Der Nationalratsabgeordnete und stellvertretende Landesjägermeister Andreas Kühberger berichtet über seine Erkenntnisse aus seiner Wolf-Studienreise nach Schweden.
NEUES LAND: Der Nationalrat hat jetzt Sommerpause. Was heißt das für einen Abgeordneten?
Andreas Kühberger: Sommerpause ist ein trügerischer Begriff und bedeutet nichts anders als tagungsfreie Zeit. In der Bundesverfassung ist nämlich vorgesehen, dass es in der Zeit zwischen Mitte Juli bis Mitte September keine Tagung des Nationalrats geben soll. Ausschusssitzungen laufen nach wie vor weiter. Es kann auch die eine oder andere Sondersitzung geben. Für mich als Abgeordneter ist jetzt vor allem die Zeit, wo ich sehr viel in den Gemeinden unterwegs bin. Dabei ist es mir ein großes Anliegen, den Leuten den Inhalt der Maßnahmenpakete, die der Nationalrat beschlossen hat, zu erklären.
NL: Zu den für die Landwirtschaft wichtigsten Beschlüssen in der jüngsten Zeit zählt das Versorgungssicherheitspaket. Wie stehen Sie dazu?
Kühberger: Ich bin stolz darauf, dass uns dieses Maßnahmenpaket gelungen ist. Dafür stehen insgesamt 110 Millionen Euro zur Verfügung. Aber dieses Paket war harte Arbeit! Absolut positiv zu beurteilen ist dabei die für Landwirte unbürokratische Abwicklung. Froh bin ich auch darüber, dass die Regierung die Familienbeihilfe, die Studienbeihilfe und das Kinderbetreuungsgeld künftig an die Inflation anpassen will.
Gesprächsthemen
NL: Sie sind jetzt laufend bei Veranstaltungen und sprechen viel mit den Menschen. Was sind die Themen, welche am meisten bewegen?
Kühberger: Ein großes Thema sind die stark gestiegenen Preise für Betriebsmittel wie Energie, Treibstoffe, Dünge- und Futtermittel sowie bei Investitionen und Reparaturen. Das Thema Photovoltaik ist den Bäuerinnen, Bauern und der bäuerlichen Jugend ganz wichtig. Daher begrüße ich auch die Aktion der Steirischen Jungbauern „Dächer statt Äcker“, denn die Bodenversiegelung macht den Menschen wirklich große Sorgen. Und bei ganz vielen Gesprächen dreht sich alles um den Wolf.
NL: Heuer ist die Steiermark von Wolfsrissen im Vergleich zu anderen Bundesländern bis dato relativ verschont geblieben. Wird sich dadurch die Stimmung nicht etwas beruhigen?
Kühberger: Jeder Riss ist einer zu viel. Der Wolf hat bei uns nichts zu suchen!
Aktive Bejagung
NL: Sie haben zu diesem Thema kürzlich an einer Studienreise nach Schweden teilgenommen. Wie gehen die Schweden mit dem Wolf um?
Kühberger: In Schweden mit einer Landesfläche von 450.000 Quadratkilometern leben derzeit rund 460 Wölfe. Nord- und Südschweden mit mehr als der Hälfte der Landesfläche sind überhaupt Wolf-frei. Eine Rudelbildung wird hier nicht zugelassen, da der Erhaltung der Rentierhaltung höherrangiger als der strenge Artenschutz angesehen wird. Der erklärte gute Erhaltungszustand bei Wölfen wurde vor sechs Jahren mit 300 Wölfen festgelegt. Vor einiger Zeit beschloss die schwedische Regierung sogar, die Stückzahl auf 170 bis 270 Tiere zu reduzieren. Möglich ist diese feste Anzahl an Tieren durch die aktive Bejagung. Wölfe werden entweder durch die sogenannte Schutzjagd, die Lizenzjagd oder Notfallentnahmen staatlich legal geschossen.
NL: Mit welchen Schlüssen sind Sie von dieser Studienreise heimgekehrt?
Kühberger: Wir müssen am Beispiel Schweden ansetzen und die Alm- und Weidewirtschaft als höchst schützenswert ansehen und das über die Großraubtiere stellen. Denn in Schweden sind es die Rentiere, bei uns wären das die Almgebiete. Wenn in Schweden der gute Erhaltungszustand mit 300 Wölfen als erreicht gilt, müsste dieser in Österreich aufgrund der intensiven Nutzung des Kulturraums und der geringeren Flächen um ein Vielfaches niedriger sein. Außerdem müsste bei uns viel mehr Geld für die Forschung rund um dieses Thema eingesetzt werden.
NL: Kommen wir abschließend noch zur Politik im eigenen Lande. Ist es derzeit schwer, ein namhafter ÖVP-Mandatar zu sein?
Kühberger: Dazu möchte ich schon klar sagen, dass ich stolz darauf bin, ein ÖVP`ler zu sein. Wir haben einen Bundeskanzler und eine Bundesregierung, denen ich vertraue. Und wir haben in der Steiermark mit Christopher Drexler einen Landeshautmann, der seine Arbeit gut machen wird. Es tut mir im Herzen weh, wenn mir bei Veranstaltungen gesagt wird, dass ich über alles reden kann, aber nur nicht über die Politik. Wir machen gute Arbeit für unsere Bäuerinnen und Bauern und sind jeden Tag das ganze Jahr für sie unterwegs. Das macht sonst keiner.
Zur Person
Andreas Kühberger (48) ist Bauer in Mautern, seit 2010 Bürgermeister und seit 2017 Nationalratsabgeordneter. Seit heuer ist er auch stellvertretender Landesjägermeister. Er ist mit der gebürtigen Ennstalerin Brigitte verheiratet. Gemeinsam haben sie sechs Kinder. Kühberger hat selbst vier Geschwister.
Foto: Brodschneider