Im Interview: Werner Preßler

von Karlheinz Lind

Werner Preßler, Bauernbund-Spitzenkandidat für den Bezirk Voitsberg, über Herausforderungen, Ängste und Zukunftschancen.

 

NEUES LAND: Sie stehen als Obmann an der Spitze der Bezirksbauernkammer Voitsberg. Worauf sind Sie in Ihrem Bezirk besonders stolz?

Werner Preßler: Das „V“ im Namen Voitsberg steht für mich für die Vielfältigkeit in unserem Bezirk. So sind alle Sparten – vom Obst- und Weinbau über Körndl- und Hörndlbauern mit Acker- und Grünlandbewirtschaftung bis hin zu Almen und der Forstwirtschaft – in unterschiedlicher Größe und Stärke vertreten. Dementsprechend abwechslungsreich und herausfordernd ist es, in Zeiten wie diesen bäuerlicher Interessensvertreter zu sein.

Bauer sein

NL: Oft tragen Landwirte ihren Kummer oder ihre Sorgen auch zum Kammerobmann. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen in unserer Zeit?

Preßler: Der Druck, der auf der Bauernschaft lastet, ist enorm. Die Abhängigkeit von Märkten, die Preisgestaltung und die Sorge, ob man mit dem Einkommen auch Auskommen kann. Die zunehmende Arbeitsbelastung und der Gedanke, funktionieren zu müssen, drängt viele von uns in eine psychische Krise. Die eigenen Stärken und Vorteile, die Herausforderung und das Schöne am Bauer-Sein wird vielerorts leider nicht mehr gesehen.

 

NL: Die Corona-Krise hat die Leistungen der heimischen Bauern stärker in den Mittelpunkt gestellt. Wird man dieses positive Image in die Zukunft mitnehmen können?

Preßler: Unser Stellenwert und auch das Selbstwertgefühl sind gestiegen und werden auch offensiv zur Schau getragen. Wie viel wir davon mitnehmen können, hängt sehr wesentlich von unseren Partnern im Handel ab. Regionalität, Vielfalt und Versorgungssicherheit dürfen nicht nur Schlagwörter für die Werbung sein.

 

NL: In vielen Bereichen sind die Erzeugerpreise für Landwirte nicht zufriedenstellend. Wo sehen Sie hier Lösungsansätze, was muss sich ändern?

Preßler: Die Produktion muss sich mengenmäßig an der Nachfrage orientieren. Ob Mengensteuerungen freiwillig möglich sind, ist schwer zu beantworten. Mit gutem Willen und viel Disziplin innerhalb der Bauernschaft wäre in diesem Bereich sehr viel möglich.

 

NL: Sie sind selbst praktizierender Landwirt. Wo sehen Sie die heimische Landwirtschaft in zehn Jahren?

Preßler: Diese Frage ist unmöglich zu beantworten. Wer hätte sich vor einem Jahr gedacht, dass wir weltweit eine Pandemie erleben? Wenn wir Covid überstanden haben, wird wieder der Klimawandel den Takt und den Rhythmus für das Gesellschaftsleben vorgeben. Es wird eine Ressourcenfrage sein, wie die Welt in zehn Jahren aussehen wird. Für die Bauernschaft als Besitzer von Grund und Boden tun sich als Problemlöser viele Möglichkeiten auf. Daher blicke ich der Zukunft sehr positiv entgegen.

 

NL: Sie stellen sich am 24. Jänner 2021 der Kammerwahl. Wofür wollen Sie besonders eintreten?

Preßler: Ich will – wie bisher – gewissenhaft, ausdauernd, beharrlich und mit vollem Einsatz für die Interessen und Belange unserer Bäuerinnen und Bauern da sein. Den Bäuerinnen und Bauern, der Landjugend, der organisierten Bauernschaft muss auch in Zukunft im Bezirk Voitsberg eine Heimat angeboten werden. Ein „Haus der Landwirtschaft“ oder ein „Haus der Region“ sollen als Ersatz für die jetzige Bezirkskammer zur Verfügung stehen. Interessensvertretung, regionale Vermarktung, Ideenwerkstatt für Veranstaltungen und Projekte, Impulsgeber für unsere Dörfer und vieles mehr sollen von einer solchen Drehscheibe aus angeboten werden. Ein gutes Wahlergebnis für den Bauernbund könnte diese Ideen beflügeln. Ich bitte daher um das Vertrauern der Voitsberger Bauernschaft.

 

Zur Person

  • Kammerobmann Werner Preßler, geboren1963, bewirtschaftet gemeinsam mit Gattin Gudrun und Schwiegersohn Rene einen Milchviehbetrieb mit 35 Kühen in Edelschrott.
  • Der zweifache Familienvater ist Landwirtschaftsmeister und war von 1991 bis 2001 Landeskammerrat.
  • Seit März 2000 ist Preßler Kammerobmann im Bezirk Voitsberg.

Beitragsfoto: Bergmann

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