wir bemerkt, dass als Folge der Corona-Krise auch immer mehr Alleinerzieherinnen in die Beratungsstellen gekommen sind. Übrigens bleiben zehn Prozent der Spenden in den Pfarren für die direkte Hilfe vor Ort.
NL: Welche Auswirkungen hat die Pandemie auf die Sammlung?
Spari: Der Sammelzentraum wurde verlegt. Es kann heuer vom Josefitag bis zum 31. Mai gesammelt werden. Dadurch ist es möglich, dass man in der wärmeren Jahreszeit zu den Menschen geht und mit Maske vor der Tür zusammenstehen kann. Bei der Haussammlung geht es nämlich auch darum, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen und da und dort auch Not aufzuspüren. Wir sind der Meinung, dass Begegnung bei dieser Aktion etwas ganz Wichtiges ist. Natürlich lassen sich manche Pfarren auch andere Wege einfallen und stellen zum Beispiel eine Spendenbox in Geschäften oder Tankstellen auf.
Ehrenamtliche Sammler
NL: Der Erfolg der Haussammlung beruht auf der Mitarbeit von Tausenden freiwilligen Helfern. Was ist deren Motivation?
Spari: Bei den einen ist es die Tradition. In meiner Heimatpfarre ist zum Beispiel die jahrelange Haussammlerin gestorben und ihre Tochter hat von sich aus dieses Amt übernommen. Dabei ist allerdings zu sagen, dass so etwas eher die Ausnahme ist. Für andere ist es ein Fastenopfer, das sie erbringen, in dem sie vor Ostern von Tür zu Tür unterwegs sind. Wieder andere sagen, dass sie einfach etwas Gutes tun wollen. Und dann gibt es noch die Gruppe von Menschen, denen von der Caritas einmal geholfen worden ist und die auf diese Art und Weise dafür Danke sagen wollen.
NL: Im Diözesanmuseum wird jetzt eine Ausstellung über die Caritas-Haussammlung gezeigt. Warum sollte man die Schau besuchen?
Spari: Um einen Einblick zu bekommen, wie die Caritas-Haussammlung entstanden ist. Die Ausstellung ermuntert auch, dass es Menschen gut tut, Gutes zu tun.
Zur Person
Sabine Spari aus Voitsberg ist Caritas-Regionalkoordinatorin in der Region Steiermark Mitte. Sie ist verheiratet, Mutter von drei Kindern und hat an der Entstehung der Ausstellung „…von Tür zu Tür – 70 Jahre Haussammlung der Caritas Steiermark“ mitgearbeitet. Zu sehen bis 10. Oktober 2021 im Diözesanmuseum in der Bürgergasse in Graz. Der Eintritt ist frei. www.dioezesanmuseum.at
Beitragsfoto: Brodschneider