„Heurige“ massiv im Minus

von NEUES LAND

Die Frühkartoffelernte hat in dieser Woche begonnen. Die Erdäpfelbauern klagen, so wie schon im Vorjahr, über schwere Ertragseinbußen aufgrund des April-Frostes.

Erich Aust: „Bitte auf die Herkunftsbezeichnungen schauen!“

Der steirische Frühkartoffel-anbau ist auf das südliche Grazer Feld konzentriert und stellt für etwa 25 Bauern eine wichtige Einnahmequelle dar. Doch mit dem Verdienen wird heuer nichts. Schon im Jahr 2016 hatte der April-Frost zu großen Ertragseinbußen geführt. Aber heuer ist es noch schlimmer. „Wir haben einen Ernteausfall von 40 bis 50 Prozent“, beziffert Erich Aust aus der Marktgemeinde Premstätten den Schaden, fügt aber sofort hinzu: „Den regionalen Markt und die Bauernmärkte können wir trotzdem bedienen.“

So gut begonnen

Dabei hatte das heurige Jahr für Aust und seine Kollegen so gut begonnen. Dank des sogenannten Vortreibens, händischen Einlegens in die Setzgeräte und der Bodenabdeckung mit dem schützenden Vlies entwickelte sich die Vegetation hervorragend – bis zur Nacht vom 20. auf den 21. April. „Es wäre die bis dato früheste Frühkartoffel-ernte aller Zeiten geworden“, sinniert Aust. Aber solche Worte vermögen nicht zu trösten. Die Situation für viele Erd-äpfelbauern ist ernst. Sie haben Verträge mit Handelsketten abgeschlossen und können die vereinbarten Mengen jetzt nicht liefern. Statt zu verdienen zahlen sie drauf. „Normalerweise ernte ich zum momentanen Zeitpunkt 25 Tonnen pro Hektar. Jetzt sind es im besten Fall 15 Tonnen“, beschreibt Herbert Lienhart aus Wundschuh das Dilemma. Dazu kommt ein völlig legaler

Herbert Lienhart: „Frage mich, ob das noch einen Sinn macht?“

Etikettenschwindel, der den Erdäpfelbauern krampensauer aufstößt. In den Einkaufsmärkten werden Kartoffel aus Ägypten oder Israel, die im Vorjahr gesetzt worden sind, aber erst jetzt aus dem Boden genommen werden, als „Heurige“ verkauft. „Diese Qualitätsbezeichnung steht eigentlich nur unseren Erdäpfeln zu“, sagt Aust und fügt an: „Wir appellieren an die Konsumenten, dass sie genau auf die Herkunftsbezeichnung schauen.“

In die Zukunft blickend hofft Aust, dass seine Frühkartoffeln in den nächsten Jahren keinen Frost mehr zu spüren bekommen: „Wir werden 2018 wieder die gleiche Fläche anbauen.“ Sein Kollege aus Wundschuh spricht anders: „Das ist heuer schon das zweite Jahr, in dem mit der Frühkartoffel nichts zu verdienen war. Da muss man sich schon die Frage stellen, ob das alles noch einen Sinn macht.“

 

 

 

Foto: Brodschneider

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