Im Interview: Johann Eder-Schützenhofer

von Karlheinz Lind

Johann Eder-Schützenhofer, Bauernbund-Spitzenkandidat für den Bezirk Bruck-Mürzzuschlag, über Fischotter, Wölfe und Entbürokratisierung.

NEUES LAND: Sie stehen als Obmann an der Spitze der Bezirksbauernkammer Bruck-Mürzzuschlag. Worauf sind Sie in Ihrem Bezirk besonders stolz?

Johann Eder-Schützenhofer: Wir sind im Bezirk ein sehr gutes Team mit einer großartigen Gemeinschaft. Nur dadurch war es möglich, auch in Zeiten von Corona die Kommunikation zwischen Landwirten, Mitarbeitern und Funktionären bis hin zu Behörden und Landespolitik aufrecht zu erhalten. Mit eigenen WhatsApp-Gruppen wurden wichtige Informationen auf die Höfe gebracht und umgekehrt zum Beispiel Probleme an uns herangetragen.

Problem Rundholzpreis

NL: Sie sprechen Probleme von Landwirten an. Womit werden Sie am häufigsten konfrontiert?

Eder-Schützenhofer: Wir sind ein Bezirk, in dem die Forstwirtschaft dominiert. Enorme Schadholzmengen aus dem Ausland sowie die Corona-Pandemie haben den Rundholzpreis massiv sinken lassen. Das hat enorme Auswirkungen auf viele Betriebe, die von der Waldbewirtschaftung leben. Natürlich wenden sich viele Bauern auch bei Grenzstreitigkeiten an mich. Tragisch waren heuer zwei Todesfälle auf Bauernhöfen. Dort versuchen wir so gut als möglich zu helfen.

 

NL: Stichwort Lebensmittelversorgung. Während der Corona-Krise standen die Leistungen der heimischen Bauern im Mittelpunkt. Wird man dieses positive Image in die Zukunft mitnehmen können?

Eder-Schützenhofer: Einen gewissen Teil werden wir sicher mitnehmen können. Ich habe in dieser Zeit das Einkaufsverhalten vieler Konsumenten genau beobachtet. Öfter als sonst wurde nach der Herkunft gefragt, Regale mit heimischen Lebensmitteln waren in kürzester Zeit doppelt so groß als vor der Krise. Leider greifen nun viele schon wieder zum billigsten Produkt. Unsere Aufgabe ist es, weiterhin Werbung für Regionalität zu machen. Die Woche der Landwirtschaft ist ein gutes Beispiel dafür.

 

NL: Oft klagt man in der Agrarbranche über ein hohes Maß an Bürokratie. Wie sehen Sie die Situation, wie könnte Abhilfe geschaffen werden?

Eder-Schützenhofer: Für einen Bürokratieabbau kämpfen wir schon lange. Dass gewisse Aufzeichnungen notwendig sind, sieht jeder Landwirt ein. Oft übersteigt der Zeitaufwand für die Erstellung notwendiger Unterlagen bereits den zu dokumentierenden Arbeitsaufwand am Feld. Warum muss jedes Jahr ein Mehrfachantrag gestellt werden? Eine einmalige Antragstellung am Beginn der Periode wäre ausreichend, zu melden wären eben nur die Änderungen oder die Bestellung der Ackerflächen.

 

NL: Welche Dienstleistungen werden von den Bäuerinnen und Bauern besonders oft in der Bezirksbauernkammer in Anspruch genommen?

Eder-Schützenhofer: Wir sind in fast allen Bereichen erster Ansprechpartner für unsere Landwirte. Fast jeder Mehrfachantrag geht über unsere Schreibtische in der Bezirkskammer. Doch auch bei der Erstellung von Übergabsverträgen, bei Ansuchen von Forstförderungen und in der Bäuerinnenberatung gibt es viel zu tun. Unsere Dienststelle läuft sehr gut, der freiwillige Zusammenschluss der drei Standorte Leoben, Bruck und Mürzzuschlag hat die Beratungsqualität nochmals verbessert.

 

NL: Sie sind selbst praktizierender Landwirt. Wo sehen Sie die heimische Landwirtschaft in zehn Jahren?

Eder-Schützenhofer: Ich glaube, dass unsere kleinstrukturierte Landwirtschaft enormes Potential hat. Konsumenten wollen wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen. Das ist eine große Chance für uns.

 

NL: Sie stellen sich am 24. Jänner 2021 der Kammerwahl. Wofür wollen Sie besonders eintreten?

Eder-Schützenhofer: Die Themen Regionalität, Bürokratieabbau und der Erhalt kleinerer Betriebe sind mir besonders wichtig. Besonders eintreten möchte ich gegen Dummheiten der EU. Der Schutzstatus von Wolf, Fischotter und Co muss bei uns stark hinterfragt werden. Der Lebensraum ist für diese Tiere bei uns nicht vorhanden. Oberstes Ziel muss jedenfalls ein starker Bauernbund sein, damit wir selbst mitbestimmen können und nicht von anderen diktiert werden.

 

Zur Person

  • Johann Eder-Schützenhofer (57) führt gemeinsam mit seiner Gattin Sonja einen Milchviehbetrieb in der Marktgemeinde Krieglach.
  • Der vierfache Familienvater war vor der Fusion Kammerobmann von Mürzzuschlag, dann Stellvertreter von Bruck-Mürzzuschlag und steht seit Dezember 2019 an der Spitze.
  • Am 24. Jänner 2021 stellt er sich der Wahl.

Beitragsfoto: privat

 

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