Die Wahl ohne viel Wahlkampf

von Karl Brodschneider

Im März wird die Zusammensetzung der Pfarrgemeinderäte neu bestimmt. Die Sorge wächst, dass es zu wenig geeignete Führungskräfte auf lokaler Ebene gibt.

 

Die Vorbereitungen für die im heurigen Jahr erste bundesweite Wahl sind längst angelaufen. Am dritten Sonntag im März werden in allen 3000 österreichischen Pfarren die neuen Pfarrgemeinderäte gewählt. „Diese alle fünf Jahre stattfindende Wahl zählt zu den ganz wichtigen Projekten in der Kirche“, betont der in der Österreichischen Bischofskonferenz für Pfarrgemeinderäte zuständige Kärntner Bischof Josef Marketz. „Die Kandidatensuche bringt viel Dynamik in das Pfarrleben. Etwa die Hälfte der Kandidaten ist neu.“

Stefanie Schwarzl-Ranz

Stefanie Schwarzl-Ranz ist Leiterin des Bereichs Seelsorge in der Diözese Graz-Seckau.

„Bei der letzten Wahl im Jahr 2017 wurden in der Steiermark von den 4500 Pfarrgemeinderäten rund 2000 Frauen und Männer neu in dieses Gremium gewählt“, informiert Stefanie Schwarzl-Ranz, Leiterin des Bereichs Seelsorge in der Diözese Graz-Seckau. Sie klärt auf, dass es in der Steiermark aber nur in etwa einem Viertel der 388 Pfarren die klassische Wahl gibt. In einem weiteren Viertel sind die Gläubigen aufgerufen, Namen von Personen zu nennen, die in ihren Augen für dieses Amt geeignet erscheinen. In jeder zweiten steirischen Pfarre kommen verschiedene Delegationsmodelle zur Anwendung. Eine Besonderheit in der Steiermark ist, dass die einzelnen Pfarren die Anzahl der Pfarrgemeinderatsmitglieder selbst festlegen können. „Durchschnittlich sind es zwölf“, sagt Stefanie Schwarzl-Ranz und ergänzt: „Es müssen aber mindestens vier sein.“

Aktuelle Umfrage

Eine kürzlich unter allen österreichischen Pfarrgemeinderäten durchgeführte Umfrage brachte ganz klar zum Ausdruck, dass Pfarrgemeinderäte besonders häufig im operativen Bereich tätig sind. „69,4 Prozent sehen es als ihre wichtigste Aufgabe, das kirchliche Leben mitzugestalten“, informiert die Sprecherin der österreichischen Pfarrgemeinderatsreferenten, Klaudia Achleitner. Als Beispiel nennt sie die Mitarbeit bei Pfarrfesten oder das Aufrechterhalten von kirchlichen Traditionen. „Dadurch bleibt aber oft nur wenig Zeit und Energie für Innovation und Strategisches“, bedauert Achleitner.

Für Männer und Frauen, die sich in den Pfarrgemeinderäten engagieren, wird die professionelle Arbeitskultur in diesem Gremium immer wichtiger. Sie wollen gut geführte Sitzungen, die nicht zu lange dauern und mit klaren Ergebnissen enden. Allerdings sehen viele von ihnen die personelle Zukunft in den Pfarren eher pessimistisch. 40 Prozent glauben, dass sich keine geeigneten Führungspersonen finden. 

Für wen mache ich was?

Manfred Kohlfürst

Manfred Kohlfürst wurde schon als 20-Jähriger Pfarrgemeinderat. Derzeit ist er PGR-Sitzender in St. Marein am Pickelbach.

Ein begeisterter und überzeugter Pfarrmitarbeiter ist der Kammerobmann von Graz-Umgebung, Manfred Kohlfürst. In seiner Heimatpfarre St. Marein am Pickelbach ist er als Pfarrgemeinderatsvorsitzender tätig und will auch in der nächsten Periode mitarbeiten. „Ganz wichtig sind die vielen Helfer im Hintergrund“, betont der Obstbauer und nennt zwei Punkte, die ihm sehr am Herzen liegen: „Wir müssen auf unsere Pfarrer gut schauen und sie bei der Erledigung ihrer vielen Aufgaben unterstützen und entlasten. Und wir müssen uns selbst immer wieder die Frage stellen, für wen wir was machen.“

Bischof Josef Marketz betont, dass dem Pfarrgemeinderat mehr Entscheidungsgewalt zugestanden werden müsse: „Es darf nicht nur beim Organisieren von Veranstaltungen bleiben.!“ Zunehmend wichtig wird im Pfarrleben die Spiritualität. „Diese kann nicht nur der Pfarrer vorgeben, sondern sie muss von vielen Menschen eingebracht werden.“ 

 

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