Land- und Forstwirtin Andrea Pirker aus Kulm am Zirbitz über die Wolfsproblematik, Gegenmaßnahmen und fehlendes Verständnis.
NEUES LAND: Anfang April dieses Jahres wurden auf Ihrem Betrieb in Hofnähe fünf Schafe nachweislich von einem Wolf gerissen. Wie haben Sie das erlebt?
Andrea Pirker: Ich habe bereits einige Zeit davor eine starke Beunruhigung beim Rotwild im Revier gespürt. Bei genauerer Kontrolle habe ich im Bereich der freien Rotwildfütterung eine große Fährte gesehen, wollte jedoch nicht hysterisch sein. Kurz darauf erhielt ich einen Anruf eines Jägers, der einen Wolf gesehen hat. Somit wurde mein Verdacht bestätigt. Und dann fand ich am Morgen die fünf Schafskadaver auf der Weide im Hofbereich.
NL: Wie haben Sie reagiert?
Pirker: Nach genauerer Kontrolle war mir klar, dass es ein Wolf gewesen sein muss. Das wollte ich auch von einem Experten bestätigen lassen. Leider war das sehr schwierig, da weder der Amtstierarzt noch ein Wildbiologe greifbar waren. Deshalb habe ich alles fotografisch festgehalten und ein gerissenes Lamm samt Losung vom damals noch unbekannten Beutegreifer zum Wildbiologen Armin Deutz gebracht, um eine DNA-Untersuchung durchführen zu lassen. Das Ergebnis hat die Vermutung bestätigt, es war eindeutig ein Wolf.
NL: Wie sieht es nun drei Monate später aus?
Pirker: Besonders im Revier spüren wir ständig eine Beunruhigung, gerade Rehwild tritt nicht mehr so häufig auf Freiflächen aus. Nun können wir nur hoffen, dass der Wolf nicht auf unsere Alm kommt. Dort weiden nämlich die Mutterkühe, die jetzt abkalben.
NL: Wolfsvertreter behaupten, dass durch spezielle Zäune das Weidevieh gut geschützt werden kann. Was halten Sie davon?
Pirker: Das hört sich ja ganz großartig an, ab in der Praxis ist das einfach nicht umzusetzen. Vielleicht kann man eine Fläche von einem Hektar Wolf-sicher einzäunen, nicht jedoch eine Alm. Unsere Rinder und Schafe beweiden knapp 190 Hektar, die Zaunlänge beträgt fünf Kilometer. Es ist arbeitstechnisch einfach nicht möglich, dies durchzuführen.
NL: Deshalb wurde im Bauernbundvorstand eine Wolfspetition beschlossen, die Sie verfasst haben. Was fordern Sie darin?
Pirker: Wir wollen etwas gegen Problemwölfe tun dürfen, um unser Weidevieh – nicht nur auf den Almen – zu schützen. Und da wird das Vergrämen nicht reichen, da wir den Wolf damit ja nur zum Nachbarn vertreiben. Ich fordere ganz klar den Abschuss von Wölfen, um die Produktion von heimischen Lebensmitteln nicht zu gefährden. Außerdem ist es auch Tierquälerei, wenn ein Wolf eine Weidetier angreift und dabei nicht sofort tötet.
NL: Warum ist die Durchsetzung eines kontrollierten Wolfsabschusses so schwierig?
Pirker: In unserer heutigen Zeit haben ganz viele Leute den Bezug zur Land- und Forstwirtschaft gänzlich verloren. Das ist auch ganz klar, wenn man im urbanen Raum aufwächst. Aber genau diese Menschen fordern, dass der Wolf wieder heimisch werden soll. Leider eignen sich unsere Strukturen nicht mehr, um dem Wolf einen geeigneten Lebensraum bieten zu können. Deshalb engagiere ich mich auch so, da ich hier etwas bewegen will.
NL: Wie soll es weiter gehen?
Pirker: Nun ist die Politik gefordert, um die notwendigen, gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Wir werden für den Schutz unserer Herden kämpfen.
Beitragsbild: privat
Zur Person
Andrea Pirker bewirtschaftet zusammen mit ihrem Lebensgefährten den land- und forstwirtschaftlichen Betrieb vulgo Michl z’Kulm in Kulm am Zirbitz. Die Landwirtschafts-, Hauswirtschafts- und Forstwirtschaftsmeisterin ist begeisterte Jägerin und Hegemeisterin. In einer von ihr verfassten Wolfspetition fordert sie den Abschuss von Problemwölfen.